mänen. Diese Uebersicht lehrt genau dasselbe, was wir schon aus den
gleichartigen Verhältnissen in Cisleithanien ableiten konnten: dass die
Völker sich in gleichem Maße die primitiven Erwerbstufen und die älteren
Verzierungsformen bewahrt haben, als sie den großen Händeln der po-
litischen Welt fernbleiben konnten. Den Südslaven kam hiebei allerdings
auch das patriarchalische lnstitut der Hauscotntnunionen zu statten: um
so bezeichnender ist es aber, dass die dem Westen und seinen inter-
nationalen Verwickelungen näher stehenden Croaten sich das ererbte Gut
nicht in dem gleichen Umfange bewahrt haben, wie die Serben.
Von der eben festgestellten Regel gibt es allerdings eine Ausnahme,
aber eine Ausnahme, die ohne Zweifel nur die Regel bestätigt. Wenn
nämlich von den Magyaren wie von den Deutschen gesagt wurde, dass
sie den textilen Hausfleiß nicht mehr üben, so werden wir durch die
Verhältnisse in Siebenbürgen scheinbar widerlegt. Dort finden wir bei
den Szeklern wie bei den Sachsen diesen Hausfleiß in sehr ausgedehnter
Pflege. Dies beweist aber nur, dass die Deutschen und die Magyaren
nicht von vornherein dem textilen Hausfieiße abgeneigt waren. Von den
Deutschen brauchte es nach vielfach erhaltenen Zeugnissen nicht erst
erwiesen zu werden; aber auch die Magyaren werden sich einstmals
zwischen Donau und Theisz ebenso wie noch heute innerhalb der sieben-
blirgischen Gebirgswälle mit häuslichen Textilarbeiten beschäftigt haben.
Die Erklärung dafür, dass sich dieser Hausfleiß dort noch bis zum heu-
tigen Tage erhalten hat, muss eben in der geographischen Abgeschieden-
heit dieses Landes gesucht werden, ferner in der Abgeschlossenheit der
drei das Land bewohnenden Völkerstärnme - der Sachsen, Magyaren
und Rumänen -- gegeneinander, unter deren Schutze patriarchalische
Verhältnisse sich leichter erhalten konnten, als anderwärts, wo freies
Coruruercium und Conuubium die Nachbarn und ihre Sitten und Ge-
brauche vermengte und umbildete.
Also nicht den führenden Nationen, die vorwiegend die Geschichte
der letzten Jahrhunderte gemacht haben, sondern den historisch minder
bedeutsamen, deren Eigenart dafür vor fremden Einflüssen besser bewahrt
bleiben konnte, verdanken wir die Erhaltung des textilen l-lauslleißes.
Den überlebenden Resten desselben begann sich, etwa gegen Ende der
Sechziger Jahre, die allgemeine Aufmerksamkeit im Zusammenhange mit
der Bewegung zu Gunsten einer kunstgewerblichen Reform zuzuwenden.
Es war dies aber auch die Zeit, da die bisher mehr im politischen Hinter-
grunde gestandenen Nationen unserer Monarchie als solche Beachtung
zu fordern begannen und dieselbe auch erhielten. '_Da aber gerade diese
Nationen, wie wir gesehen haben, die Hauptträger des Hausfleißes in
moderner Zeit geblieben sind, erfand man damals das Schlagwort von
der nnationalen Hausindustriem Eine textile Hausindustrie in wissenschaft-
lichem Sinne hat es aber zu jener Zeit unter den nichtdeutschen Völkern
der Monarchie nirgends gegeben, und dasjenige, was man damals als