eorg F. Schwurzbauer
llL FRENKEN -
IOTIZEN ZU SEINEN HOLZ-
CHNITFREIHEN
Als Wil Franken den Niederrhein 1959 verließ,
konnte man kaum ahnen, daß diese als Studien-
reise geplante Ortsverönderung ein dauernder
Wechsel seines Wohnsitzes werden sollte. Frenken
fuhr nach Wien. wollte die Stadt und ihre Kunst
kennenlernen und hat dieses Wien doch nur als
ein Prälude aufgefaßt. Schon ein Jahr später
finden wir den heute 31iührigen Maler. Holze
schneider und Bildhauer im Burgenland. Ange-
zogen von der sanften. manchmal etwas schwer-
mütigen Melancholie einer Landschaft, die ihn an
seine frühere Heimat erinnert haben mag. läßt
sich Frenken in St. Margarethen nieder. Eben dieser
Entschluß scheint für den Künstler von wichtiger,
für seine Entwicklung bedeutender Tragweite ge-
wesen zu sein. Frenken fand im Burgenland zu
sich selbst. Er entwickelte einen höchst eigen-
Sie führen von den freien, großzügig, aber
Teil etwas unkontrolliert, zu sehr dem jeweil
Impuls nachgebenden .,l(refelder Arbeiten" zu
sehr strengen, bewußt gestalteten Holzschni"
In ihnen und durch ihre Struktur vollzieht sich
Stilwandel. Angeregt von jenem Kunslkreis.
die sehr gerichteten Ausstellungen des Ka
Wilhelm-Museums in Krefeld dem damals r
suchenden Künstler vermittelt haben, dürfen
auf ein Abwenden vom freien Zufall hinwei
Mag auch manches in diesen Handzeichnur
noch an den Automatismus erinnern, wird in ih
Duktus die Empfindsamkeit Lucio Fontanas s
bar. greifen darüber hinaus auch die Entscheii
gen des beginnenden "Neuen Realismus" ein
Richtung konzentrierte sich in jenen Jahren ha
sächlich auf Yves Klein und seinen engeren l
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Wil Franken. Holzdruckreihe E II (S V1). 1961,
B Bla". Blnmormul 35 x SO cm. Ofßelkarlon. schwarz
gedruckt Zuslünde 1. 3. 6, 8
willigen Stil. ortete seine anfangs recht disparaten
Gedankengänge und vermochte durch Konzen-
tration seiner Aussage nicht unwesentliche Mo-
mente hinzuzufügen. Eine ganz spezielle Thematik.
die Franken im Burgenland erarbeitet hat. ist der
Holzschnitt. der in diesem Beitrag behandelt wer-
den soll.
Die Holzschnitte Frenkens, oder, besser gesagt, die
Hßilddruckreihen", wie sie der Künstler selbst
nennt. gehen von ganz neuen Voraussetzungen
aus. Zum einen gelang die Befreiung von den
konservativen Vorstellungen. welchen diese Kunst-
gattung bis weit lft die erste Hälfte des Jahrhunderts
hinein noch unterworfen war. Der lange nach-
klingende Gegenstand (dem die lebenden großen
Halzschneider heute noch nachhängen) wurde aus
dem Bildraum verbannt. Zum anderen versuchte
Frenken aber auch die Verdeutlichung des sich
verändernden Bildgegenstandes. Er reiht die ein-
zelnen Abläufe aneinander, verdeutlicht dem Be-
trachter das Sich-Verwandeln seiner Gedanken
und macht auf diese Weise auf die Kontinuität des
Schöpfungsgeddnkens aufmerksam.
Bei einem solchen Tun wirkt sich. obwohl mit den
vor 1959 entstandenen Arbeiten kaum Zusammen-
hänge gesehen werden dürfen. das vom Nieder-
rhein mitgebrachte künstlerische Erbe aus. Als
Wil Frenken seine ersten. in feinen Linien ge-
arbeiteten Holzschnitte gestaltete. die den Betrach-
ter an ein äußerst sensibles Lineament in sich ver-
schrünkter Rhythmen erinnern. wird etwas van
jenen tachistischen Eindrücken deutlich. die er in
seiner Heimat sammeln konnte. Allerdings ist es
ein sehr weit zu deutendes Nachklingen eben dieser
Fleckenmalerei. Man wird den unmittelbaren Im-
puls eher in den zuvor entstandenen Bleistift-
zeichnungen sehen dürfen. Diese Folgen rasch
heruntergeschriebener Eindrücke (Frenken war
beinahe zwei Jahre ausschließlich mit der Bleistift-
zeichnung beschäftigt. ehe er sich dem Holzschnitt
zuwandte), die durch die neuen Impressionen der
Landschaft des Burgenlandes ihre Ausprägung er-
fahren haben. bedeuten ein wichtiges Bindeglied.
kreis). so wird gleichzeitig der Gedanke überle
Kompositionselemente deutlich. Geordnete. aut
Fläche bezogene Strichrhythmen treten in
Vordergrund.
Ein solches Umstrukturieren darf zum Teil auf
Einflüsse der Kunstlandschaft zurückgeführt v
den. Das Burgenland vermittelte nicht nur extri
Situationen einer aufgeschlossenen. dem Moder
offen gegenüberstehenden Gesellschaft, sonc
auch unmittelbare Impulse. die man in der E
flndungssphöre seiner Bewohner zu suchen
Etwas überspitzt formuliert könnte von e
Urlandschaft gesprochen werden. in der die
wichtigen primären Werte noch unverändert
gespürt werden können. Indirekt führte der Mel
und seine enge Bindung an das Ursprüngl
Frenken auf den festen Weg einer zielentschlc
nen Untersuchung. Mit den ersten Holzschni
geht die Zeit der unruhigen Wanderiahre
Ende.
Der unmittelbare Anlaß zu den Holzschnitten l
in dem Wunsch gesehen werden. das durch
Zeichnung Erreichte vervielfältigt umzusetzen.
gekommen, bei einem Eindruck des eigenem
gesetztseins. den Kräften der Natur gegenü
erwacht im Künstler der Wunsch, diese l
teilungen eines Emptinclungszustandes einem b
teren Kreis zugänglich zu machen. Daneben s;
auch der Widerstand des selbstgewählten Mat
ales eine wichtige Rolle. Der Prozeß des Niei
schreibens verlangsamt sich. Dies zwingt zur K
zentrotion. Was soeben noch den flüchtigen
pulsen verpflichtet war, sich aus dem rasc
Hinschreiben entwickelte, wandelt sich zur ül
legten Konzeption. Zwei formale Probleme tri
von allem Anfang an deutlich hervor: die stre
Form des fast zum Quadrat hinneigenden Re
eckes, es wird in wohlüberlegten Praportio
gewählt und sollte erst in den späteren Jahren 4
radikale Formveränderung erfahren, und
Kreis, die Scheibe. Van beiden Gestallungsp
zipien ausgehend -sie bedürfen, auch wenn r
sie unter verschiedener Sicht untersucht. einer