drücken, was ihn von innen her bewegte, und dies war weder in besonderer Weise
intellektualistisch noch von modischem Rückwärts-Snobismus bestimmt.
Wer des Künstlers Werdegang heute überblickt, wird kaum in Abrede stellen können,
daß da von allem Anfang an etwas Mächtiges, auf seine Weise Urtümliches sich aussprach,
welches nach Pracht und großen Formaten drängte, das aus dem Dunkeln Leuchtende
wollte, wie Rouault und Byzanz, wie ravennatische Innenräume. Gesellschaftskritische
und religiöse Thematik, wie bei dem großen französischen Meister, traten ja damals
schon ganz offen zutage. Der Maler Wolf, ein intensiver Farbverbraucher, galt als eine
Verheißung. Um die Richtung anzuzeigen, in der es sich entwickeln würde, wurden
Namen wie Tamayo oder Soutine genannt, wie Kokoschka, ins Dunkle gewendet, oder
die Koloristen Boeckl und Kolig. Soweit solche Einflüsse wirksam waren, hat er sie
sehr gesund verdaut.
Er baute seine Palette aus. Bis 1957 herrschten Schwarz, Dunkelrot und Veronesegrün
vor. Seit jenem Jahr sind es Blau, ein starkes oder zartes, Violett, Dunkelrot und viel
weniger Schwarz. Das Cloisone einiger früher Bilder gab der Künstler bald auf. Das
autodidaktisch Ungelenke der Aussage ging mehr und mehr verloren, das überzeugend
Ehrliche blieb. Die packende Wucht von Wolfs Vortrag hat sich nur noch gesteigert.
Feinere Register wuchsen hinzu. Farbe loderte, glühte, schimmerte geheimnisvoll. Wolf
schuf, in der ihm eigenen Skala bleibend, Bilder voll malerischer Schwelgerei, wurde in
anderen Gemälden zurückhaltend nobel, verlor nie die ihm eigene, schwerblütige Magie.
Auftrag direkt aus der Tube oder mit Daumennagelrücken, Spachtel, Messer wich da
und dort völlig. Etwas wie ein Achat Geschliffenes, durchscheinende Schichten traten an
seine Stelle. Neben erzählerischen Tafeln entstanden andere, je ganz von einem einzigen
Symbol beherrscht.
Das älteste Bild, das Wolf 1954 zeigte, war 1952 entstanden. Vor diesem Zeitpunkt hatte
der Künstler nur sehr gelegentlich gemalt. Nichts davon blieb erhalten. Offenbar in dem
Gefühl, seine Absichten immer noch nicht recht verwirklicht zu haben, versah Wolf die
Bilder der ersten Ausstellung mit Texten. „Versuch, mit der Tube Konturen zu ziehen",
hieß es da zum Beispiel, oder auch: „mit dem Pinsel das Wesen eines Berges auszu-
drücken", oder: „das Glückliche eines Sommertags festzuhalten", oder auch: „Versuch
der Darstellung einer Stadt als kristallinischer Aufbau". Zu dem Bild: „Einzug nach
jerusalem", schrieb er: „llier soll in dem etwas überdimensionierten Tempel die biblische
Sphäre Jerusalems festgehalten werden. Die königliche Haltung des Christus soll den
Einzug in diese Stadt zum Ausdruck bringen." Zu „Ziegelwerk": „Immer, wenn icii
Hiiuser male, denke ich nicht so sehr an das Haus selbst, als vielmehr an die Menschen,
die darin wohnen."
Die Ziegelwerksgegend hat der Künstler in traurigen Farben gemalt. „Meine traurigen
Farben". sagte er einmal, „die passen am besten für die Ausmalung der Luegerkirche am
Zentralfriedhof." Der Welt von Wolfs „Vorstadtschönen" fehlt gleichfalls der „Pin-