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maichinen die grobe Arbeitsleistung abnehmen zu lassen, indem er sich der ibm zuge-
führten Kraft in beliebig kleinem Maße bedienen kann.
Die bezüglichen Ausführungen gipfeln in dem Satze: -Wir können hier - und
vielleicht steht diese Zeit nahe genug bevor - das wunderbare Schauspiel erleben,
dass dieselbe Naturwissenschaft, welche durch Einfügung der Dampfkraft die Handarbeit
des Menschen zerstürt bat, durch Einführung einer neuen Kraft sie in Form der Einzeln-
arbeit zu einer unerbort glänzenden Leistungsfähigkeit wieder erhebtu M-t.
es
Hessische Holzbauten. Herausg. von L. Bickell. Heft t, mit 30 Lichtdr.
von J. B. Obernetter in München. Marburg, J. Elwert, 1887. Fol.
Der Verfasser hat es seit einer Reihe von Jahren unternommen, die Holzbauten
Hessens zu inventarisiren. Gegen 4oophotographische Aufnahmen wurden zu diesem Zwecke
bereits gemacht, von denen die vorliegende erste Lieferung 30 Stück zur Anschauung
bringt. Wie der Verfasser mit Recht betont, wäre es zu wünschen, dass die histo-
rischen Vereine aller Provinzen nach einheitlichem Plane vorgingen, um die erfahrungs-
gemäß so rasch zusammenschmelzenden Repräsentanten nationaler Hulzbautcn wenigstens
im Bilde der Nachwelt zu überliefern. Bickell schlägt hicfür ein einheitliches Format
und einheitliche Art der Publicirung vor.
Der zusammenfassende Text vorliegenden Werkes, mit Constructions- und Detail-
Abbildungen versehen, soll erst nach völligem Abschlüsse der Bereisung des hessischen
Landes endgiltig verfasst werden, um eine alphabetische Anordnung des Ganzen zu
ermöglichen. Die Obernettefschen Aufnahmen geben trotz des kleinen Maßstabes (Bild-
große xgjzo Centimeter) ein genaues Bild der anspruchslosen Fachwerksconstructionen.
ü! H_e.
Die decorative Kunststickerei. I. Aufnäharbeit. Von Frieda Lipperheid e.
Berlin, t888, Franz Lipperheide. 1. Liefg. M. 15.
Jede Lieferung dieser Publicatinn wird zwei Foliotafcln in Farbendruck und zwei
Holzschnitttafeln mit sorgfältigen Nachbildungen alter Muster theils aus der eigenen
reichen ßammlung der Herausgeberin, theils aus öffentlichen Sammlungen enthalten.
Dazu kommen noch zwei Beilagebogen mit Vorzeichnungen der Musterlinien zu beque-
merem Gebrauche und ein Textheft, in welchem die betreüende Kunsttechnik erläutert
wird. Jede Lieferung soll ein bestimmtes Gebiet der Kunststickerei zur Anschauung
bringen; die erste mit der utufnaharbeitt liegt vor. Die Publication schließt sich würdig
den früheren der unermüdlichen Frau an, welche fast allein die künstlerische Reform
auf dem Gebiete der weiblichen Handarbeit in Deutschland hervorgerufen hat, und welche
durch beständige Schöpfung neuer Lehrmittel dafür sorgt, dass ihr die geistige Leitung
dieser Reformarbeit in Händen bleibt. Die Tafeln sind mit der größten Genauigkeit aus-
geführt und geben auch, wie ganz richtig, alle Zufälligkeiten der Vorlage wieder. Strenge
gezeichnete Musterbogen, welche diese Tafeln begleiten, sind für Jene berechnet, welche,
dem individuellen Reiz der alteren Kunstarbeiten abhold, für ihre, genau und peinlich
durchgeführten Fleiflarbeiten doch nicht auf die reiche ornamentale Erfindungskraft der
vergangenen Jahrhunderte verzichten wollen. Doch sollte das für jede kunstliebende
Dame, die sich mit Ausführung solcher Arbeiten beschäftigt, nur ein Durchgangspunkt
sein, um zu der Freiheit der Hand zu gelangen, die für lebendige Wirkung unbedingt
nothig ist. Auch die auf den erwähnten Musterbogen beigegebenen Eckbildungen zu den
Bordüren dürften der ersten Gattung von Arbeiterinnen willkommen sein, ihrem Wesen
nach sind sie aber eine Pedanterie, von welcher die älteren Arbeiten nichts wissen. Der
Text, mit erläuternden Holzschnitten reich ausgestattet, beginnt mit einer historisch-
ästhetischen Würdigung der Technik, bewegt sich dann ausführlich schildernd über
Material und Ausführung und schließt mit einer sachgemäßen Erläuterung der einzelnen
Tafeln, alles in der bekannten klaren, verständigen Weise der Verfasserin. Beispiele für
die Anwendung, wie sie auf Seite ro und n gegeben werden, sind nicht vom besten
Geschmacke, und dürften ein künstlerisch veranlagtes Gemüth leicht aus einem Zimmer,
in dem sie sich so aufgestellt fanden, verscheuchen. F. W.
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F. Engel-Dollfus, sein Leben und Wirken, dargestellt von X. Moss-
mann. In deutscher Sprache herausgegeben vom niederösterr. Ge-
werbeverein, übersetzt von Dr. E. Anspitzer. Wien, Holder, x888.
8". 247 S. M. 3'zo.
Der Mann, dessen Lebenslauf in dem Buche geschildert wird, darf in der Geschichte
der Textilindustrie einen dauernden Ehrenplatz beanspruchen, denn seinem erfinderischen