itizen aus dem Kunst-
ben und Kunsthandel
irtSicitl (Aufriß) der Ausstellung
Ileinolakot der Ausstellung
Viencr Geschmack - Wiener Form
llick ift die Ausstellung
iepp Moosmann. Persischer Garten
'n Besilz des Österreichischen Museums
1- angewandte KUHSl. lNtEfl
epp Moosrnarin, Nächtliches Moos
WIENER GESCHMACK-WIENER FORM
Zur Ausstellung des Wirtschaftsförde-
rungsinstitutes, Wien. Zu Beginn unseres
Jahrhunderts war das Wiener Kunst-
handwerk. die Wiener Form und der
Wiener Geschmack auf dem besten
Wege, sich die Spitzenposition innerhalb
der europäischen Produktion zu er-
obern. Nach einer mehr als dreißig-
jährigen musealen Reform- und Er-
ziehungsarbeit verfügte damals Öster-
reich über eine Fülle von hervor-
ragenden Kunsthandwerkern. Die jun-
gen secessionistischen Künstler Josef
Hoffmann, Kolo Moser, CO. Czeschka,
Alfred Roller. die als Lehrer an die
Kunstgewerbeschule berufen wurden.
hatten eine stagnierende Entwicklung
wieder in Fluß gebracht. Jetzt war nicht
mehr die papierene Reißbrettkunst vom
Schreibtisch des Ateliers her maß-
geblich. sondern die Werkstätte mit
Amboß und Webstuhl, mit Drehscheibe.
Brennofen und Hobelbank kam wieder
zu Ehren.
Diese kunstgewerbliche Bewegung er-
reichte mit der Gründung der Wiener
Werkstätte ihren Höhepunkt. In dieser
Künstler- und Handwerkergemeinschaft
wurde nicht von oben herab refor-
miert. sondern von unten, von der
Werkstätte des Handwerkers her. Was
aus solchen Voraussetzungen geschaffen
wurde, war echtes Kunsthandwerk. war
solide im Material, hatte die richtige.
zweckmäßige Form und war von
exaktester Durchführung. Es war gutes
Kunsthandwerk.
Das änderte sich, als die Monarchie
Zusammenbruch und Österreich, ins-
besondere Wien und seine Menschen,
sich in die Rolle des kleinen Mannes
fügen mußten. Zwar waren die alten
Kräfte noch da, die Lehrer. die Archi-
tekten, die Handwerker. aber die
neuen Lebens- und Wirtschaftsformen
tendierten in eine andere Richtung.
Vieles, das meiste. was um 1900 errun-
gen war. geriet in Vergessenheit oder
fristete ein Dasein im verborgenen.
Erst recht verdrängte dann die Wohl-
standswelt unserer unmittelbaren Ge-
genwart. das Auto, der Fernsehapparat,
der Barschrank und sinnloses Luxus-
SEPP MOOSMANN: "TAPISSERIES
BRODEES"
im vergangenen Jahr erregte eine
kleine Ausstellung von gestickten Wand-
behängen in der Galerie im Griechen-
beisl Aufsehen; der Schöpfer der in-
teressanten Arbeiten war der Vorarl-
berger Sepp Moosmann (geboren 1928
in Dornbirn). ein Schüler der Akademie
für angewandte Kunst (Prof. C. Unger)
in Wien und Absolvent der Meister-
klasse für Mode und Textil (Prof.
Eduard Josef Wimmer-Wisgrill) in den
Jahren 1952-1957. Seine Diplomarbeit
wurde mit zwei Preisen ausgezeichnet;
Aufenthalte in London (1958) und
München (1959) dienten dem jungen
Modezeichner zur Weiterbildung, Jahre
der Praxis in Wien (1960-1962 in
der Modebranche, seit Ende 1962 frei-
schaffend) gaben die Möglichkeit zu
vielfacher Bewährung. Eine Ausstellung
in der Galerie Peilhner-Lichlenfels
(Z. Maihäifte 1964) gab einen weiteren
Uberblick über sein Schaffen.
gerät. das alte Kunsthandwerk. dem
ein Möbel, ein Gerät, ein Gebrauchs-
gegenstand nur dann schön erschien,
wenn er gut war. wenn das Material
zur Sprache kam und wenn er auch
seinen Zweck erfüllte. Eine allgemeine
Nivellierung des individuellen Ge-
schmackes, an dessen Stelle die Er-
gebnisse von Meinungsforschung und
Warentests traten, zerstörte endgültig
die letzten Reste eines Empfindens für
qualitative. material- und forrngerechte
Leistungen.
Diesem Zustand abzuhelfen wird mit
der Ausstellung ,.Wiener Geschmack e
Wiener Form" angestrebt. In letzter
Minute wird vom Wirtschaftsförderungs-
institut hiermit eine Einrichtung ins
Leben gerufen. die schon längst fällig
gewesen ist. Sie soll kein Einzelunter-
nehmen bleiben. sondern in den fol-
genden Jahren fortgesetzt werden. Als
eine ständige Einrichtung will sie die
noch vorhandenen Kräfte und Be-
gabungen aufspüren und fördern, die
von einem nur der Oberfläche. dem
Schein und dem Surrogat verhafteten
Zeitgeist ständig in den Hintergrund
gedrängt werden. Sie übernimmt damit
eine Erziehungs- und Reformarbeit, die
gleicherweise für den Produzenten und
für den Konsumenten gilt. Aus dem
Wissen um die hervorragenden Lei-
stungen der Vergangenheit sehen sich
die Veranstalter verpflichtet, ein Glei-
ches für die Gegenwart anzustreben
und zu versuchen.
Für die erste diesjährige Ausstellung
,.Wiener Geschmack 7 Wiener Form".
die zugleich eine Festwochenausstel-
lung ist. wurde für die Gestaltung der
Entwurf der Architekten Dipl.-Ing. J.
Krawina-DipL-lng, W. Schneider aus
einigen in einem internen Wettbewerb
vorgelegten Projekten zur Ausführung
bestimmt.
Da sich dieser Entwurf nicht in einen
üblichen Rahmen einordnen läßt, wird
er unschwer größeres Interesse er-
wecken.
Die Tatsache. dal] die Exponate von
den verschiedensten Branchen her-
kommen und somit kein anderes Ge-
meinsames als ihre Herkunft aus dem
Moosmann inspiriert sich am Wuchern
und Wachsen der Eisblumen. an der
scheinbaren Willkür und strengen Ge-
setzmäßigkeit ihrer Formenbildungen.
Auch Sonnenrad- und Federschild-
ornamente werden gelegentlich ver-
arbeitet. doch sind die Schöpfungen
dort am überzeugendsten, wo sie
formal am wenigsten gebunden und
transportiert wirken. Der Eindruck
mancher früheren Werke. nach (selbst-
geschaffenen) Vorlagen gearbeitet wor-
den zu sein. verliert sich im Laufe der
Entwicklung, um der Erkenntnis Platz
zu machen. daß es sich nunmehr um
unmittelbar in den Stickereigrund nie-
dergeschriebene Konzeptionen handelt.
Moosmann beherrscht nicht nur das
Formale, sondern auch das Kolori-
stische meisterlich: so ist etwa ..Rot[
moderate" auf rotem Grund in Hellrosa.
Orange und Rot gearbeitet. während
„Grünladagio" auf olivgrünem Grund
ein Wirbelradornament in Grün, Blau
und Violett in verschiedenen Differen-
zierungen aufbaut. Eine seiner schön-
Wiener Raum sie verbindet, erfoi
eine möglichst wenig unterschiei
Präsentierung der Gegenstände
eine ruhige. unauffällige Kon
tion.
Daraus folgte einmal die Beschrär
auf im wesentlichen drei Materii
Plexiglas, verleimte Holzlamelle
Naturhalz und ein anthrazitg
Sisalteppich.
in einen vorhandenen. sehr t
und großen Barockraum wurdi
eigener Ausstellungskörper gestellt
sen oberen Abschluß eine sogen
Rcisterdecke. wiederum aus Holzli
len bestehend. mit darüberliegc
Leuchtstoffrähren in Reflektorleu
bildet, die eine gleichmäßige. schi
lose und tageslichtähnliche Ausl
tung von ca. 600 Lux erbringen.
Die tragende Konstruktion des
stellungskörpers ist primär aus
leimten, kreuzförmigen Holzpri
zusammengesetzt (zerlegbar für
derverwendung und variabel in
Zusammensetzung).
In dieses tragende Gerippe Wl
entweder Paneelplatten als und
sichtige Wände und für Fotomonl
oder zusamrnengeschweißte Plex
elemente in geeigneter Stärke in
von Regalen, Stellflächen und Tii
oder als geschlossene Vitrinen
Träger des Ausstellungsgutes e
hängt. Die auf diese Weise in e
Rastermaß von einem halben ..
verarbeiteten Elemente ermögl
bereits in einem doppelten Ach
eine Unzahl von Variationen
45000!). so daß die vielfältigen
ponate der sogenannten ,.Repr
tativschau" der bekanntesten W
Firmen und die der sogenai
"Sanderschau" des Osterreichi:
Werkbundesmitinsgesamtca.1000'
gut aufgenommen werden kon
Einige dekorative Hilfs- bzw. Kon
mittel wie Flußkiesel, Samtunterl
für Schmuck usw. verraten das
nende Prinzip der Architekten, wät
die graphische Gestaltung und
Fotomontagen der bewährte Grapi
Georg Schmid besorgte.
Wilhelm Mrazek Josef Kra
sten Schöpfungen ist.,NächtlichesMi
das auf dunkelblauem Grund
ornamente in feinsten Blau-
Grüntönen zeigt (Abb. 5).
Der junge Künstler bemüht sich
seine Schöpfungen jeweils innei
der Skala der ..kalten" oder „wari
Farben zu halten und vermeidet
trastierungen extremer Werte.
gibt seinen Kreationen etwas Lyris
Musikalisches. Intimes. aber auch
bar-Raffiniertes, ist doch die Gi
groß, in die Untiefen sich schlage
Farben abzurutschen.
Moosmanns Kunst ist keine .,Bekei
kunst", sondern Kunstgewerbe im
sten Sinne des Wortes. nobler. t'i
Heimschmuck, mit dem man zu
menleben kann. an dem ein Mi
seine Freude gehabt hätte.
Das Österreichische Museum für
gewandte Kunst würdigte im Va
Moosmanns Schaffen durch einen
kauf (Abb. 4).
K