dann mit Glasur belegt und das Stück auf's neue und stärker als vorher
gebrannt, doch immerhin nur schwach im Vergleich mit Steingut oder
Porcellan. Sie gestattet deshalb eine reiche Palette und ist in der Form
wenig beschränkt. Unter den ausgestellten Gegenständen sind grosse reich-
farbige Krüge, Vasen, Töpfe, Jardinieren, sodann auch Figürliches, wie
ein allerliebst entworfener nicht zu grosser Springbrunnen mit Schwänen
und Knabeniiguren, der den Mittelgang des Hauptgebäudes ziert. Das
Werk fesselt ungemein. Es waltet über ihm jene Poesie des abgelegenen
stillen Schattenplatzes im Park, wo die Wasserstrahlen nur leise rieseln
dürfen, um die Stille nicht zu unterbrechen; der Farbenton schmilzt mit
Moos und Fels und Taxus zusammen, gleich als ob ein halbes Jahr-
hundert her alles so gewesen wäre wie jetzt.
Näher noch als die Fayence steht dem gesundesten einfachsten Ge-
fühl das Steingut, das gute alte, das von der Mutter Küche her uns be-
kannt und lieb ist, die Grund- und Unterlage unseres ganzen Topf-
gewerbes. Denn das steinfeste, man möchte sagen, felsenhart gebrannte
Steingutgeschirr ist unempfindlich gegen die grimmigsten Säuren und an-
dererseits frei von Einwirkung auf die zartesten Essenzen. Was nun aber
Doulton aus dem simplen Steinzeug, nach ihm Doultonwaare genannt,
gemacht hat, und zwar fast also erst seit der Wiener Ausstellung, über-
trifft geradezu jede Vorstellung. Ein nicht enden wollender Reichthum an
Formen von Krügen; Schüsseln, Humpen, Kannen, Platten u. s. w. und
ein ebenso grosser an Ornamentik, der sich darüber crgossen hat. Wir
erfahren zugleich die merkwürdigsten Dinge über die Herstellung. Sämmt-
licbe Steingutgeschirre Doultonis werden mit der Hand auf der Töpfer-
scheibe, die von Dampf getrieben wird, geformt; keine Presse, welche
mechanisch wiederholt, ist angewandt; jedes Ornament ist von Hand auf-
gelegt oder eingeritzt, oder mit dem Modellirholz aufgehöht u. s. w. Jedes
Geschirr ist demnach ein Unicuml Ich füge gleich hinzu, dass ein be-
trächtlicher Theil der leichteren Decorationsarbeit von Mädchen ausgeführt
wird, die unter der Leitung der ebenfalls praktisch thätigen Künstler ar-
beiten, die ihrerseits an der Südkensigtonschule oder deren Filialen aus-
gebildet sind. Eine gewisse Classe von Verzierungen, eingeritzte kleine
Zeichnungen, die entweder die Steinfarbe behalten oder auch mit Farbe
eingerieben werden, rühren ausnahmslos von der Hand einer Dame her,
deren kunstgeübte leichte Hand eine Reihe reizender Schöpfungen ge-
liefert hat. Für diese Radirungen wird das Gefäss ganz leicht vorgebrannt,
so dass die Oberfläche nur eben diejenige Festigkeit bekommt, welche das
sichere und klare Einritzen ermöglicht. Alsdann wird mit der Stahlnadel
die Zeichnung eingegraben. Man sieht der letzteren die Sicherheit und
Frische, das unmittelbare Concipiren beim Arbeiten selbst an, was gerade
der Steingutwaare so vorzüglich ansteht. Die technische Behandlung der
Geschirre im Ofen, die Färbung, welche manchmal nur ein leichter bläu-
licher Hauch, manchmal eine regelrechte Musterung von Blau und Grau,
z,