Aus dem Besitz Wiener Kunrt-
bandlungen:
Franz Xaver Peller, Großes Stilleben mit
Blumen, Früchten, Vögeln und Schmet-
terlingen, O] auf Lwd., sig. Franz Xav.
Pctter 845, 103 X 72 cm.
(lalerie Schebesla, Wien I., ehemals
Sammlung Paul Wiltgenstein.
Dieses bedeutende, virtuos gemalte, in
voll cntfalteter Farbenpracht leuchtende
Stilleben ist das Werk eines Künstlers,
der sich fast ausschließlich als Spezialist
auf dem Gebiete der Blumenmalerei be-
tätigte. F. X. Petter wurde 1791 in Wien
als Sohn des Jakob Petter geboren, der
Schwager des berühmten Malers kunst-
vuller Gläser, Anton Kothgasser, war.
Franz Xaver besuchte die Akademie in
Wien und war bereits 1814 zum Korrek-
tor an der Blumen-Zeichenschule avan-
ciert. 1832 wurde er zum Professor an
der Zeichenschule der Wiener Porzellan-
manufaktur ernannt, wenig später, 1833,
ist er bereits Direktor dieses Institutes
und Rat der Akademie. Sein Stil weist
enge zeitgeschichtliche Verwandtschaft
zu dem des Porzellanmalers Josef Nigg
auf, dessen Spezialität richtiggehende
Porzellangemälde von Blumen oder die
Dekoration von Prunkvasen mit Blu-
menstilleben Waren, Auf Petters hierge-
zeigtem Bild ist die Verwandtschaft zur
Porzellanmalerei gerade durch die Beto-
nung der emailleartigen Leuchtkraft der
Farben unverkennbar.
Simon 'I'r0ger, Kreuzigungsgruppe. Lin-
denholz und Elfenbein, Höhe 60 cm,
Basisliinge 35 cm.
Kunsthandlung Dittmar, Wien I, Hoch-
haus
Die in der Abbildung gezeigte Kreuzi-
gungsgruppe wurde von Prof. Robert
Eigenbergei" als Werk des Südtiroler
Bildsehnitzers Simon Troger erkannt.
'I'roger kam als Sohn armer Leute in
Abfaltersbach im Pustertal 1693 oder
1694 zur Welt. Trotz bedeutender Er-
folge blieb er Zeit seines Lebens selbst
ein einfacher, schlichter Mann. 1721 tritt
er, der bereits über Erfahrungen in der
im Heimattal geübten Bildschnitzkunst
verfügte, in die Meraner Werkstatt eines
Bildhauers namens Schmiedegger ein.
1723f25 finden wir ihn in Innsbruck bei
Nikolaus Moll, seit 1726 ist er in Mün-
chen nachweisbar, wo er sich in der
Zeit um 1730132 bei Andreas Faislen-
berger weiterbildct. Kurfürst Maximi-
lian III. Josef wird auf ihn aufmerk-
sam und ermöglicht ihm eine Speziali-
sierung zum Elfenbeinschnitzer. Troger
gründet eine eigene Werkstatt in Haid-
hausen bei München, wo er 1768 - an-
geblich erblindet - seine Tage be-
schließt. Neben figurenreichcn, vor-
nehmlich mythologischen Elfenbein-
schnitzereien, die auf das wirkungsvollste
mit dunklem Holz kombiniert sind,
stellte Troger auch jene Bettlertypen
her, die als „TrogerfigurL-n" zum Gat-
tungsbegrifl geworden sind. Kreuzi-
gungsgruppen des hier abgebildeten
Typs gehören in der Uberfeinerung ih-
res Formenapparates und der Sensibilität
des Ausdrucks zu den feinsten Leistun-
gen des süddeutschen Spätbarocks.
Ausstellungen von Werken zeitge-
nössischer Künstler im Dorotbeum.
In den Monaten julißugust ruht der
Versteigerungsbctrieb derKunstabteilung
des Dorotheums; um die zentral gele-
genen und entsprechend eingerichteten
Auktionsriiume nieht ungenutzt zu las-
scn, hat der Vorstand des Dnrotheums
beschlossen, zunächst den großen Ver-
stelgerungssaal lebenden Künstlern für
Ausstellungszwecke zur Verfügung zu
stellen. Das Unterfangen ist durchaus
unkommerzieller Natur, die Anstalt
trägt nicht nur für die Unterbringung
der Werke, sondern auch für ihre Ver-
sicherung und Bewachung Sorge, ohne
sich irgendwelche Spesen zu berechnen.
Um eine wirklich objektive Auswahl der
in Frage kommenden Werke zu garan-
ticrcn, wurden die in Wien tätigen
Kunstkritiker eingeladen, eine Art von
jury zu bilden. Da die erste dieser Aus-
stellungen bereits am 10. juli eröffnet
werden soll, wurde als Ubergangslösung
ein Vorschlag akzeptiert, der die Teil-
nahme von Prof. Anton Steinhart, Salz-
burg, Prof. Vilma Eck] und Prof. Walter
Ritter, Linz, vorsieht. Bei diesen Künst-
lern handelt es sich um Persönlichkeiten,
die trotz ihres hohen Ranges in Wien
viel zu wenig bekannt sind und auf die-
sem Wege der kunstinteressierten Of-
fentliehkeit wieder ins Gedächtnis ge-
bracht werden sollen. Es ist zu hoffen,
daß sich die Beteiligung von Künstlern
und Kunstkritikern in Hinkunft rege
entwickelt, denn das Dorotheum hat die
Absicht. Ausstellungen dieser Art nicht
nur allsommerlieh, sondern auch in den
zwei Wochen unmittelbar vor Weih-
nachten zu organisieren. Dr. K.
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