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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 3)

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wcrthvnllcn, zum Theil bisher gar nicht oder nur ungenügend publicitlen Malcriales in 
wohlerwogener Auswahl, die den vielgestalt" en Bedürfnissen archäologischer_Ucbungen 
gerecht wird, und den Strömungen der Wissenschaft feinfühlig folgt. Wie die Archao- 
logie immer mehr und mehr eine Kunsttvissenschaft geworden ist, so beschränken sich 
die Vorlegeblatter nicht mehr darauf, ßildwerke deshalb zu bringen, weil sie gegen- 
ständlich bedeutsam sind, sondern darüber hinaus stellen sie Denkmalerclassen nach be- 
stimmten kunsthistorischen Gesichtspunkten zusammen. Der erste Theil der neuen Serie 
(Taf. l-Vll) setzt die Herausgabe der mitMeisternamen signirten Vasen fort oder nimmt 
sie vielmehr neu auf, da die früheren Reproductionen gegenwärtig nicht mehr genügen; 
er beginnt daher mit den archaischen Meistern, Tafel l bringt die kortnthtschen und 
bootischen Maler, Taf. Il-lV nach einer neuen Zeichnung von Michalek die Francots- 
vase, Taf. V-Vll das vollständige Werk des Exekias. Taf. Vlll und IX sind mehr von 
antiquarischem Interesse, indem die erstere die griechischen Hochzeitsdarstellungen um- 
fasst - wir vermissen hier nur den schonen Lutrophoros der Sammlung Sabourolf (Furt- 
wangler. Samml. Sabourolf. Taf. LVlll) - letztere die römischen. Die Tafeln X-Xll 
sind wieder einem kunsthistorischen Thema gewidmet, das die Archäologie gegenwärtig 
lebhaft beschäftigt; es sind auf ihnen die Reconstructionen der lliupersis _des Polygnot 
vereinigt, von der des Comte de Caylus an bis zu jener, die Benndorf vor zwei Jahren 
uns im Oesterr. Museum vorgeführt hat, eine Zusammenstellung, die schon deshalb 
dankenswerth ist, weil das Material sich in schwer zugänglichen Werken findet. Die 
Vorlegeblatter werden in ihrer jetzigen Gestalt ein wichtiges Hilfsmittel für Jeden sein, 
der sich mit der Geschichte der antiken Kunst und des antiken Kunstgewerbes beschlftigt. 
Ms. 
-x- 
Tylrnann Riemenschneider. 1460-1531. Leben und Kunstwerke des 
fränkischen Bildschnitzers. Quellenmäßig zusammengestellt und er- 
läutert von Karl Streit. Mit 93 Abbild. Berlin, Ernst Wascnuth, 
1888. Fol. 27 S. M. xoo. 
Darüber, was unter den erhaltenen Werken deutscher Bildhauerkunst Riemen- 
schneider gehört, ist bis jetzt eine Einigung noch nicht erzielt worden. So hat noch 
jüngst Bode in seiner Geschichte der deutschen Plastik den Creglinger-Detwanger _und 
den Rothenburger Altar, das Ehepaar im Beichtstuhle, sowie die berühmten Kopfe des 
Adam und der Eva im Kensington-Museum Riemenschneider abgesprochen und einem 
anderen Künstler, dem lMeister vom Creglinger Altaret zugetheilt. Unter dienen Um- 
standen war es gewiss nur wünschenswerth, dass einmal Alles, was Berechtigung hat, 
mit dem Würzburger Meister in Verbindung gebracht zu werden, in Abbildungen 
gesammelt und dem wissenschaftlichen Publicum als Grundlage für künftige stilver- 
gleichende Arbeiten vorgelegt werde. Als solche wird Streit's Publication gewiss ihre 
guten Dienste thun. Geordnet nach den Aufbewahrungsorten bringt sie auf 93 Tafeln in 
photographischer Vervielfältigung die nach der Meinung des Herausgebers -- deren Be- 
gründung er uns allerdings schuldig bleibt - von Riemenscltneider herrührenden Werke. 
Mit Besonnenheit und anerltennensxwrerthem Tacte hat sich Streit vor einem Zuviel und 
Zuwenig gehütet; der Umfang, welchen er dem Werke des Meisters gibt, hält die Mitte 
zwischen dem engen, den Bode, und dem weiten, den Weber annehmen. Streit hat auch 
theilwcise neues Material beigebracht, so z. B. ist die Madonna mit dem Jesukinde im 
Oesterr. Museum unseres Wissens noch nirgends dem Meister zugeschrieben worden und 
doch ist sie eine der liebenswürdigsten seiner zahlreichen Marienstatuen. Dass Manches 
aufgenommen wurde, was bestimmt mit Riemschneider nichts zu thun hat, so die Ma- 
donna in Ochsenfurt Taf. 66, wird man leicht in den Kauf nehmen; ungern aber ver- 
missen wir die Statuen des Adam und der Eva am Sudportale der Mariencapelle in 
Würzburg, die den Meister besonders charakterisiren, indem er sich in ihnen als treff- 
licher Bildner des Nackten bewahrt. Ob sie wirklich so überarbeitet sind, dass sich ihre 
Reproduction nicht lohnte, wie es auf Seite z; des Textheftes heißt, scheint uns nach 
den sonst vorhandenen Abbildungen fraglich. 
Die Photographien stehen durchaus nicht auf der Hohe des Könnens unserer Zeit; 
geradezu geschmacklos und liederlich in ihrer Form sind die unter den Bildern luf- 
geklebten Vignetten, deren Aufschriften obendrein zum Theil: falsch sind. Auf Taf. 74 
wird das k. k. Oesterr. Museum für Kunst und Industrie als k. k. i-Nationalmuseuml in 
Wien bezeichnet, den gleichen Titel erhält das konigl. Museum in Berlin; die Vignetten 
von Taf. 85 und 86 sind vertauscht, was gerade in diesem Falle zu ärgerlichen Irrthü- 
mern führen kann. - Der Text von 27 Folioseiten enthält nichts Neues. Ms. 
ät-
	        
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