liche Tapferkeit in helles Licht zu setzen. Eine bestimmte Gruppe von
Schmuckgegenständen gäbe sich dagegen deutlich als Stammes-, Classen-
oder als Standesabzeichen zu erkennen.
Das sind aber augenscheinlich nur Differenzirungen, bei denen die
ursprüngliche Bedeutung entweder ganz verloren gegangen oder in den
Hintergrund gedrängt worden ist.
Gäbe es überhaupt keinen Schmuck, der um des Schmückens willen
entstanden ist, so wären auch diese verschiedenen Gattungen undenkbar.
Es ist jene Gabelung und Verästelung eingetreten, die wir auf allen Ge-
bieten menschlichen Schaffens bemerken, und die auf dem naheliegenden
Gebiete der Kleidung in noch viel auffälligerem Maße zu erkennen ist,
ohne dass dadurch die Giltigkeit eines bestimmten Urmotives, in diesem
Falle des Schamgefühls, in Frage gestellt würde.
Wenn daher namentlich von Seite der Ethnologen an der Hand be-
stimmter Erscheinungen der ästhetische Ursprung des Schmuckes geleugnet
wird, so muss dies mit dem Hinweise beantwortet werden, dass solche
Erscheinungen entweder nicht mehr rein primitiven Verhältnissen ent-
sprechen, oder aus localen Ursachen hervorgegangen sind, so dass man
ihnen den Charakter allgemeiner Giltigkeit nicht zuschreiben darf.
Nachdem wir gesehen, aus welchen Ursachen der Schmuck ent-
steht, wollen wir uns orientiren, au f welche Weise er sich ursprünglich
entwickelt.
Sicherer als in der ersten Frage werden uns hier die ethnologischen
Forschungen unter den Naturvölkern den Weg weisen, wiewohl sich _
Niemand verhehlen wird, dass von einer Vorbildlichkeit von absolutem
geschichtlichen: Werthe keine Rede sein kann. Nicht allein, dass die Ver-
schiedenheit der klimatischen und geographischen Verhältnisse, sowie eine
Reihe anderer wichtiger Factoren, wie z. B. das Vorkommen bestimmter
Naturproducte, auf die Entwicklung des Schmuckes ungleichmäßigen Ein-
fluss nehmen, auch Anlage und Befähigung jetzt lebender Naturvölker
im Vergleiche zu dem Urzustande späterer Culturnationen entziehen sich
jeder Beurtheilung.
Es wird also nur das Wichtigste, namentlich das, was wiederholt
und an verschiedenen Punkten angetroffen wird, für uns maßgebend sein.
Weniger das Detail als die Summe der Beobachtungen kann uns eine
annähernd richtige Vorstellung dessen gewähren, was spätere Cultur-
nationen zur Zeit der Uranfänge ihrer Entwicklung auf diesem Gebiete
geleistet.
Bei Eriindung des Schmuckes bewegt sich die Phantasie auf zwei-
facher Grundlage. Einerseits beschäftigt sie sich mit dem Körper, der
geschmückt werden soll, anderseits mit dem Schmuckmotive, das sie sucht.
Beide, Körper und Schmuck, sollen sich zu einem künstlerischen Ganzen
vereinigen. Die Wechselbeziehungen zwischen Schmuck und Körper sind
das künstlerische Lebenselement des Schmuckes. Losgelöst vom Körper