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Kaufleuten des In- und Auslands in der Häkelspitze gemacht und beschäftigt 
diese heute über aooo heimische Arbeiterinnen. 
In derselben Abteilung waren ältere slawische Spitzen exponiert, die unseren 
Zeichnerinnen vielfache Anregung gaben. 
Was die Verwertung der Stickereiarbeit anlangt, so hat auch hier die Aus- 
stellung gewisse Fingerzeige gegeben, die besondere Beachtung verdienen. Vor 
allem muß konstatiert werden, daß die Weißstickerei die breiteste Basis für den 
hausindustriellen Erwerb abgibt. Die Chrudimer Gegend allein beschäftigt an 
3000 Frauen und Mädchen mit Weißsticken. Aber auch in anderen Gegenden 
Böhmens und Mährens wird diese Technik als eine lohnbringende geübt. 
Das Unterrichtsministerium hat vor 3 Jahren über Anregung der Museums- 
leitung eine tüchtige Kraft aus der Chrudimer Gegend zur Lehrerin ausbilden lassen 
und werden von dieser nunmehr Wanderkurse im Weißsticken sowie in der 
Häkelarbeit im Chrudimer Gebiet abgehalten. Zweck dieser Kurse, insoweit sie die 
Weißstickerei betreffen, ist es, die Arbeiterinnen in einer besseren und mitunter 
auch feineren Technik zu unterrichten und ihnen dadurch höhere Löhne zu 
sichern. Das Chrudimer Museum hat sich für diese Aktion als Zentralstelle 
konstituiert, während der Verein zur Hebung der Spitzenindustrie in Österreich mit 
Erfolg bestrebt war, den besseren Arbeiterinnen Aufträge zu verschaffen und sie 
mit Vorbildern, Schnitten und Mustern versah. Die Hausindustrieaustellung hat 
auch diese Bestrebungen und einzelne ihrer Ergebnisse zur Schau gebracht und 
zum Abschluß von Geschäften beigetragen. Angesichts des sehr bemerkenswerten 
Imports von l-Iandweißstickereien aus der Schweiz und aus Ostbayem scheint die 
Förderung der Weißstickerei, welche die Hausindustrieausstellung insbesondere 
den feineren Qualitäten der Wäsche angedeihen ließ, von besonderem Belang." 
Von besonderem Interesse zeigte sich die noch häufig geübte Durchbruch- 
arbeit, die namentlich in der Gegend von Wall.-Meseritsch sowie in Bleiberg auf 
einer gewissen Stufe der Vollendung steht. Auch hier haben die in der ersten 
Abteilung der Hausindustrie exponierten Stickereien dieser Art den Verein zur 
Hebung der Spitzenindustrie zu Aufträgen veranlaßt, während eine der ersten 
Wiener Wäschefirmen durch die Exposition einer Gattung nationalen Kopfputzes 
in Weißstickerei und Durchbrucharbeit zur Anfertigung von Wäscheaufputz an- 
geregt wurde, dessen Herstellung nunmehr Hunderte von Arbeiterinnen beschäftigt. 
Für eine Reihe von slawischen Stickereien würde sich, nach den Ergebnissen 
der Hausindustrieaustellung zu urteilen, ein wenn auch nicht sonderlich großer 
Absatz dann finden, wenn die Maße der Stücke" den Anforderungen der Konfek- 
tionäre entsprechen würden. Ein gleiches gilt nach Ansicht der hiesigen Käufer 
von den prächtigen Stickereien des Kanaletales in Dalmatien. 
Die Ausstellung gab aufs neue den Anstoß zu einem Verkehr des Spitzen- 
vereins mit dem bekannten Prager Hausindustrieverein „Zadruha". 
Für die Produktion und den Vertrieb der nationalen Stickereien wären in 
den Zentren der Hausindustrie Genossenschaften zu gründen, die den Bezug guten 
und preiswürdigen Rohmaterials (Ausschluß unechter Farben), die einheitliche 
Preisberechnung, die Erzielung einer Gleichartigkeit der Qualität und den Verkehr 
mit einer Wiener Zentralstelle zum Zwecke haben müßten. Das Chrudimer 
Museum hat denn auch über unsere Anregung den Versuch der Gründung von 
Stickereigenossenschaften in der dortigen Gegend unternommen. 
' Die Einführung von Wanderkursen für den Unterricht im Weißsticken wir: auch in anderen 
Teilen Böhmens und Mäbrens mit Befriedigung zu begrüßen und wilrde es sich empfehlen, daß an 
den k. k. Faehschulen fllr Stickerei der Weißstickerei eine erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber anderen 
Stickarten, Nadelmalerei etc. geschenkt wllrde. Es möge damit unsern Lehranstalten dieser Richtung 
gegenüber kein Tadel ausgesprochen, sondern angedeudet werden, daß der große Erwerb durch 
Handstickerei nur auf dem Gebiet der Weißstickerei liegt.
	        
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