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Petschaft vertrat im öffentlichen wie im Privatleben die Unterschrift des
Besitzers, gehörte. also nicht zu den Luxusobiecten, sondern war ein
höchst nothwendiges Geräthe des täglichen Gebrauches.
Jeder Aegypter hatte also, so gut wie er einen bestimmten Namen
führte, auch seinen eigenenRing, den er stets bei sich trug und der
den Namen des Besitzers oder des eben regierenden Herrschers, einen
Wahlspruch, die Embleme bestimmter Gottheiten oder auch ein vom
Besitzer erwähltes Symbol, einen Scorpion, Löwen, Sperber, Hunds-
kopfaffen u. s. w. enthielt. Eine Lieblingsdevise auf Ringen war ein
Katzenpaar. Die Thiere sitzen Rücken an Rücken und wenden einander
die Köpfe zu; zwischen ihnen befindet sich das Zeichen der Hathor m).
Aus dem Alten Reiche sind keine gravirten Ringsteine auf uns gekommen,
was jedoch, da die technischen Vorbedingungen, solche zu verfertigen,
sicher schon vorhanden waren, ihre Existenz nicht ausschließt. Die älteste
uns bekannte derartige Arbeit weist auf einen König der Xll. Dynastie.
Es ist der berühmte lntaglio auf Sardonyx im Louvre, der, in einen gol-
denen Ringbügel gefasst, auf der einen Seite einen Mann Namens Harobes,
bekleidet mit kurzem Lendenschurz und Halskragen, vor einem Opfertisch
sitzend zeigt, auf der anderen Seite Amenemha lll. mit der Streitkeule
gegen einen Feind ausholend, den er am Schopfe hält ").
Von der Xll. Dynastie an nimmt die Menge der auf uns gekom-
menen Ringe stetig zu, und um einen Ueberblick zu gewinnen ist es
nöthig, sie um einzelne bestimmte Typen zu gruppiren. Die eine Form,
die des viereckigen in einem Bügel beweglichen Siegels, haben wir bereits
kennen gelernt. Das äußere lange Ende des drahtförmigen Dornes, der
im Ringkasten steckt, wird hiebei in der Regel zu beiden Seiten um die
unteren Enden des Bügels gewunden, woraus sich später ein auf diesen
Ursprung deutlich hinweisendes Ornamentmotiv ergeben hat. Die meisten
Ringe mit viereckigen drehbaren Ringkästen sind aus der ersten Zeit des
Neuen Reiches "'); später waren Ringe mit ovalen drehbaren Siegeln
üblich. Gleichzeitig kamen Ringe mit drehbaren Scarabäen in Gebrauch.
Dieselben waren aus Karneol, Haematit, Lapislazuli, Smaragd, Ame-
thyst u. s. w., eine wohlfeile Art auch aus Kalkstein oder künstlich ge-
flecktem Speckstein, oder endlich aus giasirtem Thon. Diese Scarabäen
waren entweder unmittelbar mit dem Ringbligel verbunden, oder in eine
goldene Fassung gefügt, die in der Regel glatt, manchmal aber ausgezackt
oder in anderer Weise verziert war. '
Eine weitere Gattung bilden die aus einem Stück geformten Ringe,
bei denen also das Siegel unbeweglich ist. Solche massive Ringe kommen
ebenfalls in verschiedenstem Material vor, und zwar zeigen die aus spä-
") Vergl. Wilkinson, a. a. O. ll, S. 3+2, Fig. 448, 11 u_ n.
") Perrot, p. 673, Fig. 496. . ;,
") Verßl. Wilkinson Il, 340, Anm_ 6,