Alterswerk Maria Dreieichen in immer neuen Variationen beschäftigte, bereits
vollauf zur Darstellung. Das Lichtproblem ist es, dem er sein ganzes Augenmerk
zuwendet und das er zum Mittelpunkt in allen seinen Kompositionen macht. In
allen Erscheinungsformen spürte cr ihm nach, von der machtvollen rotguldenen
Strahlcnglorie bis zum silbrig-kühlen Kolorit und der durchlichteten, duftigen
Atmosphäre in den Landschaftsszenerien. Was schließlich entstand, ergab eine
differenzierte Skala von Lichterscheinungen, eine hierarchisch gestufte Ordnung
von symbolischer Ausdruckskraft, die den bedeutendsten Schritt in der Entfaltung
des visionären lllusionismus der österreichischen barocken Deckenmalerei dar-
stellt.
Am Z4. September 1738 erhielt Faul Troger 400 Gulden für die „Mahlerei an der
Chloster-StiegerDäckhe" des Stiftes Altenburg. Im selben Herbst begann er noch
mit dcr Ausmalung des Summerspeisesaales im unweit davon gelegenen Prämon-
stratenserstifte Geras, dessen Westflügel seit 1736 von Josef Munggenast neu gebaut
wurde. Dieses Somrnerrefektorium, das über dcr Torhalle liegt, reicht durch zwei
Stockwerke und ist ein prächtiger Repräsentationsraum. Seinen Glanz aber erhält er
von seinem Deckenfresko, das Troger so gestaltete, daß „Malerei und Baukunst
eins mit dem anderen einerlei Körper erscheine". Durch eine gemalte Architektur;
zone vermittelt Troger zwischen der architektonischen Gliederung der Wände und
zwischen dem im Deckenbilde dargestellten Freiraum mit der Wiedergabe einer
himmlischen Vision. Diese scheinarchitektonische Rahmung ist aber wie die Atti-
kazone eines Gebäudes der Träger eines vielfigurigen Szenariums, in dem die komv
positorischen Akzente harmonisch verteilt und vor allem die Seitenmitten jeweils
besonders betont sind. ln der Hauptachse liegen die thematischen Akzente, die
Troger durch eine differenzierte Wiedergabe von Lichterscheinungen hervorhebt.
Eine schwebende Lichtfüllc konzentriert er in der auf einer Spiralwolkenbank
sitzenden Gestalt im Zentrum des Freskos, die sich durch die Attribute eines Zepters
mit Auge im göttlichen Strahlendreieck und eines Füllhornes als die Personifika-
tion der göttlichen Vorsehung, als Providentia divina, erweist. Dieser visionären
Lichtfiille entspricht in der Hauptgruppe der Randzone die goldene Gloriole, die
vom Haupte Christi ausstrahlt, und das durchlichtete, silbrig-duftige Kolorit
der die Szenerie des Wlunders baldachinartig überwölbenden Baumkrone.
Für die Verdeutlichung (Allegation) der göttlichen Vorsehung wählte Troger das
Wlunder der Brotvermehrung, und zwar so, wie es das Johannesevangelium berichtet.
Denn nur dieses erwähnt den von dem Apostel Andreas herbeigeführten Knaben
mit den Gerstenbroten und den Fischen, der zu Füßen Christi kniet. In der übrigen
Ausgestaltung des Geschehens aber war Troger verhältnismäßig frei und konnte
seinen Intentionen folgen. Und so faßt er das sich lagernde Volk in Gruppen zusam-
men, die durch den bewegten Rhythmus von Brot schenkenden und nehmenden
Händen miteinander verbunden sind: ehrwürdige Apostel, exotisch kostümierte
Männer, jugendliche Hirten, Mütter mit Kindern, ein sich kämmendes Mädchen,
diskutierende ernste Männer, vornehme Damen mit modischen Sonnenschirmen,
Krüppel und Bresthafte. Sie bevölkern die heilige Szene, die ganz und gar profan
gestaltet, ja durch „ergötzende Verhältnisse" aufgelockert ist, wie bei dem Hirten-
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