ziuer, R. H. Eisenmenger und A. P. Gütersloh sind die bekanntesten
Entwerfer der ersten Periode der Wiener Gobelinmnnufizktur. die bis
zum jahre 1938 dauerte. Dank ihres Direktors und seiner tüchtigen
Mitarbeiter konnte sich die Manufaktur über die Kriegsjahre hindurch
halten und so im Jahre 1945 die Arbeit ohne Unterbrechung fortsetzen.
Mit der Ausführung großer staatlicher Repräsentntionsztuftriige, wie
die Teppichserie zu Mozarts „Zauberflötä für den Festsaal der Wiener
Staatsoper, erreichte sie einen Höhepunkt ihres bisherigen Wirkens.
Neben diesem Manufakturbetrieb aber haben eine Reihe von jungen
Künstlern, angeregt vor allem durch die Ausstellung französischer G0-
bclins im Österreichischen Museum für angewandte Kunst im Jahre
1949, sich ganz der Wandteppichwirkerei gewidmet. Die meisten fanden
von der reinen Malerei, der Graphik, von dem Kunstgewcrbe, zu der
alten Technik der Wirkerei, weil sie auf diesem Gebiet die Kunstpro-
bleme unserer Gegenwart in einem für sie neuen und faszinierenden
Material darstellen konnten. Aber auch das Ungenügen des Staffelei-
bildes für die Ausschmückung moderner Innenräume mag dazu bei-
getragen haben. das ja innerhalb der Zweckmäßigkeit der modernen
Architektur beinahe keinen Platz mehr findet. Die von der Gegenwart"
angestrebte Integration der Künste unter Führung dcr Architektur for-
dert eine neue und monumentale Ausdruckssprache, die sich eher im
Wandbild und im Wandteppieh verwirklichen läßt. Damit knüpft die
jüngste Teppichwirkerei wieder bei den großen Schöpfungen der frühen
Gobelinkunst des 15. Jahrhunderts an, die eine reine und material-
gerechte Flächenkunst gewesen ist.
Aus dieser Gruppe von Künstlern der jüngsten Generation lernten
einige das Teppichwirken als Aulodidakten, um in Übereinstimmung
mit den älteren Praktiken der Wirkcrei, ihre Teppiche selbst zu ge-
stalten. Am Webstuhl sitzend, wirken sie ihre Bildvisionen spontan und
ohne Karton dem Teppich ein. Das Neuland, das sie mit diesem spon-
tanen Gestalten beschreiten, läßt für die Zukunft der Wandteppich-
kunst das Beste erhoffen.
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