Werke von
Franz (Ibrislupla junneck
im [Imulcl
(Jleichsnm ala Nachtrag zu unscrcr Vcr-
öffentlichung über Johann Georg Pla-
zer in Heft S1 von „Alte und moderne
Kunst" puhli cn wir hicmit vier (ju-
mäldc von Franz ChPÄSIOph janncck
(Grnz,3.()kl0hcr1703 - XVicn, {fijiirx-
nur 1761), die sich im Bcsilzr Cinca Wic-
ncr und eines Londoner Kunslhiindlcrs
befinden, jnnncck, mit dum Plnzcr
wahratheinlich bcfrcundel war, (TWCibl
aich gcrudv in drn zur Rede slchcndcn
liehsten Daten: Sein Vater war der Gra-
zcr Maler Martin janneck, sein erster
Lehrer hieß Matthias Vangus. Später
hielt sich Franz Christoph in Wien auf
und unternahm in den dreißiger Jahren
Reisen in Österreich und Süddeutsch-
land. 1735 finden wir ihn in Frankfurt
am Main als Schüler bei dem Maler jo-
sef Orient, vor 1740 ist er wieder in
Wien und scheint in der Personalstands-
liste der sich hauptsächlich aus Absol-
venten der Akademie rekruticrenden
„Frey-Compagnie" auf. 175i zahlt er zu
den „Honorarii" der Akademie, t752j54
teilt er sich mit Paul Troger im Amte
eines Assessors der Akademie, später
hat er zusammen mit M. Unterberger
die gleiche Funktion inne.
janneck war auf Porträts, Kabinettbilder
im Stile Plazers, Genreszencn, religiö e
Darstellungen, Landschaften und Minia-
turen spezialisiert, Werke aus seiner
Hand finden sich in zahllosen öffent-
lichen und privaten Sammlungen; von
den ersteren seien die Galerien von Bor-
deaux, Dessau. Graz, Lübeck, Münster,
Prag, Wien (Barockmuseum) und Wies-
baden genannt. Stärker noch als Plazer
nimmt er die Genremalerei des 19. jahr-
hunderts vorweg, wie etwa das 1955 in
Wien von der Salzburgcr Residenz-
galerie erworbene Gemälde auf Kupfer,
„Galante Szene", Erg-Kat. Nr. 172, be-
weist. Bilder dieser Art haben ihm den
Ruf eines Watteau-lmitators eingetragen
- sicher nicht ganz zu Recht, denn jan-
neek bleiht naiver, vordergründiger, ro-
buster als sein großes Vorbild. Ähnlich
wie das Werk Plazers ist auch sein
Schaffen ganz auf den Geschmack eines
breiteren Publikums abgestimmt und ist
bemüht, durch Raffinement in der De-
Wiedergabe cbcmo wie durch
- 'll'zllt der dargebotenen ' heinun-
gcn entsprechend „nnzukommcn".
[I'll]. I und Esthur vor Ah , Sa!
lomo und die K _ n von _ (le .-
lcrcs" sig. und dm. C ja ncck fcc.
1751). O luf Kupfer, 1c 41 9cm. By
courxcsy O1 Applehy Bro I .
Abb. S um! 4: Christus d dir Blutflüs-
sigc (N1-.n1h.9,2l) und 21), Hcilung dcs
lilindgvcläorcx1en (lelztc g. F. C. jnn-
ncc ), (joh. 9, 1 ff Öl auf Kup L '
IH -H cm ' criv Herber! Barth-
rcnnlp. NTien XIX.
BUCHBESPRECHUNGEN
Oberösterreich. Jahrgang 11, Heft 1,
Sommer 1961: Alle und neue Kunst
in Oberösterreich. Oberösterreich1schet'
Landcsverlag Linz.
In diesem Heft wird der Versuch unter-
nommen, einen Längsschnitt durch die
bildende Kunst des Landes ob der Enns
zu ziehen. In einer lose aneinandcrge-
reihten Folge von Aufsätzen werden Ge-
samtaspekte oder Einzelprohleme der
betreffenden Zeitabschnitte behandelt.
Die Auswahl der Mitarbeiter war, be-
sonders was die historischen Perioden
anbelangt, ganz ausgezeichnet und so
ist das Heft zwar in keiner Weise ein
Ersatz für eine Kunstgeschichte Ober-
österreichs. macht aber doch mit einer
großen Reihe von sehr wesentlichen Pro-
blemen bekannt. Der erste Aufsatz von
Dr. Gerhard Schmidt führt in die früh-
gotische Kunst in Oberösterreich ein
und berücksichtigt hiebei besonders die
Buchillumination. ilcrvorragend ist der
zweite Beitrag über „Die spätmiuelal-
terliehe Kunst in Oberösterreich", für
den Dr. Benno Ulm zeichnet. Besonders
zu loben ist hier die Berücksichtigung
der kunstgeographischen Gegebenheiten,
der Voraussetzungen, die die verschiede-
nen Bau- und Bildhauermaterialien mit
sich bringen und die nicht zu über-
hörenden Hinweise auf die immer noch
gewaltig klaffenden Forschungslücken.
Dr. Norbert Wibiral befaßt sich überaus
gründlich mit den neuentdeckten Male-
reien der Reformationszeit in der Pfarr-
kirche von Frankenmarkt und versteht
es dabei vortrefflich, über die lokalge-
schichtliche Bedeutung und Stellung des
behandelten Werkes hinaus Verbindun-
gen zu den großen zeitgeschichtlichen
Strömungen aufzuzeigen. Unter dem
wenig sagenden Titel „Barockland Ober-
österreich" legt Dr. Kurt Holter eine
schwungvoll geschriebene, umfassende
Darstellung der Strömungen und Einzel-
werke des behandelten Zeitabschnittes
vor.
Der Beitrag zur Kunst der Gegenwart
in Oberösterreich von Dr. Erich Widder
kann den bisher gewahrtcn Standard
hoher Wissenschaftliehkeit nicht halten
und begnügt sich mit summarischer
Lobes-Austcilung. Interessant ist die Ar-
beit von Dr. Ottokar Blaha über die
bedeutende Freskantin Lydia Roppold,
über die man gerne noch mehr erfahren
würde. Der letzte erwähnenswerte Ar-
tikel von Architekt Fritz Goffitzer über
„Die Formgebung in Industrie und
Handwerk" geht im Wesentlichen po-
lemisehe Wege. -
Der Allgemein-Eindruck des Heftes ist
gut; schade ist nur, daß das 19. jahr-
hundert einfach übergangen wurde (Stif-
ter, Obermüllner, B. Reiter, Greil)
und daß sieh für die Auseinandersetzung
mit den künstlerischen Problemen unse-
rer Zeit keine Kräfte finden ließen, die
den Vergleich mit den Bearbeitern der
älteren Zeitabschnitte aushalten. Zur
graphischen Gestaltung des Heftes wäre
zu bemerken, daß der redaktionelle Teil
von den (getarnten oder offenkundigen)
Annoncen zu wenig scharf abgesetzt ist.
Aber im Großen und Ganzen ist der
Wurf geglückt, was sicherlich als Ver-
dienst des Redakteurs Dr. Otto Wutzel
angesprochen werden kann.
Dr. lirnst Köller
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