Auszüge aus eigenen Betrachtungen des Künstlers zum
Wesen der heutigen Kunstsituation anlälilich seiner
Wiener Graphik-Ausstellung in der Galerie Synthese im
Jahre 1962
Man muß immer den Grundsatz vor Augen haben: Wenn zwei dasselbe tun, ist es noch lange nicht
Nun wenn ich als kein Anpasser, der die gegenstandslose Kunst überwunden hat, kritisch dazu Stellun
dann ist das von einer anderen Warte zu betrachten. als wenn sich jemand darüber äußert, der n0(
von ihr befangen ist und infolgedessen den Blick für das Wesentliche der Kunst verloren hat. Und die
dessen. der die gegenstandslose Kunst noch nicht begriffen hat, ist sowieso uninteressant.
Die Kardinalfrage ist nun die: lst die gegenstandslose Kunst überhaupt Kunst? Ich sage: Ja. Aber sie ist
höchste Form der Kunst. Denn, so wie es im Leben verschiedene geistige und gesellschaftliche Stufun
so auch in der Kunst. Wenn auch das heutige Kunstempfinden darauf aus ist. diese Grenzen zu verwis
den früheren gleichgesinnten Epochen verglichen wiederum ein Zeichen des Tiefstandes der heutige
situation), so ist das doch eine Tatsache. Man denke nur an die Musik, wo diese Tatsache nicht bestrit
Niemand wird es zum Beispiel einfallen, einen Schlagerkomponisten mit einem Komponisten ernster I
eine Stufe zu stellen.
Wie bereits erwähnt, ist dieser Zustand in der bildenden Kunst jedoch nur wenig offenbar. Diese Schlag:
ist heute in den Auslaufen noch alles beherrschend. Sie wird jedoch bewußt gelenkt und hochgehalten
die Manager im Hintergrund ihre Lagerbestände noch nicht abgestoßen haben. Daß eine gelenkte Kuns
für die schöpferischen Kräfte aber hemmend wirkt, gleich wie und woher das geschieht, haben wir in (
leonischen, wilhelminlschen, hitlerischen und stalinistischen Ära erlebt. Schöpferische Kräfte entfalter
besten, wenn die Lenkung wechselwirkig unter den Kulturübenden geschieht.
Aus dem Gesagten ergibt sich, daß, wer Talent hat, nicht umhin kann, mit dem Strom zu schwimmen.
begnadete Talent hat die Erkenntnis und die Kraft, gegen den Strom zu schwimmen, bemüht. an die U
quelle zu gelangen und somit zum Wesen der Kunst.
Die gegenstandslose Kunst beginnt allmählich ins Volk zu gehen. Sie ist zur Volkskunst prädestiniert. I
Volk mit seiner Naturverbundenheit liebt als Gegenpol das OrnomentaleDekorativ-Abstrakte.
6 Rco Marhn Fedrazzu.
HoVcnder, 19613 OH 85x