kleine Collectionen aus der Kunstblättersammlung des Museums sowie Stiche oder Chromo-
lithographien von Kaser, Hölzel und der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst.
lm Saale IX ist seit dem r4. Januar eine reiche Collection von Aquarell-Copien
ausgestellt, welche im Auftrage der k. k. Central-Commission für Kunst- und historische
Denkmale von Herrn Maler Ad. Becker und Herrn Architekten C. Nordio nach den
Wand gemalden auf Schloss Runkelstein im Laufe des letzten Sommers ange-
fertigt wurden. Runkelstein liegt etwa eine halbe Stunde von Bozen in Tirol entfernt,
am Eingange des Sarnethals, und wurde 1237 von den Herren von KVanga erbaut. Die
Gebrüder Vintler von Bozen kauften es 1387, liessen es ausbauen und mit vielen Wand-
gemälden schmücken. Nachdem es im Laufe der späteren Jahrhunderte in den Besitz meh-
rerer Herren übergegangen, ist es heutzutage Mensalgut des Fürstbischofs von Trient. Es
ist vielleicht das einzige alte Schloss, welches so reich mit Bildern nach profanen Vor-
würfen, besonders dem altdeutschen Sagenkreise entnommen, bemalt ist. Alle Bilder
haben ungemein viel Leben und sind, wenn auch primitiv und hart, doch ausserordentliclt
correct und charakteristisch in der Zeichnung, kraftvoll und transparent in der Farbe. Das-
selbe gilt von den vielen Decorationen, Bordüren, Arabesken und KVappen. Leider sind
die Malereien seit Jahrhunderten sehr vernachlässigt. Mangelhafte, mitunter ganz fehlende
Bedachung, schlechter Schutz gegen die Seiten haben dem Regen und Winde fast überall
Eintritt gestattet, fehlerhafte Restaurirungen haben viel geschadet, am meisten aber hat
der Muthwille eines pietütlosen Publicums verbrochen. Alle diese Schaden würden sich
herstellen lassen, aber das Gestein, eine Art Porphyr, auf welchem das Gebäude steht,
ist so spröde, dass, nachdem schon zu wiederholten Malen ganze Partien der Felsen mit
Mauern und bemalten Wänden abgestürzt sind, die gewisse Voraussicht da ist, dass das
Ganze vielleicht in kurzer Zeit zusammenfallen muss. An eine gründliche Herstellung
des berühmten Schlosses könnte aber nur dann gedacht werden, wenn die enormen
Summen, welche das Untermauern des Felsens kosten würden, aufzutreiben wären. Man
hat es deshalb vorgezogen, alles künstlerisch Werthvolle von Runkelstein möglichst genau
copiren zu lassen. Von den ausgestellten Bildern bieten besonderes Interesse die Copicn
nach den erwähnten decorativen Sachen, eine Reihe Zeichnungen nach Holzvertafelungen,
von historischen Gemälden die neuen Triaden vom Söller, die zwei noch vorhandenen,
auf grünem Grunde schwarz gezeichneten Compositionen von Tristan und lsolde, fnnt
Bilder aus der Garel-Sage, der halbe Vierpass im Neidhart-Saale, Figuren aus dem Bade-
zimmer und Einzelnheiten aus dem Wigolais-Saale.
Ausserdem findet im Saal IX eine Ausstellung von Aufnahmen des s. g. Fürsten-
schlosschens in Meran, sowie die Aufnahmen des Herrn Prof. Hauser von der einen Seite
des Diocletian-Palastes in Spalato statt. - Im Säulenhofe des Museums wurden die Con-
currenz-Entwürfe für das Grillparzer-Monument zur öffentlichen Besichtigung aufgestellt.
(Geschenk) Der Bildhauer Fr. Beer in Paris. ein Oesterreicher, welcher an der
Wiener Akademie der bildenden Künste seine erste künstlerische Ausbildung erlangte,
hat - wie schon in voriger Nummer mitgetheilt wurde - sein jetzt im Museum ausge-
stelltes tretflichesPorträt-Medaillen Michel-Angelos in Bronze dem Museum als
Geschenk gewidmet. Die Direction des Museums hat dieses Geschenk angenommen und
dem Künstler in einem schmeichelhafren Schreiben für seine schöne Leistung, sowie für
seine patriotische Gesinnung Dank und Anerkennung ausgesprochen.
(Final-Ausstellung des Oesterr. Museums in Leitmeritz.)
Ueber Anregung des Curatoriums des Leitmeritzer Gewerbemuseums ver-
anstaltet die Direction des Oesterr. Museums mit Zustimmung des Herrn
Erzherzog-Protecturs Rainer und des Curatoriums eine Filial-Ausstellung
in Leitmeritz. Diese Ausstellung wird vom lO. August bis 16. September
dauern, in den Räumen der dortigen Oberrealschule stattfinden und sich
in erster Linie auf Lehrmittel im weiteren Sinne des Wortes und auf
Frauenarbeiten erstrecken. An diese Museal-Ausstellung wird sich eine
Gewerbe-Ausstellung von Leitmeritz und Umgebung anschliessen. -
Unsere Leser werden sich erinnern, dass das Oesterr. Museum schon im
Jahre 1866 in Leitmeritz eine ähnliche Ausstellung veranstaltet hat, welche
von dem besten Erfolge begleitet war und von mehr als 6000 Personen
besucht war. Leitmeritz hat für die Schul- und Lehrerbildung Deutsch-
Böhmens eine eminente Bedeutung.
(Preiaaussohreibung) Der Niederösterreichische Gewerbeverein in Wien schreibt
in Folge Beschlusses der Generalversammlung vom 29. December 1876 folgende sechs
Preise im Gesammtbetrage von vierhundert Reichsmark, gespendet von Herrn P. Keiss,
Meerschaumwaarenfabrikant in Wien, aus. und zwar: