Ausgezeichnet kann man auf der Prager Burg auch das Schaffen des
Holländers Paula Fiarurzlirggo kennenlernen, der in Venedig ansässig und
eingebürgert war, in der Werkstatt Tintorettos arbeitete und durch
die landschaftliche Auffassung seiner Gemälde auf die weitere Ent-
wicklung Einfiuß nahm. Aus glaubwürdigen Nachrichten wissen wir,
daß Fiammingu mit Veronese zu den venezianischen Malern gehörte,
die auf Bestellung für Rudolf II. malten. Die erhaltene Bilderfolge auf
der Prager Burg, deren Herkunft inzwischen noch nicht geklärt ist,
gesellt sich zu zwei Landschaften des Meisters, die der Verfasser dieses
Artikels seinerzeit im Schloß Sternberg in Mähren zu finden und zu
bestimmen Gelegenheit hatte.
An die venezianische Malerei des 16. Jahrhunderts knüpft das Werk
Dommiro Fettir (oder Fetis) an, der uns wegen seiner Bedeutung für
die XViedergeburt der venezianischen Kunst des 17. Jahrhunderts und
ebenso auf Grund seines Einflusses auf Karel Skreta interessiert. Der
letztere hatte nämlich in Italien das neuartig Anregende seines Schaffens
erfaßt. Auf der Burg wurden drei Bilder von der Hand Fettis gefunden,
zu denen sich noch ein viertes Werk gesellt, dessen Beziehung zu Fetti
noch nicht ganz geklärt ist. Die größte Aufmerksamkeit verdient ohne
Zweifel das Gleirbni: vom Xämann (aus der Zeit um 1620), das den Weg
zur Entdeckung der Prager Bilder aufzeigte. Dieses Bild kann uns
gleichzeitig in gewissem Maß die Art der mit den neuaufgefundenen
Werken zusammenhängenden Frage andeuten. Es gehört nämlich zu
jenen Werken, die aus der Sammlung des Herzogs von Buckingham
auf die Prager Burg gelangten und im Inventar aus dem Jahre 1685
dokumentiert sind. Der Umstand, daß das Bild Fettis aus der englischen
Sammlung in die Galerie der Prager Burg iiberging, ist aus der eng-
lischen Fachliteratur bekannt. Da das Schicksal des Prager Werkes
jedoch später unbekannt blieb, entstand die unrichtige Annahme, daß
die gleiche Komposition, die sich gegenwärtig in der Sammlung des
Grafen A. Seilern in London beiindet (angekauft im Jahre 1948), mit
jenem Bild Fettis identischist, das im 18. Jahrhundert im Inventar der
Prager Burg dokumentiert wird. Die Entdeckung unseres Werkes
widerlegt dies, und sein Vergleich mit dem Londoner Exemplar, das
bisher als bedeutendste Version dieser oft wiederholten Komposition
galt, spricht für unser Bild, das unmittelbarer, in frischerer Weise mit
unbeschwerten, temperamentvollen Pinselstrichen gemalt ist, und dem
daher W- ebenso wie anderen Dresdner (einst Prager) Bildern des
Zyklus der Gleichnisse 7 der Vorzug vor anderen bekannten Repliken
gebührt. Mit seiner Farb-Licht-Auffassung und feinfühligen Pinsel-
fiihrung zeigt unser Werk die Bedeutung Fettis für die Zukunft der
venezianischen Malerei des 18. Jahrhunderts und ergänzt gleichzeitig
auf willkommene Art die Dresdner Reihe, die beim Studium des
Werkes Fettis in den letzten Jahren berechtigterweise eine immer
größere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Dem Gleichnis vom Sämann
steht ein weiteres Bild der Prager Burg koloristisch nahe, das im alten
Inventar als Weirragung der Xihjlle bezeichnet wird und in der Haupt?
rigur das Motiv des berühmten antiken Werkes der Aldobrandinischen