ALFRED
WICKENBURG
EIN WEGBEREITER DER MODERNEN MALEREI IN USTERREIGI
)RIAN
Als Alfred Wickenburg im Jahre 1923 nach langjährigen,
nur durch den Krieg unterbrochenen Studien im Aus-
land nach Österreich in die Steiermark heimkehrte, war
er unter den ersten Avzintgardisten des Landes; heute,
nach beinahe 40 Jahren, steht er, ein Wegbereiter mo-
derner Malerei, unter den besten dieser Generation.
Wickenburg unterscheidet sich wesentlich von jenen
Malern, die, gleichallrig mit ihm, in der künstlerischen
Atmosphäre von Wien aufgewachsen sind und sich dort
ausgebildet haben. Er hat ebenso wie sein großer Lands-
mann Wilhelm Thöny und andere Maler der Grazcr
Sezession, etwa Kurt Weber. die neue Malerei vor und
nach dem Weltkrieg an ihren Quellen aufgesucht und
sie nicht durch die vermittelnde Rolle Wiens kennen-
gelcrnt. Bereits vor 1910 war Wickenburg jahrelang in
Paris, wo er die Geburtsstunde 'und die ersten Phasen
des Kubismus miterlebte, mit dem er sich aber erst nach
einem Aufenthalt in Florenz und Rom, 1920 bis I923_
nach eingehender Beschäftigung mit den Meistern der
italienischen Frührenaissance, in höchst persönlicher
Weise auseinandersetzte. Ein zwischen Paris und Florenz
liegendes Studium in Stuttgart bei Adolf Hölzel vermit-
tclte zwar die Bekanntschaft mit dem deutschen Ex-
pressionismus, tiefer aber wirkten Hölzels Farh- und
Formgesetze auf seine weitere malerische Entwicklung.
Wickenburg nahm also schon frühzeitig an dcm malc-
rischen Geschehen in den europäischen Kunstzentren
Anteil und stand, als in Wien nach 1920 eine postimpres-
sionistische Richtung vorherrschend wurde, mit seiner
Malweise, die, aul dem Kubismus und französischer Farb-
kultur aufbauend, Mittel des deutschen Expressionismus
verarbeitete, bereits in einer künstlerischen Auseinander-
setzung. in die die Wiener Malerei erst Jahre später
eintrat.
Obwohl Wickenhurg schon damals auch in Wien An-
erkennung gefunden hatte, blieb er mehr oder weniger
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