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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 219)

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für das Wachsthum und Gedeihen der Bibliothek im höchsten Grade 
erfreulich ist, gestaltete sich auf der anderen Seite zu einem Uebelstande, 
der nicht gering anzuschlagen ist, und alle Fachgenossen werden das 
Bedauern des Gefertigten über den Mangel eines abgeschlossenen Raumes 
zu ruhiger Arbeit der Inventarisirung, Katalogisirung u. s. w. gerecht- 
fertigt linden. Dieser Mangel machte sich während der Drucklegung des 
neuen, gegen die letzte Ausgabe auf das Dreifache angewachsenen Kata- 
loges in besonderer Weise fühlbar und verhinderte dessen raschere Voll-_ 
endung in nicht geringerem Grade als die Ueberbürdung der Bediensteten 
in Folge der etwas außergewöhnlichen Verhältnisse an unserer Bibliothek. 
An Gelehrten- und Studienbibliotheken beschränkt sich die Thätigkeit 
der Beamten und Diener dem Publicum gegenüber zumeist darauf, die 
Signatur der von den Besuchern verlangten Bücher nachzuschlagen und 
die Werke selbst zu verabfolgen. Die Besucher unserer Bibliothek dagegen 
gehören den verschiedensten Kreisen der Bevölkerung an, und die Real- 
schüler etwa, welche eine oder die andere Zeichenschule zu benützen 
wünschen, sind so wenig in Anschlag zu bringen als die Professoren und 
Kunsthistoriker, welche zumeist sogleich nach bestimmten Büchern fragen, 
aus denen sie sich von vornherein Raths zu erholen wissen. Bei uns 
liegt die Schwierigkeit darin, dass die große Mehrzahl der Besucher 
beim Eintritt in die Bibliothek gar nicht recht weiß, welches Werk sie 
zu begehren hat. Da ist es nun Sache der Beamten, sozusagen tastend, 
durch Vorlage einer größeren Anzahl von Werken, als dies in anderen 
Bibliotheken üblich ist, herauszufinden, um was es dem Besucher 
eigentlich zu thun ist. Zur Charakteristik dieser oft schwierigen und immer 
zeitraubenden Art von Diagnose genügt der Hinweis auf das unklare 
Verständniss, mit welchem von der Mehrzahl des Publicums z. B. die 
Ausdrücke waltdeutschu oder vzopfigu als Stilbezeichnung gebraucht 
werden. Das gezwungene immerwährende Wechseln des Interesses von 
einem Kunstzweige zum anderen und noch einem anderen, je nach dem 
Bedürfnisse der Besucher, ohne dass schließlich auf eine sichtbare Arbeits- 
leistung hingewiesen werden könnte, erfordert von Seite der Beamten 
ebensoviel Resignation, als es Geist und Körper ermüdet. Es liegt in der 
Natur der Sache, dass die Kunstindustriellen aller Branchen unter den 
Besuchern weitaus die Mehrzahl bilden. Diesen Möbeltischlern, Arbeitern 
in edlen und unedlen Metallen, Buchbindern, Decorateuren, Zeichnern 
für die textilen Fächer u. s. w. u. s. w. nach bestem Wissen mit Rath 
und That beizusteben und so zur Hebung der Vaterländischen Kunst- 
industrie beitragen zu können, das bildet andererseits die ideale Seite 
des Dienstes an unserer Bibliothek. 
Bei dem innigen Verbande, in welchem die Kunstgewerbeschule seit 
ihrer Gründung mit dem Museum steht, wird die Bibliothek fast selbstver- 
ständlich zur Beistellung des Lehrmateriales in Form von Vorlagen durch 
die verschiedenen Fachschulen sehr in Anspruch genommen, wenngleich
	        
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