antiquiert erscheinen). Die hohe Qualität der Dekoration des
Dubsky-Zimmers berechtigt zu der Annahme, daß die an der
Ausführung beteiligten Künstler und Handwerker dem Wiener
Kunstkreis angchörten oder diesem doch sehr nahe standcnß
XVeit entfernt freilich sind wir hier von den Raumgestaltungcn
Marots und Hildebrandts. Das Dubsky-Zimmer ist, architekto-
nisch gesehen, ein schlichter Raum, der keinerlei Ansprüche stellt.
Es werden weder Raumkombinationen noch starke plastische
(ilicdcrungen angewandt, um dem Gemach einen aufwendigen,
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Möbel aus dem „Dubsky-Zirnmer", 11.10-1150
repräsentativen Charakter zu geben, wie dies im Schönhornschcit
Kabinett dcr Fall ist. Ruhige XWändc, deren Flächenhaftigkcit
durch die gleichmäßig gemusterte Damastbespannung noch be-
tont wird, umschließen das Zimmer und verleihen ihm Intimität.
Um so wirkungsvoller kann jetzt das Ornament zur Geltung
kommen und nach eigenen Gesetzen sein schönes Formenspiel
gestalten.
Zwar wird insofern die Tiradition beibehalten, als der Kamin mit
seinem Spiegel, die Supraportcn, die Zimmerecken, das XVand-
stüek über den Fenstern sowie das Kranzgesims der Entfaltung
der Dekoration vorbehalten sin(l. Aber dieser Überlieferung wird
nun in ganz anderer Weise entsprochen. Daß diese Zonen früher
vornehmlich architektonisch akzentuiert waren, davon ist jetzt
kaum mehr eine Erinnerung, kaum eine Spur geblieben. Im Ge-
' Auch andere Beobachtungen weisen in diese Richtung, lassen sogar
eine Übertragung des ganzen Komplexes aus einem früheren Standort in
das Brünncr Palais vermuten. wobei sich infolge der anderen Raitmvcr-
hältnisse kleine Unregelmäßigkeiten und Fehler in der Dekoration cr-
gaben. Dazu siehe Leisehing, a. u. O., S. 293 ff.
enleil, - das architektonische Gerüst wird dazu benützt, um
die Llnitbhiin i keit der Dekoration, ihre Leichtt kett und Lt en-
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tzlichkcit zu demonstrieren. Standen z. B. die Porzcllange-
Se früher auf dem Kranzgcsims, so werden sie nun von
kleinen Konsolen getragen, dic unter dem ("iesims aus einem
goldenen Band hervorwachscn, das in gra" ös geschlungcnen
Guirlanden hcrabhiin t. Abb. I, über dem Fenster.
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Es geht eben vor allem darum, dcn Eindruck der Schwerelosig-
keit ztt vermitteln. Wer jedoch glaubt, daß dieses Ornament bloß
aus schematisch und additiv nebeneinander gesetzten „Ver-
zierungen" oder „tXlustcrn" besteht, hat das XVesen dieser Deko-
ration nicht verstanden.
Ein luftiges Gebilde, cin fröhlich sich rankcndcs Band ist als
heiterer Schmuck dieses Zimmers ausgedacht und sein Verlauf
wird in rhythmischer Komposition bald straff gespannt, bald in
lockeren Schleifen wiedergegeben. Dieses Motiv, das wie kaum
ein anderes geeignet ist, schwcrclos zu wirken, wird nun mit
dem praktischen Zweck der Anbringung des Porzellans verbun-
den. Beide Aufgaben werden konsequent durchdacht und orga-
nisch dargestellt.
Das gleiche gilt noch in verstärktem Maß für den reizvollen
Schmuck der Supraporten (Abb. i). Mit anmutigcr Leichtigkeit
schwingen sich die Ornamente über die liliiche, als bedürftcn sie
kcincs llaltcs. Dabei werden nun die verschiedensten Formen
miteinander verbunden.
So entsteht cin phitntasicvollcs (icbildc, eine Variation über
lichc Motive der damaligen Ornamentik, das sich nicht scheut,
bizarr zu wirken, sondern dics sogar anstrebt. Der Eindruck des
llxotischen soll erweckt werden. Gilt es doch, den Rahmen für
Porzellan abzugeben, das, wenn auch aus Wien stammend, doch
stets die Assoziation mit dem sagenhaften lierticn Osten hervor-
ruft, zumal wenn es, wie hier, mit (Ihintiiserien dekoriert ist.
Palmbüschel, Blattranken und klcinc Zweige umgeben und ver-
binden dic muscltclfürmigen und mit Drachenflügeln versehenen
Konsolen. Die Mitte aber nimmt cinc 'l'ellereinfassung ein, die
wie eine geöffnete köstliche Muschel gebildet ist, an deren
Rändern Wcllcnkiintme schiiumcn.
Die Eckkonsolcn hingegen bestehen mehr aus pflanzlichen Mo-
tiven. [mmer ist im Barock die Zimmereckc der Ort besonders
starken plastischen Dekors.
So wird auch hicr dic gebotene (iclcgenheit benützt, scharfe Licht-
und Sehattcnkontriistt- zu erreichen, aus dercn unruhigcm Spiel
die Porzellangcfiißc wie hclle Blüten leuchten.
Ganz anders also als im Scliönhtirnsclten Kabinett (Abb. 2), wo
dic Porzcllansatitmlung einerseits. die Architektur und Dekora-
tion des Raumes andei eits - dem strengeren Stil entspre-
chend - tinvcrbunden ncbeneinantlci" bestehen und wirken. Hier
kommt es nun darauf an, sowohl die kostbaren Gefäße zur Schau
zu stellen als auch ihrc harmonische Vetbindung mit der De-
koration des Raumes zu erreichen. Folgerichtig geschieht mit
den Vasen und Schalen das gleiche wie mit den kleinen Por-
zcllanplattcn, dic in die F.ichenholzvrrkleidung sowie in die
Türen und Fenster eingelassen sind.
Die erhaltenen originalen Nlöhel nchmcn die Motive und kom-
positionellen Tendenzen der Wanddckoration auf. So wird das
Bestreben des organischen und wohldurehdachten Zusammen-
schlusses von den Wänden her auch in den Raum hinein fortge-
setzt. - Allerdings sind zwei hlöbcltypcn zu unterscheiden: die
mit der Wand verbundenen und ihrer Dekoration zuzurechnen-
dcn Konsoltische sowie dic frci im Zimmer stehenden Gebrauchs-
möbel. Die Konsoltische (Abb. 1, 3) sind weit über ihrc Zweck-
haftigkcit hinaus als bildhaucrische Kunstwerke gedacht.
Sie lenken dic Aufmerksamkeit des B Pttchers besonders auf sich.
Darum ist hier alles tiufgcbtiten, was Erfindungskraft und For-
menschatz hcrzugcbcn vcrmochten. Der bewegte Umriß (Abb. 3)
wird durch die gcwagtcstcn Kombinationen verschiedenartiger
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