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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1893 / 1)

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Petschaft vertrat im öffentlichen wie im Privatleben die Unterschrift des 
Besitzers, gehörte. also nicht zu den Luxusobiecten, sondern war ein 
höchst nothwendiges Geräthe des täglichen Gebrauches. 
Jeder Aegypter hatte also, so gut wie er einen bestimmten Namen 
führte, auch seinen eigenenRing, den er stets bei sich trug und der 
den Namen des Besitzers oder des eben regierenden Herrschers, einen 
Wahlspruch, die Embleme bestimmter Gottheiten oder auch ein vom 
Besitzer erwähltes Symbol, einen Scorpion, Löwen, Sperber, Hunds- 
kopfaffen u. s. w. enthielt. Eine Lieblingsdevise auf Ringen war ein 
Katzenpaar. Die Thiere sitzen Rücken an Rücken und wenden einander 
die Köpfe zu; zwischen ihnen befindet sich das Zeichen der Hathor m). 
Aus dem Alten Reiche sind keine gravirten Ringsteine auf uns gekommen, 
was jedoch, da die technischen Vorbedingungen, solche zu verfertigen, 
sicher schon vorhanden waren, ihre Existenz nicht ausschließt. Die älteste 
uns bekannte derartige Arbeit weist auf einen König der Xll. Dynastie. 
Es ist der berühmte lntaglio auf Sardonyx im Louvre, der, in einen gol- 
denen Ringbügel gefasst, auf der einen Seite einen Mann Namens Harobes, 
bekleidet mit kurzem Lendenschurz und Halskragen, vor einem Opfertisch 
sitzend zeigt, auf der anderen Seite Amenemha lll. mit der Streitkeule 
gegen einen Feind ausholend, den er am Schopfe hält "). 
Von der Xll. Dynastie an nimmt die Menge der auf uns gekom- 
menen Ringe stetig zu, und um einen Ueberblick zu gewinnen ist es 
nöthig, sie um einzelne bestimmte Typen zu gruppiren. Die eine Form, 
die des viereckigen in einem Bügel beweglichen Siegels, haben wir bereits 
kennen gelernt. Das äußere lange Ende des drahtförmigen Dornes, der 
im Ringkasten steckt, wird hiebei in der Regel zu beiden Seiten um die 
unteren Enden des Bügels gewunden, woraus sich später ein auf diesen 
Ursprung deutlich hinweisendes Ornamentmotiv ergeben hat. Die meisten 
Ringe mit viereckigen drehbaren Ringkästen sind aus der ersten Zeit des 
Neuen Reiches "'); später waren Ringe mit ovalen drehbaren Siegeln 
üblich. Gleichzeitig kamen Ringe mit drehbaren Scarabäen in Gebrauch. 
Dieselben waren aus Karneol, Haematit, Lapislazuli, Smaragd, Ame- 
thyst u. s. w., eine wohlfeile Art auch aus Kalkstein oder künstlich ge- 
flecktem Speckstein, oder endlich aus giasirtem Thon. Diese Scarabäen 
waren entweder unmittelbar mit dem Ringbligel verbunden, oder in eine 
goldene Fassung gefügt, die in der Regel glatt, manchmal aber ausgezackt 
oder in anderer Weise verziert war. ' 
Eine weitere Gattung bilden die aus einem Stück geformten Ringe, 
bei denen also das Siegel unbeweglich ist. Solche massive Ringe kommen 
ebenfalls in verschiedenstem Material vor, und zwar zeigen die aus spä- 
") Vergl. Wilkinson, a. a. O. ll, S. 3+2, Fig. 448, 11 u_ n. 
") Perrot, p. 673, Fig. 496. . ;, 
") Verßl. Wilkinson Il, 340, Anm_ 6,
	        
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