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der chinesischen Kunst. namentlich der Textilkunst, diese Vorliebe für
die Phantastik bei Griechen und Römern immer neue Anstöße erhielt,
Anstöße, welche auch im Mittelalter immer wieder von neuem kamen und
selbst damals noch die Mythenbildung im Zuge erhielten. Dass textile
Erzeugnisse die Vorbilder dieser phantastischen Formen und Vorgänge
waren, zeigt sich dadurch, dass diese Formen gerade dort erscheinen,
wo ehemals die textile Kunst ihr Feld gehabt hatte, auf welchem später
eben nur andere Materialien zur Anwendung kamen. (Siehe Semper, Der
Stil, l, S. 254 fg., 258 u. ö.) Ein sehr beachtenswerther Aufsatz über
orientalische Thiersymbolik im Journal asiat. (V, g, 1857, p. x18) nimmt
seinen Ausgangspunkt von der Cappa des heil. Maximus, auf der zwei
Leoparden mit einem dazwischenstehenden Candelaber (Feueraltar ?) dar-
gestellt sind, was unmittelbar an das Löwenthor von Mykene erinnert.
Schon die ältere Göttersage der Griechen kennt die Kyklopen (die
gewaltigen Baumeister), die Sirenen, die Kentauren, und die Kunst bringt
solche Fabelgebilde zur Darstellung, sowie die Flügelgestalten, die aus
Mensch und Vogel (Victoria) oder Vierftlßler und Vogel (Pegasus) be-
stehen. (Siehe Sernper, Der Stil, l, S. 257.) In die Naturgeschichte
drangen sie natürlich erst viel später. Freilich wird wohl schon der Vater
der Naturgeschichte, Aristoteles, zu vielen dieser Phantasien in Beziehung
gebracht und schließlich geradezu in die Mythenbildung eingeschlossen.
Durch's ganze Mittelalter hindurch wurde der apokryphe Briefwechsel des
Aristoteles rnit Alexander '), der nach Indien zog, ein Brief der Brah-
manen an den Alexander u. Ä. immer wieder abgeschrieben, zumeist
gerade wegen der fabelhaften Geschichten, die darin erzählt sind. Aber
diese Fabeln sind wirklich sehr alt. Denn eine phantastische, an die ln-
richtige Gruppe, Die griechischen Culze, S. 171 fg., zu. Mag es vielleicht zu gewagt
sein, in den indischen Pnni-Knufleuten die Pun der Aegypter, und somit die Phßnilter
der Griechen zu erkennen: so ist der Anklang zwischen Pnni, Punt (als Lnnd), bennu
(Vogel, und bennu: Volk), lpniwß als Vogel und Volk mindestens höchst nuffnllend. lch
weiß wohl, dass auf ägyptischen Bildern der Vogel bennu den Reiher (Ardea garrerta)
darstellt; nllein warum konnte nicht in der Schrift ein einheimischer Vogel an die Stelle
des fremden Wundervogels gesetzt worden sein? Bennu als Volk ist den Aegiyptern
seit der Vl. Dynastie, nlso seit dem 3. Jahrtausend bekannt. Historisch gesichert ist die
Verbindung des indischen Königs Aäoka (reg. 216-240 v. Chr.) mit den ägyptischen und
asiatischen Diedoehen Alexanders, mit Ptolemneus (Philndelphos) und Anlipehus ll.,
Majus von Cyrene (1- 248). Er hat Missionäre des Buddhismus nach Aegypten gesendet,
in eus seinem 13- Edict durfte auf eine periodische Absendung derselben geschlossen
werden. (Siehe Senarc, Les inscriptions de Piyednsi, Peris 1881, l, 322. Bühler in
D. M. G. Z. XL, 135 und XLl, 19.) Gegen die Erklärung, welche Prof. Ebers einem
mit langem Schwnnze auf ltoptischen christlichen Denkmälern dargestellten Vogel gibt,
als wlre es der lus lgyptisehetn Alterthum hernbergenommene Phönix, erklärt sich
mit Recht Al. Riegl (Byzant. Zeitschr. 1893, S. 117). Sicher ist hier der Pfau gemeint.
') VergL: GrOnbaun-i, Neue Beitrage zur semitischen Sagenltunde, 1893, S. 158.
Nüldeelte, Beitrlge zur Geseh. des Alexander-Romans, Wien, 1890. (Denkschr. der ltnis.
Akad. der Wissenseh.) S. A. S. 6.