Der Pariser Ebenist Adrien Faizelnt Delorme 12
wurde im Jahre 1748 Meister. Trotz seiner
vielseitigen Tätigkeit verwendet er nur selten
die europäischen, nach japanischen Vorbildern
ausgeführten Lackarbeiten, und wenn, so han-
delt es sich dann um Möbel, die zu den frühe-
sten in seinem Oeuvre gehören. Nur wenige
signierte Delorme-Lackmöbel sind bekannt,
dazu zählen vier Kommoden. Eine von diesen
ist das hier abgebildete Stück.
Wenn man die Tätigkeit Delurmcs und den
reifen Louis-XV-Stil der Kommode in Be-
tracht zieht, können die Jahre um 1750 als
Herstellungszeit angenommen werden13. Wahr-
scheinlich gelangte dieses prächtige Möbel-
stück mit der Mitgift von Lady Mary Hamilton,
der Gemahlin des Fürsten Taszilo Festetics,
nach Ungarn, denn es gehörte zur Einrichtung
des Festetics-Schlosses in Keszthely. Außer
dieser Kommode fand auch eine andere, ihr
ähnliche, den Weg hierher, doch stammt sie
von der Hand eines anderen Meisters. Sie ist
nicht signiert, dürfte aber unseren Forschun-
gen nach ein Werk von „Joseph" (Baum-
hauer) sein und wäre gleichfalls in die Jahre
um 1750 zu datieren". Es handelt sich dabei
um eine der wenigen Lackarbeiten dieses
bekannten Pariser Ebenisten, der sich be-
sonders als Meister der Matketerie hervortat.
Sie steht der signierten Joseph-Kommode im
Victoria and Albert Museum 15 sehr nahe.
Ein Zylinderbureau, signiert von Frangois
(iaspard Teune, stammt aus der gleichen
Zeitlß (Abb. 6). Die reichen lntarsien, die
den freistehenden Schreibtisch an allen Seiten
schmücken, bestehen aus Palisander, Rosen-
und Satinholz. Eine besondere Note erhält
dieser Sekretär durch den tiriginell ge-
stalteten Aufbau, der zur Ablage von Papier
bestimmt war. Die reichen Würfelintarsien und
eine Kartusche mit eingelegten Trophäen
bilden die Verzierung des Zylinderverschlus-
scs.
Zylinderschreibtische nehmen im Lebenswerk
von F. G. Teune einen breiten Raum ein. Ein
dem Budapester Schreibtisch sehr ähnliches,
bloß etwas bescheideneres Möbel beiindet sich
im Musee des Arts Decoratifs in Paris.
Ein für die Art der Sekretäre im Louis-XVI-
Stil charakteristisches Möbel trägt die Signatur
von Jean-Louis-Francois Legry aus den Jahren
um 178019 (Abb. S). Sein Furnier aus Rosen-
hnlz und Palisander ist mit Satin- und Ahorn-
intarsien belebt. Die reichen, für den Stil
von Legry so charakteristischen Marketerien,
Blätter, Schleifen, Blumen und Schmetter-
linge, sind dem Zeitstil gemäß symmetrisch
angeordnet. Die Musikinstrumente auf der
Schreibplatte und die typisch klassizistischen
Urnen auf den unteren Türen werden von
Kränzen umrahmt, die ein ovalcs Medaillnn
bilden.
Weiters besitzt die Sammlung noch ein anderes
hervorragend schönes und reichverziertes
Möbel, eine Kommode aus der „Periode
transiti0n"16, das gleichfalls einmal zur Ein-
richtung von Hamilton Palace17 gehörte
(Abb. 4). Das Rosenholzfurnier ist mit Mar-
keterien aus Palisander-, farbigem Ah0rn- und
Birnbaumholz verziert. Dem Kommodentyp
der Übergangszeit entsprechend hat sie zwei
große und darüber drei kleine Schubfächer,
die nebeneinander angeordnet sind. Die Ver-
zierung dieser letzteren besteht aus einem
bronzenen Mäanderfries auf griingebeiztem
Ahorngrund. Die Vorderstücke der beiden
großen Schubladen sind in drei Felder unter-
teilt, die von schmalen Bändern eingefaßt
sind und deren Flächen die für jene Epoche
so bezeichnende Gitterintarsia mit vierblättri-
gen Blüten zeigen. An den vorderen Lisenen
der Kommode werden mit eingelegten Streifen
Kanneluren vorgetäuscht. Durch die formal
und qualitätsmäßig außergewöhnlich schönen
Bronzen wird die Kostbarkeit des Möbels
noch erhöht.
Der Aufbau der Kommode zeigt die für die
sechziger Jahre charakteristische Form, wie
sie zuerst von Oeben entwickelt wurde. Wegen
der reichen Parquetterie und wegen der Schön-
heit der Bronzebeschläge könnte man tat-
sächlich auf Oebens Werkstatt bzw. auf
den engeren Kreis seiner Schüler schließen.
Die Kommode weist aber auch manche Ähn-
lichkeit mit Möbeln von Riesener, Leleu
und von Simon Oeben auf. Auf Grund ein-
gehender Prüfung verschiedener Vergleichs-
beispiele sind wir zu der Feststellung gekom-
men, claß es sich aller Wahrscheinlichkeit nach
um eine Arbeit aus der Riesener-Werkstatt
handelt.
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Eines der interessantesten Möbel aus der Zeit
nach der Revolution ist ein Konsoltisch
(Abb. 7), der das Markenzeichen von Martin
Eloy Lingereux trägt 19.
Der Tisch ist mit Amboinawurzel furniert und
hat reiche, teils grün patinierte, teils gold-
bronzene Beschläge. Zwei geHügelte Chimären,
die auf kantenverzierten Sockeln stehen, halten
die Tischplatte. Auf der Zarge sind Sterne
angebracht, von Kränzen umrahmt, die von
Kandelabern gehalten werden. Die Tischplatte
ist aus schwarzem Marmor.
Auf dem Markenzeichen aus Papier, das an
der Rückseite angebracht ist, kann man lesen:
„Lignereux Successeur de Daguerre, Rue
Vivienne, N0 11, en face colle Colbert,
Magazin de Meuble d'Ebenisterie ornes de
Bronzes, Pendules, Girandoles, Lustres, Bron-
(zes), Porcelaines, Vases et Curiosites. Depot
general des Porcelaines de Sevres s Paris."
Lignereux ist ein Ebenist aus der Zeit um
das Ende des 18. und Anfang des 19. jahr-
hunderts, dessen Arbeiten bisher noch wenig
erforscht sind. Seine Tätigkeit war uns bisher
nur aus Angaben der Literatur bekannt. Wie
es bisher in der Fachliteratur heißt, bezeichnet
er seine Stücke nicht, daher sind keine authen-
tischen Werke von ihm bekannt. Der Buda-
pester Konsoltisch ist daher wegen des Mar-
kenzeichens von Lignereux das bisher einzige
signierte Werk des Meisters. Nach unseren
Forschungen wurde der Tisch höchstwahr-
scheinlich in der Zeit zwischen 1798 und 1803
hergestelltll. Die Bronzen des Tisches, die
ein hohes Niveau auszeichnet, sind 7 wie
wir annehmen - Arbeiten des bekannten
französischen Bronzeschmiecls Ph. Tornire.
Der Entwurf könnte nach unserer Meinung
von Percier und Fontaine stammen.
ANMERKUNGEN 12 i 21
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laue. s. im. Nr. 126
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1' H. Szaholcsi, M. E. Ligucrvnx. elaeniste illustre sous lc Cunsulnl.
Am Historiae Anium. lludupcst 1962.