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Volltext: Alte und Moderne Kunst IV (1959 / Heft 1 und 2)

SCHLOSS 
WASSERBURG 
Von FRANZ WINDISC 
-GRAETZ 
Damals, vor rund 200 Jahren, als die meisten Schlösser Öster- 
reichs ihr heutiges Aussehen erhielten, waren sie vor allem der 
sinnfällige Ausdruck festlicher Lebensfreude. War es doch üb- 
lich, die Landsitze maisons de plaisance, - Lustgebätide zu 
nennen, womit man zum Ausdruck bringen wollte, daß es eine 
Lust war, in ihnen zu leben. Es ist gar nicht so lange her, daß 
sich zahlreiche Schlösser unseres Landes noch vieles von jenem 
glanzvollen Wesen erhalten hatten, in dem ihr großer Reiz be- 
gründet lag. Nicht einmal zwanzig Jahre haben genügt, um 
hier jedoch einen radikalen Wandel herbeizuführen. Heute be- 
deutet es keine Lust mehr, in einem Schloß zu leben, vielmehr 
gilt sein Besitz für den Eigentümer in den meisten Fällen als 
eine schwere Last und die Erhaltung als kaum zu bewältigendc 
Aufgabe. 
Die barocke Anlnge des Schlosses Wasserburg geht auf Ludwig 
Grafen von Zinzendorf zurück (1661 bis 1742). Er ließ einen 
älteren, im wesentlichen wohl aus dem 16. Jahrhundert stam- 
menden Baubestand umgestalten, dessen Aussehen uns ein Stich 
in Matthäus Vischers Topographie von Niederösterreich aus 
dem Jahre 1672 vermittelt. 
Durch Niederlagen der alten Umfassungsmauern, die die vier 
'l'ürme miteinander verbanden, wurde dem Schloß sein ehedem 
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