nach Fertigstellung des Außenbaues um 1750, in den Innenräu-
nen noch bis 1780 hin.
Was wir hier unseren Lesern bieten wollen, kann also lediglich
zin Bilderbogen sein, der Ausschnitte und Teilansichtcn der In-
erieurs und ihrer Stukkaturen vor Augen führen soll. - Leichter
Jnd besser können so die Feinheiten der Komposition sowie die
tandwerkliche Vollendung der Ausstattung genossen werden,
als es dem Besucher möglich ist, der im Laufe einer Führung
durch die vierzig Prunkräume schließlich ermüdet und verwirrt
von der Fülle des Gcschautcn nicht mehr in der Lage ist, die
Schönheit der Details zu erfassen. Aber gerade darin liegt ja die
whe Wirkung dieser Räume begründet, daß jedes Ornament mit
größter Exaktheit durchgearbeitet ist.
Bezeichnend für die Ausgestaltung der Schönbrunner Räume ist,
was auch allgemein für die österreichische Ausformung des Ro-
(oko gilt, daß bei aller Freude an der effektvollen Erfindung,
:ler überraschenden Formulierung und am spielerischen Schwung
IlCS Rocaillenstils hier im Vergleich zu deutschen oder ausländi-
schen Bauten jener Zeit doch eine auffallende Zurückhaltung
geübt wird, die sich stets der barocken Klassik österreichischer
Prägung verpflichtet weiß, deren Ausgewogenheit und Ruhe
immer wieder durchbricht und die Obcrhand gewinnt. - Frei-
lich tritt darin ebenso die habsburgische Eigenschaft des Maß-
rtaltens im persönlichen Bereich in Erscheinung. Der imperialen
äendung des Erzhauses, dem sakralen Amt, gebiihrte dic prunk-
vollste Dokumentation und aller Glanz, dessen eine Ilofhaltung
fähig war. Den einzelnen aber schcn wir, sich immer wieder die
Verpflichtung zur Strenge und zur Bescheidenheit auferlegen,
wie es in den Zimmern König Philipp II. im Escorial und in den
Wivatgemächern der österreichischen Habsburger so überzeu-
gend gegenwärtig wird. - Daß freilich niemals der Eindruck
der Dürre oder Nüchternheit entsteht, das verhindert, abgesehen
vom Rokokostil, der allem Nüchternen diametral entgegenge-
setzt ist, im Letzten wohl das Wesen der großen Kaiserin, die
hrer Zeit, ihrem Land und ihrem Schloß eine unverkennbar
fraulich-mütterliche Note gab.
Erklöxtlng im illilliurzerizini Inur.
Über dem Gcsims wird die Dekoration in einer Holz imitierenden Schein-
arehitcktut- fortgeführt, zw eben dcrcn unterer und oberer Begrenzung
sich ein gemaltes Gittcrwr ausspannt. Dieses tragt in geschwungen
Rahmen Wandmalereien, die thematisch und stilistisch auf die Mini
Kuren der Boiserien abgestimmt sind. Die hellt-n. naturalistischen Fat-
ben dcr Deckcnmalerc" i, der gerahmten Bilder und anmutigen Ran-
ken im Spiegel des Gewölbes, bereichern den Farhakkord dieses 7 m-
mers um einen wettert-n Klang. Durch seine wesentlich von der br
her bestimmte X kung rrwc sich das Millionenzimmer als e
Nachkomme der für den ostttitichischen Spittbitrtick so bezeichnen-
den Farbriiume.
S!NCÄHIPÄZIIIYIÜUVIEII in einer I-frleti 11er Zervmonirnxuulux.
Palmzttteige, - Sinnbild der lihrung und Huldigung des Siegers, -
ein Feldzcichen mit dem Signum Kaiser Franz 1., ein bekriinzter Mar-
llstab, verschiedene Waffen, diese zum 'l't-il vollplastisch, sind durch
in den Raum hiingcrtlc Bltlmengewinde zu einer lockeren Kompo-
sition vusttmmengefttßt. Das alle Thema des Tropaeums ist hier im
Zcremonit-nsttal emblemtittsch am rechten Platz. IXbt-r es erscheint
nicht mit dem mächtigen Pathos des Baro , sondern dem Rokoko ge-
maß, das mit leichter lland auch das Futrltcltc und Zcrcmoniösc zu
meistern verstand.