e. v! (M! .
Ein zugleich vorder- und hintergründi-
gcs manieristisches Spiel hat der Maler
Ernst H ö f f i n g e r in diesem mit kla-
rcm Verstand geplanten Mosaikbild fol-
gerichtig zu Ende geführt. Scin Werk
ziert einen städtischen Wohnbau in Atz-
gcrsdorf, Anton Hegerplatz, und gibt den
Passanten Rätsel aufzulösen. Wie der
bekannte Spiegelsatz von Schopenhauer:
„Ein Neger mit Gazelle zagl im Rei-
gen nie", oder die englische Frage „Was
it a eat I saw?" ist die Wandkompo-
sition von zwei Seiten her lesbar. In
geschachteler Anordnung zeigt das ke-
raniischr: Mosaik Höffingers helle und
dunkle Tiergestalten nebeneinander, doch
gibt es in diesem wohlausgedachten
Bild weder Vorder- noch Hintergrund,
denn die hellen „NegaIiVfQrn-ien" zwi-
schen dunklen Tieren sind ihrerseits
wieder zu Tiergestalten neben dunklen
Ncgativformen geworden. Der Vorder-
grund wird zum Hintergrund und der
Hintergrund zum Vordergrund, je nach
der Einstellung des Deuters solchen eon-
cettistisehen Bilderriilsels.
Für einen oberflächlichen Betrachter er-
gibt sich zunächst nur der erste Gesamt-
eindruck „Tiere im Walde", doch bald
wird der Beschnuer, beunruhigt durch
eine Anzahl geheimnisvoller Tieraugen
zum „Umschallen" aufgefordert. Neben
15 hellen stellt er dann I5 dunkle Tier-
formen in dem faszinierenden Bild-Laby-
rinth fest. Erster Blickfang ist der weiße
Hahn in der oberen Bildhälfte, umrahmt
vom dunklen Kormoran und vom See-
hund, oben an eine dramatisch sich nie-
dersenkende Eule anstoßend. jene wie-
der hebt sich vom Reiher, Fisch und
dem alS Lichtsymbol an die oberste
Kante des Bildes gesetzten Schmetter-
ling ab. Man wird sich vor diesem klu-
gen Formenspiel an ähnlich ausgedaehte
Bilder, Maschinen Arcimboldos und Da-
lis erinnern, deren großer Reiz, wie bei
allen manieristischcn Konzepten. in der
Mehr- und Vieldeuiigkeil liegt.
Arnulf Neuwirth
Uersteigerzmgxvorschau
Ende Aloucmber - Dezember
Wien: 21.-23. 11.: Dorotheum, Mün-
zen; S.-7., 9. 12.: Dorotheum, 554.
Kunstnuktion (Gemälde, Aquarelle,
Handzeichnungen, moderne Meister,
Skulpturen, Antiquitäten aller Art,
Edelmetalle, Metallarbeiten, Walien).
München.- 30. 11.j1. 12.: Karl S: Faber,
Bücher und Autographen; 6.-7. 12.:
Weinmüller, Gemälde, Mobiliar, Anti-
quitäten aller Art.
Köln: 1.-2. 12.: Lempcrtz, 467. Auk-
tion, Kunst des 20. Jahrhunderts.
Bonn: 29.-30. 11.: August Bödiger, Ge-
mälde, Skulpturen, Mobiliar, Teppi-
ehe.
Frankfurt: 1.-2. 12.: F. v. Artus, Ge-
mälde, Mobiliar, Teppiche etc.
Ilcidrlberg: 9. 12.: Helmut Tenner, Ge-
mälde, Handzeichnungen, Graphik.
Hamburg: 23.-24. 11.: Dr. Hauswedell,
Bücher, Autographen; 25. 11.: Dr.
Hauswedell, Gemälde, Zeichnungen,
Graphiken, Skulpturen; 28. 11.: Dr.
Hnuswedell, Kunstwerke außereuro-
piiischei" Länder.
Bern: 14.-22. 11.: Jörg Stuker, Herbst-
auktion; 9. 12.: Jörg Stuker, Antike
Teppiche.
Luzern: 21.-27. 11.: Galerie Fischer,
Herbstauktion.
Amsterdam: 28.-SO. 11.: Paul Brandt,
Gemälde, Graphiken, Mobiliar, Tep-
pichc.
Stoclalmlm: 22.-24. 11.: Stad Auktions-
verket, Gemälde, Mobiliar, Teppiche,
Antiquitäten aller Art.
Aus dem Besitz der Galerie Rein-
holzl Hojstätter, Wien I, Dorotbeer-
gaxse 15
Kreuxanhünger, Eisen, mit Darstellung
dlrr hl. Kümmernis. Das Kreuz vergoldet,
Deutsch, H. Jahrhundert, H. 17 cm.
Das Problem der hl. Kümmcrnis ist cinc
der [Cssclndsten Fragen der christlichen
Ikonogruphie. Dargestellt ist clne mit
langem gegürtetem Gewand bekleidete
bärtige, bckröntc Figur am Kreuz. Bei
Reliefs ist ihr zumeist ein knieender
Spielmann beigegeben, dem sie mit dem
Fuß einen Pamoffcl zuwirft. Hauptge-
genden der Verehrung sind die Alpen-
länder und Böhmen, aber auch in Nord-
spanien, Frankreich und Flandern war
ihr Kult bCkannI. Nach einer weniger
populären Version geh! der Name auf
einen legendären schottischen König
Kymuni zurück, der das Kreuzcsmarty-
rium erlitten haben soll. Im Volksglnu-
hen gilt die hl. Kümmernis zumeist als
Königstochter nordspanischer oder schot-
tischer Herkunft. Um der von ihrem
Vater geplanten Ehe mit einem heidni-
schen Prinzen zu entgehen, bat sie um
körperliche Enlstellung, worauihin ihr
ein Vollbart wuchs oder sich ihr Körper
nach einer besonders in Tirol verbrei-
teten Variante zur Gänze behaarte. Dem
Krcuzestode zugeführt, wirkten ihre Ge-
31