SYMPOSION EUROPÄISCHER
IM BURGENLAND
BILDHAUER
Von jORG LAMPE
Die Bemühungen, die Menschen der verschiedenen Länder, zu-
mal in Europa, wie man so schön sagt, „einander näher zu
bringen", sind heutzutage, in der Ära der Uno und Uncsco,
zahlreich, aber nicht immer von Erfolg gekrönt, was nicht sel-
ten zu llntmutigungen Anlaß gibt. Zu solchen aber liegt kein
Grund vor. Es kommt nur darauf an, ob man mit jenen Be-
mühungen richtig ansetzt oder nicht. Bleiben sie auf Wort und
Diskussion beschränkt, ist ihre Aussicht zweifellos gering, denn
es wurde schon zu viel geredet. Gehen sie aber auf ein gemein-
sames Tun aus, ist der Erfolg schon halb gesichert. Ein Beweis
dafür sind die verschiedenen Unternehmungen, bei denen Stu-
denten aus ganz Europa in Deutschland oder auch in Österreich
zusammenkamen, um einen sakralen oder profanen Bau ge-
meinsam zu errichten. Solches Schaffen bindet.
In der Kunst liegen die Dinge besonders schwierig. In ihr gibt
es nicht nur nationale. sondern auch um so mehr individuelle
Trennungslinien, je persönlicher und ausgeprägter der einzelne
Künstler ist. Die nationalen Differenzen spielen dabei sogar die
geringste Rolle. Bringt man ferner Künstler zu Diskussionen, so
kommt fast nie etwas Vernünftiges heraus, wenn auch die untere
Grenze nicht immer unbedingt 7um „Pint0rarium" hin unter-
schritten zu werden braucht. Sollen also Künstler verschie-
dener Länder und bildnerischcr Richtungen Kontakt gewinnen,
so müssen sie erst recht zu einem gemeinsamen Tun gewonnen
werden.
Was sich jedoch mit dem Symposien europäischer Bildhauer
im Steinbruch von St. Margarethen im Burgenland ereignet hat
und, wie man zuversichtlich hoffen darf, noch weiterhin er-
eignen wird, geht über die bloße Kontaktnahme von Künstlern
verschiedener Nationalität hinaus. Da soll nämlich endlich ein-
mal wieder die Kunst lebendige Zeichen setzen, die man fast
Mahnmale nennen könnte, wenn nicht diese Gattung von
„Malen" zu sehr an voraufgegangene schreckliche Einrichtungen
und Ereignisse denken ließe. Es wäre daher vielleicht richtiger,
von Lehensmalen zu sprechen. Doch zäumen wir lieber das
Pferd nicht beim Schwanze auf, sondern beginnen wir dort, wo
und wie die Sache selbst begonnen hat.
Sie geht von zwei Wiener Bildhauern, Heinrich Deutsch und
Karl Prantl, und einem jungen Psychologen, Dr. Friedrich
Czadag, aus. Deutsch ist inzwischen aus dem Trio ausgeschie-
den. Prantl als geborener Burgenländer kennt den Marga-
rethener Steinbruch gut und hat aus seinem Stein, einem Kalk-
sandstein, der bereits seit den Römertagen gebrochen wird und
beim Bau des Stephansdomes und vieler Wiener Barockpaläste
Verwendung fand, schon mancherlei geschaffen. Erst kürzlich
schlug er im Auftrag der burgenländischen Landesregierung aus
diesem Stein ein mächtiges Zeichen, das an der Grenze nach
Ungarn hinüber eben als ein Mal des Lebens zur Aufstellung
gelangen soll und wird.
In diesem Zeichen aber schlummerte auch schon die Idee des
Erich Reischkc (Berlin).