Notizen.
Polnische Kunstindnatrle. Wie spärlich die bishJigen Kenntnisse von der
ulteren polnischen Kunst waren, geht daraus hervor, dass vor ganz kurzer Zeit der
Krskauer kunsthistorischen Comrnission Mittheilungen zuksmen, welche auf hervor-
ragende polnische Kunstindustrie des Mittelalters und der ersten Jahrhunderte der Neu-
zeit hinweisen. So berichtete Dr. Lozinslti von einer Lernberger Bronzegießerei des
14. Jahrhunderts, Abbe Petruszewicz von allerfeinster Emailfayence des n. und I3. Jahr-
hunderts aus den Werkstätten zu Halicz und Dzwinogrod; Dr. Ehrenberg brachte Docu-
mente. welche belegten, dass Prinz Albert von Preußen im Jahre 1573 einen sTapis
polonaisc von ganz besonderer Schönheit hinterließ. Von besonderem Interesse wird
die Mittheilung Tomkowici sein, aus welcher hervorgeht, dass zu Biezdiatka und Ho-
rochbow (Vnlhynien) Gobclins von seltener Schönheit erzeugt wurden. Auch in Krakau
dürfte im tB. Jahrhundert ein Gobelinmeister gelebt haben.
Oyprlaoho Kunst. Eine Meile von den Selaminischen Ruinen entfernt, in der
Nahe des heute Enkomi genannten Städtchens, befindet sich eine Nekrapole, in welcher
über Auftrag der britischen Regierung Ausgrabungen vorgenommen werden. Gleich den
kretensischen Funden gehören auch die cyprischen der mykenischen Kunstperiode an.
Zumeist handelt es sich um Geschmeide und Gerlthe aus Gold und Elfenbein. ln letzter
Zeit wurden dem Britisch Museum eingesendet: Ein schöner Ring, welcher in sauberer
hieroglyphischer Grsvure ein Gebet zur Göttin Mut enthllt. in demselben Grabe, in
welchem dieser Ring gefunden wurde, lagen noeh zahlreiche massive Guldnadeln archaisch-
hellenischer Form. Die Nadeln sehen Stilets gleich und lhneln überaus den auf der
uVase Frangois- im Borentinisclten Museum dargestellten. Zu den schönsten Stücken,-
welche bisher gefunden wurden, gehören die Elfenbein-Sculpturen. Eine von diesen zeigt
Löwe und Stier im Kampfe, die andere stellt einen Mann der, der einen Greif tödtet.
Seiner Kleidung nach scheint er ein Asiate zu sein. - Ganz dieselbe Sculptur - wenn
auch minder schon ausgeführt - wurde von Layard in der Pallstgruppe des Nimrod
gefunden. Was die Sculptur betrifft, die Löwe und Stier im Kampf: darstellt, so ist aus
dem Buckel des Rindes zu ersehen, dass es der karischen Race angehört. Die Ksrier
sind es aber, welchen die Archlologen die Schöpfung mykenischer Kunst zuschreiben.
Homer spricht auch von karischen Weibern, welche der Elfensrbeit kundig waren. -
Diese Ausgrabung förderte sonst noch zu Tage: Eine schöne irdene Vase, sowie ein
Halsband, goldene Ohrgehänge und Atmspangen aus Gold.
D88 Denltmßl (168 Themistokles. Einen interessanten Fund. der das dem
Namen nach wohlbekannte Denkmal des Themistokles auf dem Markte in Magnesia be-
trifft. hat A. Rhousopoulos in Athen, wie er in den xMittheilungen des kais. deutschen
archäologischen lnstitutsu berichtet, gemacht. Von dem Aussehen dieses Denkmals hatte
man bisher keine Kenntniss. Die litterarischen Quellen ließen es zweifelhaft, ob The-
mistokles überhaupt ein Denkmal gehabt hat, da die hierauf bezüglichen Stellen (Thu-
kydides, Diodor, Nepos) auch so gedeutet wurden, dass es sich nur um ein Grabmal
handle. Nunmehr ist es dem genannten Archäologen auf Grund einer bisher unbekannten
griechischen Münze aus der Kaiserzeit gelungen, die erste sichere Vorstellung von dem
Monumente des Themistokles zu geben. Die Münze stellt auf der Vorderseite die Büste
des Kaisers Anloninus Pius, auf der Rückseite eine Opferhsndlung dar, die, wie sich aus
einer links im Felde angebrachten Inschrift ergibt, von Themistokles vorgenommen wird.
Die Darstellung bestätigt den Ausspruch des Plutarch, dass jener nicht nur uder Seele,
sondern auch der äußeren Erscheinung nach ein Held: war, und wir haben in ihr zum
ersten Male eine, wenn auch abgehlasste, so doch sichere Vorstellung von dem Aussehen
des Themistokles gewonnen, während die bisherigen Bildnisse diese Vorstellung nicht
zu geben vermogen. Das Monument auf dem Marktplatze von Msgnesia bestand ver-
muthlich aus Bronze, und die auf der Münze dargestellte Opferhandlung ist wahrscheinlich
jene, bei der sich Themistokles mit Stierblut vergiftet haben soll.
Berichtigung. Seite 164, Zeile 2.2 v. o. in Nr. 118 du nMxltheilungen des k. k.
Oeslerr. Museums: bes gezahlt statt gezollr.
Für die Redlcliou verlnlworllich: .I. Folluiu und F. Rüln.
Selbuverlng du k. k. Ouxerr. llnseumn lir Kmm und lnduurie.
nurmn-m-nam von cm Oumlnl"! um. u: Wien.