Die Darstellungen der Badehäuser von Warrnbrunn, der Schneekoppe,
der Burg Kynast, der Gebirgsrücken mit den Seen erfreuen sich der
größten Beliebtheit; ab und zu gesellen sich ihnen Ansichten von Hirsch-
berg oder Landshut zu (Kunstgewerbemuseum, Berlin, Nr. 321).
Die Ansichten sind durchwegs von schlesischer Seite aufgenommen
und zeugen vom schlesischen Ursprung. Arbeiten, wo die Darstellung der
Koppe oder eines steilen Berges mit Rübezahl vorkommt, mögen eher
auf böhmischer Seite entstanden sein. Die ältesten Arbeiten solcher Art
gehören der Mitte des 18. Jahrhunderts an und werden gegen Schluss
desselben immer häufiger.
Auf Grund jener und anderer Darstellungen, welche ganz bestimmt
auf Schlesien hinweisen, lassen sich die Eigenthümlichkeiten der schlesischen
Production näher verfolgen und man kann auch gewisse Rückschlüsse auf
die vorhergehende Periode wagen. Was die Formen betrifft, bemerkt man
zweierlei Gruppen. Die eine Gruppe wird durch ein Festhalten an alther-
gebrachten Typen gekennzeichnet; die Masse ist schwer, dickwandig, nicht
immer ganz rein, manchmal mit einem Stich in's Grlinliche; die Form
mit dem gedrungenen Fuße oder dicken Schafte pHegt sozusagen plump
zu sein. Der zweite Typus ist unter Verwendung einer krystallhellen
Masse leicht und elegant; bei der Bildung des Ständers herrscht eine stereo-
type Form vor, indem derselbe aus einem kerzengerade aufsteigenden
Stengel besteht, welcher nur durch einen facettirten Nodus unterbrochen
wird. Am Untertheile der Cuppa befinden sich ab und zu reihenweise
angeordnete Schuppen, mitunter auch Muscheln, welche als Reminiscenz
an die einstige plastische Gliederung beibehalten worden sind.
Das öfters vorkommende, dick aufgetragene Gold an den Schuppen
und an den oberen Gefäßrändern ist für die späteren schlesischen Arbeiten
besonders charakteristisch und wird bei böhmischen Arbeiten in solcher
Anwendung nicht angetroffen.
Was einige der schlesischen Arbeiten von der Mitte und der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts besonders auszeichnet, ist die Zierlichkeit
und Feinheit des Decors. In dieser Richtung haben sich besonders die
Warmbrunner Glasschneider hervorgethan; sie haben sich hiebei ver-
scbiedener Vorlagen bedient und waren, wie z. B. Joh. Friedr. Mecke,
bemüht, nach vzugeschickten Zeichnungen und Desseinsß Arbeiten zu
liefern 1").
Ein im Berliner Kunstgewerbemuseurn befindlicher Pocal des Christian
Schneider von Warmbrunn (geb. 1710, 1' 1782) ist ein verhältnissmäßig
frühes Beispiel dieser Art. ln Manchem erinnert die Arbeit an die feine
Verzierungsweise Schwanhardfs (besonders im Landschaftlichen, Baum-
schlag) und weicht von der flotten und kräftigen Art der italienischen
und Prager Krystallschneider des 17. Jahrhunderts vollständig ab. Recht
") Czihak, S. 1717. Mach's Zuschrifx nn Grafen Reuß vom 23. Sepu.
1737-