gegeben. Professor König füllt diese Lücke in einer wahrhaft glänzenden
Weise aus. Die Arbeiten Grassi's lehnen sich an die Antike und an
die Richtung Fügerk an, nicht ohne einen gewissen Beigeschmack von
jener weiblichen Grazie, die in der barocken Zeit an der Tagesordnung
war. Die Arbeiten von Professor König gehören mit ihrer ganzen Welt-
anschauung der modernen deutschen Schule an und stehen mit jener
eigenthümlichen neudeußchen Romantik und Stilistik in Verbindung, die
speciell in den Werken Semper's, HähneYs, RietschePs, Schnorr's
und Ludwig Richtefs in Dresden zum Durchbruche gekommen ist. Ein
eminenter Zeichner, wie König es ist, fehlt es ihm auch nicht an Ge-
wandtheit des Geistes, um den zattesten Gemüths- und Seelenstimmungen
in seinen plastischen Werken einen sprechenden Ausdruck zu geben.
Voll von Hingebung an seine Kunst und auch an den Gegenstand,
welchen er darstellt, führt er seine plastischen Arbeiten mit grösster Voll-
endung aus. Er weiss es auch seine Schüler in die Geheimnisse des Pla-
stischen einzuführen und sie zu einer gleich gewissenhaften Durchbildung
a-nzueifern. Mehrere von seinen Schülern sind auch mit ganz achtbaren
Erfolgen auf der Ausstellung aufgetreten, wie die Modelleure Kusch-
mann, Seitz, Tappeiner, Raimayer, Steger und die Ciseleure
Mayer und Schwarz.
Ein Künstler von feiner Begabung ist der Bildhauer Johann Benk,
ein Zögling der Wiener Akademie, der sich später im Atelier HähnePs
weiter ausgebildet und dort seine Richtung erhalten hat. Die von ihm
ausgestellte kleine Gruppe, Maria mit Christus und Johannes, lässt in der
Bronzeausftihrung die Wirkung des Originales nicht zur Geltung kommen,
dagegen befindet sich in dem X. Saale eine Zeichnung von Benk, Entwurf
für eine Fruchtschale nWein, Liebe und Gesangu, die in der Anordnung
wie in der Durchführung mit zu dem Besten gehört, was auf der Aus-
stellung sich vorfindet, und wohl verdiente zur Ausführung gebracht zu
werden.
In Verbindung mit Kunsttischlerei sind noch einige plastische Ar-
beiten von Josef Leimer und A. Heinz in Wien und Josef Unters-
berger in Gtnunden zu erwähnen, von denen die des letzteren ein bes-
seres Streben, die beiden ersteren eine nicht gewöhnliche Gewandtheit in
der Holzplastik zeigen. Eine gleiche Anerkennung verdienen die Holz-
reliefs von Laubheimer.
Wie es bezeichnend ist, dass trotz der enorm zahlreichen Aufgaben,
die seit dem Beginne der Stadterweiterung Wiens der grossen ftguralen
Plastik zugefallen sind, bei dem Mangel an Schule und an Verständniss
bei Bestellung von plastischen Werken, es doch zu keiner recht gedeih-
lichen Entfaltung der Plastik Wiens hat kommen können, ebenso charak-
teristisch ist es, dass auch auf der Musealausstellung kein einziges plasti-
sches Kunstwerk kirchlicher Art von Bedeutung zur Ausstellung gekommen
, während wir doch auf dem Gebiete der Stickerei und Weberei für