charakteristisch sind. Tn weit aus-
geschriebener Schönlinigkeit m0-
dellieren und vereinheitlichen die
Quersäume die untere (iewand-
partie. Darin sind i bei allen
stilistischen Unterschieden im
einzelnen _ die Vesperbilder
in Jena und Breslau (Mathias-
kirche) dem Admonter XVerk
ähnlich. Sie alle haben den quer-
gezogenen Mantelüberhang. Die
unter diesem hervorkommenden,
am Boden nach links umbiegcn-
den Schleppfalten werden von der
Saumführung nicht zerschnitten
oder unterbrochen. Man beachte
z. B., wie die weite Kurvung
zum linken Knie der Breslauer
Maria mit der Richtung und dem
Volumen der inneren der beiden
parallelen Schleppfalten
schmilzt. Zugleich bilden diese
Werke mit dem Mantelüberwurf
eine die Oberfläche der Gewand-
masse belebende Mehrschiehtig-
keit.
Daß diese Art der Gewand-
gestaltung keineswegs ein allge-
meines Merkmal der „schönen"
Vesperbilder ist, zeigt die große
Pieta aus Seeon im Bayerischen
Nationalmuseum"), die moti-
visch mit Admont, Breslau und
jena verwandt ist: die vom rech-
ten Knie Mariens ausgehende
Schleppfalte fließt unvermittelter
hinter dem Quersaum hervor;
die Säume stoßen aufeinander.
An anderer Stelle sieht man am
selben Werk, daß die Falten des
Überwurfs der Gliederung der
„darunterliegenden" Gewand-
masse folgen und mit ihr ein
einheitliches Relief haben, von
dem sich allein der Saummäander
abwellt.
Damit ist noch nichts zu den
Vesperbildern in Krakau und
Salzburg-Nonnberg gesagt. Es
wird Weiterhin die untere Gewand-
partie betrachtet, weil sich an ihr
die motivischen Variationen, die
es aufzuzeigen gilt, am leichtesten
entfalten konnten. Obwohl die
Krakauer Pieta motivisch mit der
Badener enger verwandt ist als die
Magdeburger k die Schleppfalte
wird rar die Gruppe gezogen -,
bemerkt man eine entsprechende
Tendenz, den Prototyp abzuwan-
deln. Der Faltenstrahl an der lin-
ken Seite des Badener Vesperbilds
wird so verändert, daß die vor-
gezogene Schleppfalte nun reillirlx
des Knies ansetzt; die von der
Mitte des Knies ausgehende Falte,
rliP in Rudi-n diese hPlnFrrQrhPnrlP
ver-
dern wird in die Gewandmassc war
dem rechten Knie aufgenommen.
Der tiefe Hohlraum zwischen den
Beinen des Toten und der zu sei-
nen Füßen gezogenen Mantelbahn
weitet sich aus, die darin ver-
borgene Schüsselfalte wird sicht-
bar gemacht. Betontere Frontali-
tät, Breitenentfaltung und groß-
formige Massigkeit gegenüber der
Badener Pieta sowie Verzicht auf
diagonal angelegte Geschiebe, auf
Kaskaden und zahlreich überein-
anderhängende Schüsselfalten i
dies bindet die Krakauer Pietä eng
an die hier behandelte Gruppe und
unterscheidet sie von zahlreichen
anderen Vesperbildern des weichen
Stils. Denkt man sich die große
Parabelfalte des biagdeburger Ves-
perbildes aus dem Volumen der
Gewandung gelöst und auf den
Boden ausfallend, die kleine Schüs-
sel zwischen den Knien und damit
den Mantelüberhang nach rechts
außen verschoben, dann hat man
genau die Krakauer Gewand-
motive.
Zwischen diesen beiden Varianten,
Magdeburg und Krakau, steht, sie
miteinandcrverhindend, das Nonn-
berg-Vesperbilrl. Es hat sowohl
den Überwurf vor dem Knie
(Magdeburg) als auch die von
einer Saumführung schalig um-
kurvte Schleppfalte (Krakau). Man-
che Motive vertauschensicluinihrer
Anordnung: die in Krakau links
außen unter den Schenkeln des
Toten hängende Schüsselfzllte
rückt an der Nonnberger Pieta
weiter nach innen und wird von
der Saumschale der vorgezogenen
Schleppfalte umfaßt. Sie ist damit
der (iewandbildung am rechten
Knie des Krakauer Vesperbilds
vergleichbar. Die Händegruppie-
rung der Nonnberger Pieta ent-
spricht der Krakauer, der über den
Unterarm Christi Hießende Mantel-
bausch findet sich als blotiv in
Magdeburg.
Am Jenaer Vesperbild erhebt sich
über dem rechten (zerstörten) Fuß
eine Faltenwand, die sich in ihrer
Mitte in einer senkrechten Faltung
ausbuchtet. Knapp über der Sok-
kelplatte staucht sie sich mit einer
schmalen tiefen Haarnadelfalte. ln
fast genauer Entsprechung taucht
dieses, den Aufbau festigende
Gevaandmotiv am Admonter und
Magdeburger Vesperbild aufl-i").
Die hiagdelnurger Pietii hat unter-
halb des linken Knies eine tiefe
Querdelle, die in die mittlere der
Knie ansstrahlenrlen
rlrei vom