MITTHEILUN GEN
DES
K. K. OESTERREICH. MUSEUMS
FÜR
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrihigtmkfül; khnstgewerbe.
Herausgegeben und redigirt durch die Direclion des k. k. Oesterr. Museums.
Im Commissionsverlag von Carl Geroldk Sohn in XVien.
Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Nr. 84. (327). WIEN, December 1892. N. F. VII. Jahrg.
lmult: Der Huuratb in Miuelnlter. Von J. v. Falke. - Zur Geschichte des Kunsttüpfera l-hns Kram
in Villingeu. Von A. llg. - Zur Geschichte de: allägyptischen Schmuckes. Von J. Falnesics.
d'arts.) - Angelegenheiten des Oeslerr, Museums und der mil demselben verbundenen lusti-
xue. - Limmprbericnl. - Bibliogrlphle de: Kunngewerben. - Notiz.
Der Hausrath im Mittelalter.
Von J. v. Falke.
I.
Die Kirche hat Gegenstände ihres Gebrauches durch viele Jahr-
hunderte treu bewahrt, und manche Arbeiten eines noch höheren Alters
verdanken wir der Ehrfurcht, welche sie dem Alterthurn zollte. Mit
dem Hause war es anders. Das Haus hat in der Regel verbraucht,
was es gebrauchte, was abgebraucht schien, hat es verworfen; während
die Kirche nur den großen Epochen der wechselnden Kunststile folgte,
gehorchte das 'Haus'der Mode. So brachten Mode und schnellere Ab-
nützung dem Hausgeräthe ein baldiges Verderben.
So ist es gekommen, dass uns aus dem Mittelalter weit weniger
weltliche Gegenstände erhalten sind als kirchliche. Kaum wird ein Stück
Mobiliar noch aus karolingischer Epoche existiren; von höchster Selten-
heit ist ein Sessel, ein Tisch oder Schrank aus den zwei oder drei Jahr-
hunderten des romanischen Stils, und was existirt, verdanken wir auch
nur der Erhaltung durch die Kirche. Nur mit der'Gothik,' also mit "den
beiden letzten Jahrhunderten des Mittelalters, sind wir besser daran. Und
doch ist auch das, was uns erhalten geblieben, beschränkt nach Zähl
und Art. Alles irdene Geschirr ist zertrümmert und vergangen, bis auf
wenige einzelne Stücke, an denen es kaum möglich ist, die Geschichte
idieses doch so üburaus bedeutenden [ndustriezweiges von den Fabriken
Jahrg. 1892-. 15