512
Bau der galizische Sparcasseverein anlässlich des eojahrigen Regierungs-Juhilluma Seiner
Maiestat 400.000 ü. gespendet, aus Gemeindemitteln zu decken. Außerdem hat der Ge-
meinderath fünf Schülerstipendien gestiftet. - Die Frequenz der Schule war im abge-
laufenen Jahre folgende: Den Zeichen- und Modellirunterricltt besuchten 2.44 Schüler
und Schülerinnen, die Holzschnitz-Ahtheilung 23 Schüler und die Spitzen- und Stickerei-
curse 30 Schülerinnen.
Ausstellung in Dresden. Das königl. Kunstgewerbemuseum zu Dresden veran-
staltet auf die Dauer vom zo. Octobcr bis 30. November d. J. in seinen Räumen eine
Sonderausstellung alter Zinnarbeiten. Da zu diesem Zwecke der gesammte im Königreich
Sachsen befindliche öffentliche und private Besitz, so weit es thunlich war, herangezogen
worden ist, war es möglich, diese Ausstellung ebenso reichhaltig wie interessant zu
gestalten; so ist es gelungen, unter anderen hervorragenden Werken die Zinntellersamm-
lung des Dr. Demiani-Leipzig, die Zinnarbeiten der Sammlung Zschille-Großenhain und
die berühmte Kanne aus dem städtischen Museum zu Zittau leihweise zu erhalten.
Chinesisches Knnstgewerbe. ln den chinesisch-japanischen Sammlungen des
Museuma für Völkerkunde in Berlin fallen besonders die kostbaren Arbeiten in Nephrit
oder Jade auf. Wahre Prachtstücke sind etliche Vasen in Form unserer alten Pilger-
ßaschen, die Figur eines ruhenden Stieres und der mit vortrefflicher Reliefschnitzerei
bedeckte Hohlcylinder einer hohen. in vergoldeter Bronze montirten Kanne. Neben diesen
durch ihre außergewöhnliche Größe merkwürdigen Arbeiten fesselt eine große Menge
kleiner Schalen, Figürchen und sonstiger Kleinigkeiten, welche mit vollendeter Kunst aus
demselben Steine geschnitzt sind. Diesen Nephrit-Kleinoden gesellen sich zahlreiche in
Speckstein hinzu, einem talkilhnlichen Minerale von gelblicher Farbe mit grünlichen oder
rothlichen Adern. Weicher wie Nephrit, ist er leicht zu schneiden. Mit großem Geschicke
pflegen die Chinesen die geaderten Stücke derart zu bearbeiten, dass das Roth als Blume
oder Carnation der menschlichen Figur, das Grün aber als Blattwerk zur Geltung kommt.
Von höchstem Reize sind auch die ausgesagten Elfenbeinarbeiten, wie sie im genannten
Museum in zahlreichen Fächern und kleinen ovalen Körbchen ausliegen. Die Platten
haben kaum die Starke eines gewohnlichen Papierbogens und sind, ausgesagt, geradezu
mit Spinngewebe zu vergleichen. Die Kunst des eigentlichen ornamentalen und figür-
lichen Schnitzens glänzt vor Allem in den nach europäischen Mustern angefertigten Fi-
guren eines Schachspieles und in einem Nahkasten. Das Material des letzterembestelit aus
Schildpatt; sammtliche Flachen sind über und über mit figürlichen Darstellungen in
einem vertieften Relief bedeckt. Bemerkenswerth sind auch vorzügliche Exemplare reich
geschnitzter ineinander geschnbener Kugeln in Elfenbein -- eine Spielerei, bei welcher
nichtsdestoweniger die Mühseligkeit und Feinheit der Arbeit zu bewundern ist. Die Wir-
kung dieser Elfenbeinschniizereien, besonders der Facher und Dosen, wird zuweilen noch
durch Tauschirung mit Silber und Gold, durch lebhafte Malerei und durch aufgesetzte
Goldlacktupfen erhöht. Die Kunstfertigkeit im Schnitzen des Holzes bezeugt eine pracht-
volle Ning-po Arbeit, und zwar an einer wahren Riesen-Bettstelle niit einem auf Säulen
ruhenden Baldachin, das Ganze geschmückt mit durchbrochenem Schnitzwerke, und an
einem ähnlich behandelten Rahmen zu einer kostbaren Seidenstickerei.
KB881111: für deutsche Volkatiraohtan. Am 22. v. M. wurde das Museum für
deutsche Volkstrachten im ehemaligen Gebäude der Gewerbe; Akademie in Berlin er-
öffnet. Dr. Virchow sprach Worte des Dankes an Herrn von Goßler für dessen Hilfe:
ohne die von dem Minister gewlhrten Räume ware es nicht möglich gewesen, so weit
zu kommen. ln der letzten Zeit habe sich bereits Raummangel gezeigt; man konnte die
gesammelten Schätze nicht unterbringen. Der patriotische Sinn der Bevölkerung sei
überall so stark, dass der Sammler nur zuzugreifen brauche. Der beschrankte Raum
hindere die Aufstellung der Schätze; Vieles ruhe in Truhen; jetzt solle nur gezeigt
werden, was bezweckt werde, was zu leisten möglich sei. Nach seiner Vorstellung seien
die Reste der alten volksthümlichen Trachten der Marken vollständig geborgen. ln den
hinteren Theilen des Museums befinde sich ein vollständig eingerichtetes Spreelvald-
Zimmer; auch aus Fleinming, von Jüterbogk, aus der Lausitz sei gesammelt, so dass
eine Lücke kaum vorhanden sei. Auch in Pommern dürfte wenig übriggeblieben sein
von dem, was hieher gehöre; wichtig sei besonders Mönchsgut. Aber auch aus Preußisch-
Lithauen habe man viel zusammengebracht, und ziemlich vollständig sei ein Theil des
Elsass vertreten; dasselbe gelte von Ober-Bayern. Auch aus dem Norden seien schöne
Schätze geborgen, so aus Schleswig, aus den Vierlanden bei Hamburg, aus Hessen, Baden,
der deutschen Schweiz, aus dem Ermlande seien Trachten und Hausgerathe im Besitze
des Museums.
T, w. - . _ "w. -- ---- -: --- .1
Für die Redaction verantwortlich: J. Fohiei-fcr und F. Ritter.
Selbstverlag du k. k. Oeaterr. Museum! für Ktmlt und Industrie.
Durhrlnii-lzerel nur Clrl GcrivltTl Sohn XII Wien.