ein Einsamer in der österreichischen Malerei jener Zeit,
umsomehr, als er sich weniger der österreichischen 'l'r:t-
dition, dic bei vielen bedeutenden Malern sichtbar ge-
pflegt wurde, als der mittelmeerisehen verbunden fühlte.
Denn diesem Sproß aus einem alten in der Steiermark
ansässigen Adelsgeschlecht, der 1885 als Alfred Nlalthias
Konstantin Capello Reichsgraf von Wickenburg geboren
wurde, fließt durch einen Ahnen. der im 17. Jahrhundert
aus Italien nach Braunschweig-Celle ausgewandert war,
italienisches Blut in den Adern.
Wickenhurg bleibt also von 1923 an in Graz, und hier
formt sich nun seine persönliche Ausdrucksweise, eine
Sprache, die seine künstlerischen und menschlichen Er-
kenntnisse, seine vornehme Gesinnung und hohe Bildung
in sich vereint. Seit damals strebt er nach der Verbindung
von Inhalt und Form allein durch malerische Mittel,
blieb er immer der sichtbaren Wirklichkeit zugcwcndet.
Leben und Natur in ihrer Einfalt und Vielfalt sind die
Quellen, aus denen der Künstler Wickenburg schöpft.
Geleitet von seiner reichen Phantasie aber wandeln sich
die Dinge der Umwelt in immer reichere farbige Ge-
bilde, in denen das Märchenhafte und Visionäre, das
Traumhafte und Unreale trotz der Beziehungen zum
Optiseh-Sehaubaren herrschen.
In frühen Bildern ist die formale Struktur - nämlich
die kubistische Grundlage - noch deutlich sichtbar. Die
starke Spannung in der Bildkomposition wird Weitgehend
durch die farbige Behandlung: hervorgerufen, wie sie z. B.
im Bilde „Diana und Aetäon" (Rom 1921) in den stark
farbigen Figuren, die mit tänzerischen Gesten den vor-
dersten Bildraum erfüllen, sichtbar wird. Später verbirgt
sich die formende Bildzucht hinter der heiteren Welt
der bunten Landschaft, sich ganz dem farbigen Einfall
überlasscnd. "Die Fahrt aufs Land" (Graz 1924) bildet
einen malerischen Höhepunkt im Werke Wickenhurgs.
Hier wird das crstemal deutlich, daß Wickenhurg in
einen malerisch geist- und reizvoll gestaltenen Grund
die Formen einbaut und beides zu einer Einheit ver-
schmilzt. In diesem Bilde ist darüber hinaus in einer
anderen Schicht noch all das ausgesagt, was für das
steirische Land und sein Wesen typisch ist.
In der weiteren künstlerischen Entwicklung des Meisters
gibt es keine Zäsuren, höchstens zarte Übergänge im Be-
mühen, scine bildnerische Sprache zu vertiefen und We-
sentliches zu verdichten.
Dafl diese Kunst im I.aufe der Jahre nicht der Gefahr
der Routine und des Gekonnten erlag, ist der Kraft der
Phantasie Wiekenburgs zu danken, die seine Pinsel be-
fähigt, Natur und Leben in neuen Bildwirkliehkeiten er-
stehen zu lassen.
Fasching, lieste, Theater, zu denen eine immerwährende
Beziehung besteht, manifestieren sich in Stilleben und
Kompositionen, wie etwa dem zartpastelltönigen Bild
„Die Maske", aus dem man die Gesten des antiken Thea-
ters vernimmt; in Fresken aus dem Jahre 1930 ist Apollo
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