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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 9)

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technische Arbeit, eine Charaktereigenschaft der Wiener Schule, die wich- 
tigste Grundlage zur Ausführung von Kunstwerken, wenn eine gute 
Zeichnung und schöne Farbenskizze vorliegt. Dabei verfügt die Wiener 
Schule über eine so große Mannigfaltigkeit technischer Verfahren, dass 
auch ein besonderer Reiz durch die Verbindung verschiedener Techniken 
an einem Stück entsteht. Sie hat sich um die Hebung der Kunststickerei 
und um die Wiederbelebung alter Techniken ein großes Verdienst er- 
worben und findet die beste Anerkennung darin, dass ihre Schülerinnen 
nicht blos im lnlande, sondern auch allerwäris im Auslande als Lehr- 
kräfte angestellt werden. ln Deutschland wirken sie in Berlin (königl. 
Kunstgewerbeschule), Hanau (kgl. Kunstakademie), in Hamburg (Staats- 
gewerbeschule), ferner in Mülhausen, Frankfurt, Rheydt, Düsseldorf u. s. w. 
Der k. k. Spitzencurs, eine zur Hebung der Spitzenindustrie in 
Oesterreich eingerichtete Anstalt, hat den Zweck, Lehrkräfte und Vor- 
arbeiterinnen für die Hausindustrien der Spitzenerzeugung auszubilden, 
die in Oesterreich, im Erzgebirge, in Tirol und lstrien noch bestehen- 
Die Zeichnungen werden von der Kunstgewerbeschule, in deren Händen 
die künstlerische und technische Leitung liegt, geliefert und die Aus- 
bildung betriHt alle Arten der Klöppelspitzen und der Nadelspitzen. Die 
Schülerinnen, meist Töchter ländlicher Spitzenklöpplerinnen, haben für 
die Dauer des Aufenthaltes, welche von der Schule bestimmt wird, den 
Unterricht frei und ein Stipendium zur Bestreitung der Kosten des Aufent- 
haltes in Wien. Von diesem k. k. Spitzencurs rühren auf ll Tafeln die 
Klöppelspitzen, auf ir Tafeln die Nadelspitzen her, welche die südlichen 
Wände der beiden Räume im wahrsten Sinne des Wortes schmücken. 
Die Leistungen überragen _.Alles, was man sonst in Paris oder gar in 
Brüssel an modernen Spitzen sieht. Ihr Vorzug liegt in der Schönheit der 
Zeichnung, deren Angemessenheit zur Technik und zum Gebrauch und 
in der saubersten Ausführung. Es sind alle Arten _von Spitzen da, viele 
umgeändert und wirklich verbessert. Die landläufigen Muster der Kirchen- 
spitze sind so geschickt umgeformt, dass aus dieser langweiligen Art eine 
salonfähige geworden ist. Die Reliefspitze wird in der Klöppeltechnik mit 
Erfolg auszuführen gesucht und alle diese vielen in den Tafeln aufgehef- 
teten Muster sind so klar und gefällig im Dessin, wie die besten Arbeiten 
aus alter Zeit. Auch und fast noch mehr bei den Nadelspitzen sind 
Zeichnung und Ausführung auf gleicher Stufe, mögen Argentan oder 
Brüssel, oder mag Italien das Vorbild dafür hergegeben haben. Die ein- 
fachen, die doppelten Reliefspitzen, die point de rose, die Reticellaspitzen 
sind überaus delicat ausgeführt und entzücken die Pariser Damen. Seltsam 
wirkt ein Versuch, Perlmutterplättchen als Füllungen für Spitzen zu be- 
nutzen. Dieser Versuch ist in der Absicht veranstaltet, den durch die 
Mac Kinley-Bill arg geschädigten Perlmutterarbeitern eine Arbeitsquelle 
zuzuführen. Eine entsprechende Gestalt und ein entsprechender Kleider- 
stoll" vorausgesetzt, mag ein Cache, mit den flimmernden Perlmutter-
	        
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