in denen ziemlich ausführlich über die Natur der Kalksteine und die Methoden,
sie durch Brennen für die Mörtelhereitung herzurichten, gehandelt ist. Er gibt
auch ganz bestimmte Vorschriften über die Mengenverhältnisse der Bestandtheile
und die Art der besten Bereitung des Mörtels.
Ein anderes fiir die Geschichte der Baukunst wichtiges Werk ist das des
Vitruvius, aus der Zeit des Augustus, welches ausführlicher noch als das vorige,
von den Erfordernissen und Methoden der Mörtelbereitung handelt, und überdies
ganz bestimmt die Mörtel charakterisirt, die man zu Land-, und jene, die man
zu Wasserbauteu verwenden soll. Auch Plinius verbreitet sich ausführlich über
diesen Gegenstand. Römischen oder lateinischen Ursprunges ist auch unser
deutsches Wort Mörtel, weiches von Mortarium, der Mörser, sich ableitet, und
womit auch allgemein das Gefass bezeichnet wurde, worin der Mörtel aus Kalk
und Sand zuzammengemischt wurde.
In jeder Kunstgattung drückt sich ein Theil des Charakters eines Volkes
aus. Die Baukunst aber ist an ein Material gebunden, welches zu bewältigen
und zu gestalten nur mittelst bedeutender wissenschaftlicher Kenntnisse und Er-
fahrungen möglich ist, sie gibt also immer auch Zeugniss von dem Stande dieser
Kenntnisse. Die Bauten des Alterthums haben darum nicht blos in Rücksicht
auf das Ideale und Stylvolle ihren Werth und ihr Interesse für uns, sondern
ebensoschr sind sie uns bewunderungswürdige Vorbilder in Bezug auf die durch
sie bewiesene hohe wissenschaftliche Technik, ohne die sie nicht möglich ge-
wesen wären.
Nur die Verlässlichkeit und Mannigfaltigkeit dieser technischen Hilfsmittel
gestattet den Plan und Entwurf gewisser Bauten, an ihnen rankt sich die
Erfindung und die Phantasie empor, sie bedingt den Fortschritt, die Grösse und
die Kühnheit der Construction und unter diesen Hilfsmitteln nimmt, es ist ein-
leuchtend, der Mörtel mit eine der ersten Stellen ein.
Im alten Rom war darum die Bereitung des Mörtels gewissermassen eine
Angelegenheit des Staates, und es waren Aedilen und Censoren bestellt, welche
seine Bereitung, die nach genauen Vorschriften erfolgen musste, überwachten.
Die Erbschaft von Kenntnissen und Hilfsmitteln dieser Art, die die Nach-
kommen der Alten antraten, bildete ein Capital, welches übrigens mit wachsender
Umsicht und Geschick ausgebeutet und verzinst wurde, und es trifft die Spätern
und auch Uns nicht der Vorwurf, dass die Technik des Bauens nicht vorgeschrit-
ten sei, wie man auch sonst über den künstlerischen Werth und den Charakter
der folgenden, namentlich der Bauten unserer eigenen Zeit urtheilen möge. Wir
werden ferner im Verlaufe unserer Betrachtungen einsehen lernen, dass die
Festigkeit und Solidität der alten Bauten, welche man oft mit einer Art Gering-
schätzung in Rücksicht auf diese unseren neuern gsgenüherstellt, keineswegs
ausschliesslich das Verdienst der alten Baukünstler ist, sondern dass hier die
sonst so zerstörende Wirkung der Zeit sich merkwürdiger Weise in ihr Gegen-
theil verkehrt, dass das Alter erhaltcnd wirkt, wo es sonst insgemein die Ursache
des Zerfalles und der Audösung ist.
Sehen wir nun vor Allem zu, wie man den Mörtel macht, wie man ihn
verwendet und wie er sich im Laufe der Zeit verändert. Beschränken wir uns
aber vorerst auf jene Art des Mörtels, die man zum Landbau, zum Hiiuserhau,
zum sogenannten Hochhan gebraucht. P
Jedermann weiss, dass man den Mörtel aus Kalkbrei und Sand zusammen-
mischt; dass man Sand von gröberem Korn zu jenem Mörtel nimmt, den man als
Kitt zwischen die Steine und Ziegel streicht, Sand von feinem Korn zu demjeni-
gen, den man als "Putz" suftriigt, als Schichte oder Schale, damit das Mauerwerk
In verkleiden, zu ebnen, zu verzieren. Der Mörtel, anfangs ein Brei, wird nach