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Nicht viel anders ist es mit der Fayence, deren Hauptvertretung
Ditmar in Znaim mit bekannten Gegenständen (d. h. nach ihrer Art be-
kannten) und Wahliss besorgt haben. In der Abtheilung von Wahliss
aber findet sich eine große Collection von Gegenständen, Gefäßen von
verschiedener Art aus der Fabrik Szolnay in Fünfkirchen, welche ebenso
neu wie reizend sind. Es sind neue Farbentöne, darunter ein wunder-
schönes Roth, welche mit mildem metallischen Glanze und mit orientali-
sirender Zeichnung die Gefäße überziehen. Die Wirkung ist so fein ge-
halten, Zeichnung und Farbe stimmen so harmonisch, dass diese Arbeiten
alle miteinander einen wahrhaft erfreuenden Eindruck machen. Hoffen
wir, dass der amerikanische Geschmack dieses neue Genre nicht wieder
verdirbt.
Selbstverständlich ist auch das ganze Gebiet der Möbelindustrie reich
vertreten. Das Interesse knüpft sich aber diesmal nicht an die größeren
Gegenstände der Hausausstattung, an Credenzen, Kasten, Betten u. dgl.,
obwohl nach vorausgegangener strenger Auswahl nur Gutes darin vor-
handen ist, als vielmehr an Gegenstände des Luxus und der allerfeinsten
Arbeit. Unten rings in der Säulenhalle beherrschen zierliche Phantasie-
möbel in Tischchen, Kästchen, Etageren, Sesseln den Eindruck, Gegen-
stände von feiner Arbeit mit viel Vergoldung, selbst mit Lacktnalerei,
neben denen einige bescheidene Glaskasten im Empirestil einen guten
Gegensatz bilden. Unter der Menge dieses Geräthes, das vorzugsweise
zum Schmuck und zur Ausstattung von Salon und Boudoir bestimmt
ist, erheben sich aber ein paar Gegenstände zur höchsten Kunstleistung
in ihrem Genre, beide in Art der reichen Cabinetkesten des t6. Jahr-
hunderts gehalten. Der eine dieser Kasten, eine Arbeit von Reschenhofer,
zierlich prolilirt, die Ornamente in zartem Relief auf's Vollkommenste
ausgeführt, in lichtem gelben Holz gehalten, stellt sich als ein Werk im
reinsten Stil der Renaissance darf: Alle diese Vorzüge, nur reicher noch
und kräftiger gehalten, zeigt auch der andere Cabinetkasten, ein Werk
lrmler's, das, auf Kosten des Hoftiteltaxenfonds ausgeführt, ein bleibendes
Denkmal seines vortrefflichen Meisters im Oesterr. Museum bilden wird.
Von Außen reich geschnitzt, zeigt es im Innern an Schiebläden und
Fächern Marqueterie, wie das die Art seiner alten Vorbilder war.
Ungern übergehen wir andere Gegenstände, zumal auf dem Gebiete
der Möbelindustrie, wo unter Anderen A. Albert eine neue Richtung
einzuschlagen versucht, ungern lassen wir andere minder wichtige Zweige
der Kunstindustrie hinweg, aber unser Bericht hat sich schon weiter aus-
gedehnt, als unsere Absicht war. Wir müssen uns mit dem Gesagten be-
gnügen lassen, aus dem wohl hervorgegangen ist, dass diese Ausstellung
speciell viel Neues, Gutes und Lehrreiches bietet, und dass überhaupt
auf dem Gebiete unserer Kunstindustrie reges Leben und Bewegung
herrscht. J. v. Falke.