s Vcspcrbild 1h der Marhizskirrhc, Breslau, zweite Hälfte 14. Jahrhundert
b Vesperbild. Städt. Museum in Jena, letztes Vit-rtul 14. hhrhundert
7 Vesperbild aus der Krakaucr Barbarakirchc. um 1400
a Vcsperbild im srm Nunnbcrg. Salzburg. um 1400
Ganz leis nur zeichnet sich der
Schmerz in die Züge Mariens. Sie
ist nicht, wie so oft, eine mädchcn-
schlossenen Komposition der Ge-
samtFlgur, in welcher das Bild der
w) Dieser Saum der
des Bayerischen National-
museums xlll. Augsburg 1924,
105 (Nr. 15a). Th. Muillzr,
Alte Baltische Bildhauer, Mün-
chen 1950, 1s u. Abb. 46.
Festschrift zum Iunlderdrlllrigeln
Erstehen du Bayerischer: Natio-
nalnnlsellltls. Kunst und Kuns -
handwerk. Miinchr-n 19
42 (Nr. 25).
"Hin Breslau wird alt Falten-
Wand vom tief hcruntcrhängen-
den Manlclubcrwurf vcrdcckt
und überschlchu-r, ist abcr wel-
tcr links sichtbar.
Krakauer
Pielä ist an der lladencr vor-
gebildet. Vgl. auch das
cntsprechcndc Motiv am Nonn-
bcrgcr Vespcrbild.
lt) Frey (a. a. o. 62) BCKOIIK die
Nähe des Altcllstädtcr Vesper-
bilds zum Nounbcrgcr. ln der
Arr, wie sich in Altcnstadt tiefe
Hühlungcn zwischen den Fal-
renfuhnltigetz ergeben, wie
w) Vgl. besonders die
w) Ein
aß linke um der Maria
"Spiralig" herausmodcllierr
wird und die ganze untere
(ilrwuudpartie eigentümlich au!
einzelnen Teilen komponiert
erscheint. liegt ein Unter-
schied zur Nonnberg-Piclä.
Zu jcncr nnssigcn Bindung
aller Falten kommt es nicht.
Vcspcr-
bildet in der Breslau?! Simul-
Ieirrile (E. Wiese, a. 2. o.
44 rl. T1". 22. - A. Feulncr,
a. a. o. 40 U. Abb. 10). lH
Danzig und lxllingrad.
W) K. Garzarolli von Thurnlackli.
a, n, U. Abb. 48a.
Wcrkslattzusarnmenhang
der sechs Werke ist sehr wahr-
SClllJinIICh. Daß mit der Aus-
sonderung der Gruppe nicht
etwa nur eine bcslimmtc
Phase innerhalb des Wcichcti
Stils gctroßl-tx wurde. mag eine
(Eegenuherstellung aß Magdc-
burger und des Nonnbcrgcr
haft-kindliche Gestalt. Sie ver-
körpert einen physiognomisch äl-
teren Typ. ihr Haupt ist nicht oval,
sondern rund, kugelig gebildet;
Kinn und Wangen Heischig, füllig,
oft prall. Häufig lebt eine weh-
mütige Hingabe, manchmal eine
blühende Lieblichkeit in den Ma-
rlonnen „schöner" Vesperbilder.
Die Marien unserer Gruppe zeigen
eine würdevolle, fast vornehme
Verhaltenheit in der Äußerung
des Schmerzes, der man sonst
kaum begegnet. Gewandung, Hal-
tung und Physiognomie sind auf-
einander abgestimmt, antworten
sich gegenseitig; dies ist ein Merk-
mal aller qualitätvollen „schönen"
Vesperbildcr. Auf eine besondere
Weise prägt es die hier behandelte
Gruppe. Die allein für sie charakte-
ristische stille Erhabcnheit, welche
trotz der kleinen Figurenmaße
zuweilen die Grenze zum Monu-
mentalen erreicht, spricht sich so-
wohl in der aufrechten Haltung
Mariens als auch in der groß-
angelegten Faltenführung aus, die
ausführlicher beschrieben wurde.
Ebenso, wie die schmerzhaften
Regungen der Madonna kaum
nach außen dringen, ist die Sprache
der Saumschlingungen und Falten-
kurven verhalten und sparsam-
übersichtlich. Sie gleiten über das
weich gemuldete Volurncn der
unteren Gewandpartie, bleiben
daran haften und gebunden und
antworten somit in ihrer Weise auf
die würdevollc seelische Be-
herrschtheit, in der sich Klage und
Trauer Mariens verbergen.
Das Badener Vesperbild 7 und
nach ih.tn eine große Zahl weite-
rer - gestalten in der Art, wie sich
die Körper auseinanderbiegen oder
-falten, eine Distanz zwischen
Mutter und Sohn, aber nur, um sie
mit einer feinen und überaus
zarten gegenseitigen Beziehung zu
erfüllen. Eine solche Beredsam-
keit und Sensibilität spricht bei
unserer Gruppe nur schwach mit.
Passiv, gelöst cntsinkt der Leich-
nam Christi der Madonna. Die
waagerechte Lage des Toten ist
typisch für alle reiferen Werke des
Weichen Stils, deren Madonrlen
sich aber viel intensiver um Kon-
takt und Nähe zu Christus be-
mühen, als es hier der Fall ist.
Dennoch sind in unserer Gruppe
beide Gestalten, Maria und Chri-
stus, nicht voneinander isoliert.
Sie finden ihren Zusammenhalt
weniger durch lntimität und Ge-
genseitigkeit der Empfindungen
als vielmehr in der großartig ge-
Muttergottes dominiert. An der
Badener Pietä und ihren engeren
Verwandten ergibt sich ein bis ins
Detail ausbalanciertes Gleich-
gewichthalten in der Kompo-
sitinn der einander gleichwertigen
Körper. Auch hierin äußert sich
die Zwiesprache und innige Ver-
bundenheit beider Gestalten. Bei
unseren sechs Vesperbildern ist
Christus der Madonna viel stärker
untergeordnet.
Nicht jedes einzelne Werk sollte
charakterisiert werden, sondern
der Typus der Gruppe 19).
Viele Vesperbilder sind uns erhal-
ten, welche unter dem Einfluß
eines oder mehrerer Werke unserer
Gruppe entstanden sind. Eine
schöne, der Admonter faltenglei-
che Pietä steht in .S'Iain{ Z3). Die
qualitätvolle Pietä in Garrtenll)
vereint Zuge des Admonter und
jenaer Vesperbildes in sich. Eine
Kopie des Nonnberger Vesper-
bilds mag das in Lugernll) sein;
es hat allerdings viel gestrecktere
Proportionen. Hierin ist ihm die
kleine Pietä aus Xeeorlß) im Bayeri-
schen Nationalmuseum ähnlich,
an deren unterer Gewandpartie
von der Brcslauet und Nonn-
berger PlCCÄ vorgeprägte Motiv-
anordnungen wiederkehren. Eben-
falls auf das Nonnberger oder ein
ihm ähnliches Werk mögen die
Vesperbilder in Garr- Thunau (Ger-
trudenkirche) 24) und Friemrl] Z5) in
Kärnten zurückgehen. Beide sind
zugleich in einigen Details des
Faltenwurfs mit Jena vergleichbar.
Die Pietät in Trzfaiarhlb) hat in
einem der Admonter Pietä ver-
wandten 'Werk ihr Vorbild. Eine
Kopie des Breslauer Vesperbilds
steht im Prussia-Museum zu
Känigrherg Z7). Vieles spricht dafür,
daß die von Körte 28) zusammen-
gestellte uQ1enländirrlzaiberiialienirrlle
Gruppe (insbesondere die Vesper-
bilder in Brambcrg, Altenmarkt,
Pieve de Cadore, Bassano und
Treviso - ein gemeinsames, jetzt
verlorenes Vorbild hat, welches
dem Umkreis unserer Gruppe oder
dieser selbst entstammte. Die ge-
rundete Silhouette, der massig
geschlossene, betont frontalansich-
tige Aufbau der Maria und seine
Breitencntfaltung sowie die fast
horizontale Lage des Christus-
körpers sprechen unter anderem
dafür. Die beiden parallelen
Schleppfalten und die schönlini-
gen, übersichtlichen Saumfiihrun-
gen etwa des Vesperbilds in
Bassanolf?) finden sich entspre-
chend am Admonter und Stainzer
Werk.
41
s Vcspcrbild in der Mzlhiaskirche, Breslau, zweite Halm 14. Jahrhundert
s Vcsperbild. Slidr. Museum in Jena, 1mm Viertel u. Jahrhundert
7 Vesperbild aus dcr Knkaucr Barbzrakirche. um 1400
s Vcsperbild im sun Nunnbcrg, Salzburg, um 1400