lung von 1873 sich meist auf verkehrten Wegen bewegte. Es ist verschie-
dentlich bei den Behängen und Geweben Giani's eine schöne Anwendung
davon gemacht. Dasselbe ist der Fall bei einem reizvollen Canape von
Bernhard Ludwig, das gleich in der ersten Minute seinen Käufer fand.
Wir erwähnen es aber ausdrücklich nicht blos desshalb, sondern wegen
der geistreichen Art, wie ein Motiv des Mittelalters zu einem höchst
modernen und eleganten Stück Möbel umgeschaffen worden. Wir finden
auf den Bildern des 15. Jahrhunderts häufig Bänke vor dem Camine,
deren bewegliche Lehne vor und zurückgelegt werden kann, so dass es
möglich ist, sich mit dem Gesichte und dem Rücken dem Feuer zuzu-
wenden. Dieses Motiv ist hier für ein zweisitziges, höchst elegant gepol-
stertes Canape benützt worden, doch so, dass die bewegliche Lehne für
jeden Sitz selbstständig ist. Man hat also nicht blos die Wahl der Seite,
es kann sich auch die eine Person auf diese , die andere auf jene Seite
setzen, so dass sie sich zur Causerie in's Antlitz sehen. Die übrigen Möbel,
welche von Ludwig ausgestellt worden, sind meist in Ebenholz gehalten
und entweder mit Elfenbein eingelegt oder mit geschnitzten Ornamenten
verziert. Ihre Art ist bekannt, was aber weniger bekannt und doch bemer-
kenswerth erscheint, das ist, dass die Möbel zum Theile, darunter ein
Buffetkasten mit Figuren und reichem Ornamente völlig fertig, im Straf-
hause zu Suben hergestellt worden sind. Selbstverständlich hat der Unter-
nehmer die Hände, welche sie ausgeführt haben, erst aus dem Rohesten
herausgebildet: ein Umstand , der zu mancherlei Gedanken Veranlassung
bietet, Gedanken, denen wir uns hier freilich nicht hingeben können. In
ähnlicher Weise wird die Arbeit im Strafhause von der Rahmenfabrik
Chr. Ulrich iun. und Comp. benützt, welche zur Ausstellung in Ischl
eine grosse Collection Rahmen gesendet und gleich am Eingange sehr
hübsch arrangirt hat. Es sind Alles Arbeiten, gross oder klein, geschnitzt
oder eingelegt, schwarz, braun oder vergoldet. welche in bestimmter Stylart
gehalten, ein durchaus gereiftes und gebildetes Urtheil erkennen lassen.
Die Buchbinderarbeiten, Leder und Ledergalanterie, und was heute
zu diesem speciiisch Wienerischen Kunstindustriezweige gehört, das alles
zusammengerechnet, hat verschiedene Vertreter von wohlbekannten Namen
gefunden, wie August Klein, Leopold Groner, Pollak ä Joppic h,
zu denen sich ein Buchbinder von lschl, Engelbert Schodterer, mit
einer Reihe einfacher, aber geschmackvoller Bucheinbände gesellt hat. Es
ist wohlthuend, dergleichen in einer kleinen Stadt zu finden. Groner hat
einige seiner schönsten Arbeiten in seinem ihm eigenen, immer sich gleich
bleibenden Genre gesendet. Pollak und Joppich, die sich vorzugsweise der
Zeichnungen und des Beirathes von Storck erfreuen , haben eine grosse
Anzahl höchst gediegener Gegenstände nach Ischl gebracht, Cassetten in
Leder und Sammt mit Metall beschlagen, Mappen, Albumdecken, Etuis
und sonstige kleinere Gegenstände zu handlichem Gebrauche zum Theile
in geschnittenem oder gepresstem Ledcr, zum Theile mit bunten Seiden-