und wohlerhaltene Bilder. Erwägt man, dass mit diesen Namen die Reihe
der Amateurs nicht erschöpft ist, dass wir in Wien ausserdem eine grosse
Anzahl von Sammlern in den verschiedensten Richtungen haben, wie die
Herren Graf E. Zichy, A. v. Dräxler, F. Amerling, Fürst Johann
von Liechtenstein, Herheck, Dr.Lind, Graf J.Waldstein, Ritter
v. Hauslab, A. v. Camesina, v. Heekeren, L. Lobmeyr u. s. f., so
tritt uns eine Reihe Amateurs entgegen, deren Bedeutung wir im Wiener
Kunstleben nicht hoch genug anschlagen können; denn ohne Amateurs, und
setzen wir hinzu ohne Amateurs von Werken alter Kunst, gibt es kein Kunst-
leben. Diese bilden einen integrirenden Theil eines reellen Kunstlebens.
In diesen Kreisen concentrirt sich sowohl der Geschmack, als auch noch
mehr die solide Kunstbildung, welche nicht abhängig ist von den Strömungen
des Tages, sondern die, sich fussend auf das Kunstleben und das Studium
von Kunstwerken früherer Zeit, ein Urtheil mit einem gewissen Masse
von Gründlichkeit und daher auch innerer Berechtigung abgeben kann.
Und diese Gesellschaft von Amateurs in Wien ist keine junge, eben erst
entstandene. In den verschiedensten Zeiten hat es in Wien eminente
Sammler, wie die Grafen Lamberg, Czernin und Fries, von Art-
haber, Graf Beroldingen, Gsell u. s. f., und vorzügliche Kenner,
wie die Herren Bartsch, J. D. Böhm, E. Engert u. s. f. gegeben. Und
erfreulich ist es zu sehen, dass sich in dem Kreise von Amateurs neben
der älteren Generation, den Herren A. Artaria, J. Endris, Anselm von
Rothschild und Dr. Kuranda, sich auch ein jüngerer vorfindet, deren
Mitglieder zum ersten Male als solche auftreten und die wir ganz besonders
mit Freude begrüssen, die beiden Lippmann, K. v. Lanckoronski,
Adalb. v. Rothschild, v. Epstein, E. v. Miller, v. Ferstel u. s. f.
Auch unter den Künstlern Wien's gab und gibt es nicht wenige, die als
Sammler und als Kenner alter Werke sich einen Namen gemacht haben.
Und das ist es, das dem Wiener Kunstleben eine grosse Präponderanz
über dem Kunstleben der meisten Städte Mitteleuropa's gibt, - das
Kunstleben in Wien geht tiefer als anderswo; es hängt mit wirklicher
Kunstbildung und mit einer Kunstliebe zusammen, die gerne zu Opfern
bereit ist. Dazu kommt, dass die Lust am Schauen, die Freude am Schönen
in Wien eine sehr grosse ist, und der Wiener den Erscheinungen der
bildenden Kunst ein offenes Herz und einen lebendigen Sinn entgegenbringt.
Unter den ausgestellten 206 Bildern ist keines, das nicht irgend einen
Anspruch auf ein besonderes Interesse hätte; einige nehmen in erster
Linie ein historisches Interesse in Anspruch, wie der J. de Barbarj, H.
von Kulmbach, J. Gertchen van Harlem, H. Holbein der Jün-
gere, H. B. Grien, die meisten der ausgestellten Italiener u. a. m. Diese
Bilder speciell zu würdigen, wird Aufgabe kunsthistorischer Fachblätter
sein. Aber unter den andern Bildern, die so zu sagen auf den ersten
Blick fesseln, kommen mehrere Prachtstücke vor; so die Porträte von
Rembrandt, F. Hals, A. Carracci, Buonvicino Moretto u. a. m.