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Volltext: Alte und Moderne Kunst VII (1962 / Heft 54 und 55)

 
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zur Lösung in der Hand gehalten hätte, ihn aber, vielleicht aus Flüchtigkeit, nicht 
verwertet hat, war Paul Schubring: er verrät die Kenntnis des gesamten Brief- 
inhalts (aus dem Buch Braghirollis, dessen Namen er allerdings so falsch wieder- 
gibt ---' Borghirolli! i daß daraufhin das Buch niemand hätte wiederfinden können) 
und weiß auch von der Existenz der Truhenreliefs Z5). Die späteren Bearbeiter 
des Stoffes haben, wie es scheint, den Brief Zoppos wieder aus den Augen ver- 
loren. 
Man darf nicht erwarten, daß eine lückenlose Beweisführung für die Autor- 
schaft Zoppos an den Truhen vielleicht durch Stilvergleich mit den gesicherten 
Gemälden des bolognesischen Meisters erbracht werden könne. Durch die Um. 
setzung eines malerischen Entwurfs in die Technik des Stuckreliefs sind nicht 
nur, was die Untersuchungen über die Klagenfurter Museumsstück: immer wieder 
betonen, die Spuren des Stiles Mantegnas verwischt, sondern auch Zoppo konnte 
sich hier nicht so entfalten, daß seine Art sogleich erkannt werden müßte. Zoppos 
Aufgabe war es ja, wie allgemein angenommen wird, einen Entwurf Mantegnas 
in Relief durchzuführen. Da wir andere Arbeiten solcher Art von der Hand Zoppos 
nicht besitzen, läßt sich von seiner Malweise her keinerlei Rückschluß auf die Rich- 
tigkeit dieser versuchten Zuweisung ziehen. Dennoch darf man mit aller gebotenen 
Vorsicht vermuten, daß der Zoppo mündlich gestellte Termin, die Cassoni zu 
Weihnachten 1462 zu liefern, wohl keine conditio sine qua non gewesen sein wird. 
Aus der Familiengeschichte des markgräflichen Hauses wissen wir für diese Zeit 
keine wesentlichen Ereignisse, welche die plötzliche Anschaffung der Truhen 
erforderlich gemacht hätten. Man wird daher in Mantua zugewartet haben, denn 
Meister, die kunstgewerblich hochwertige Möbel herzustellen verstanden, werden 
damals wohl auch nicht allzu dicht gesät gewesen sein. Mantegna vor allem wird 
darauf gedrungen haben, die praktische Durchführung seiner Vorlagen einem 
Manne überantworten zu können, von dessen Leistungsfähigkeit er überzeugt 
sein durfte. Aber auch von Zoppo kann vorausgesetzt werden, daß er die ihm win- 
kende Verbindung mit einem der vornehmsten Häuser Oberitaliens nicht mehr 
abreißen lassen wollte. Eine ehrenvolle Berufung mit der Aussicht auf gut bezahlte 
Arbeit f man denke an die im Brief geschickt eingeflochtene Preisandeutung! -- 
muß damals jedem Künstler willkommen gewesen sein. Es ist demnach nicht 
unmöglich, daß Zoppo im Frühjahr 1463 i zufällig das Geburtsjahr Paolas! -- 
die nötigen Förmlichkeiten in Mantua abschloß, an die Arbeit ging und die Truhen 
vielleicht noch im gleichen Jahre vollendet hat. 
Sollte die hier angestellte Verbindung der Klagenfurter Reliefs mit dem Namen 
des Marco Zoppo einer späteren Kritik vielleicht auch nicht standhalten, so wäre 
doch der Umstand, daß wir hier diese kostbarsten und wahrhaft international 
bedeutsamen Gegenstände des Kärntner Landesmuseums wieder einmal in den 
Vordergrund des Interesses zu rücken versucht haben, an sich wertvoll genug. 
Könnte doch dieser Beitrag dazu anregen, den Reliefs innerhalb der Schauräume 
des Museums endlich eine ihrem hohen Wert entsprechende Aufstellung zu gönnen 
und vielleicht die Denkmalpflege ermuntern, die noch in Millstatt befindliche 
Truhe vor gänzlichem Verfall dadurch zu retten, daß sie dem Museum übergeben 
würde, wodurch die Hoffnung berechtigt wäre, daß eines der Reliefs wieder mit 
dem Möbel vereinigt werden könnte, für dessen Zier es geschaffen wurde. 
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1) Milcsi. Richard: Mantcgna und die Reliefs der ßraultruhcn Paula 
Gonzagas. Klagenfurt. 1954 (Kirntncr Museumxwhrihcn. um 1). 
3) Eislcr. Robert: D11: Hnchzcilstruhcn dcr lctzlcn (Irälin von Görz. 
111: 1111111. 11. k. k. 21111111-111111111111111111 m1 1211111111111"; 11. 51111111111; 
d. Kunsl- hismr. DChklhiliC. N. F. 3 (Wien W05). Sp. 65KI76. 
1) 1211m, 1. .1. 1151110011. 
01:11:11.11. 1. o. 51166-141 
ß)1-:1111.-1,1. 1. 0. Sp. 1427153. 
ß) A. 1. o. s. 1. 
7) Fioccn. (liuscppt: Mantegna. Mihno 1937. S. 97 lUl. 
ß)A.1. o. s 1a. 
v) A. 1. o. p. 1491., 152. 
Mkristcllcr. P1111: Andrea Mantegm. Berlin-Leipzig 1902. 
II) Knapp. Fritz: Andrea Manlcgna. 2. Aurl. Sxuxxgan o. _y_ (Klassiker 
d. Kuns: Bd. 16) S. XXVlllH. 
'1)Tiezze-Conrat, Erika: Manregna. London 1955. S. 248. 
13) Cipriani. R.: Tun: l: pillun dcl Mamegna. l. cdiz. Milano 1956 
(Biblimcc: d'art: Rizzoli. Bd. 22- 23). 
") Billo. Luisa: L: nozz: di Paula Gonzaga z Bolzano. In: Sludi Trcnrini 
di sncnz: slorich: 15 (Tnnm 1934) S. 5. 1B. 
15) Hann, Franz: Die Stuckrclieii der Hochzcitslruhcn der letzten Gräün 
von Görz und die Kunst Andrea Mantcgnas. ln: Calinlhia l. 98 (Kla- 
gcnfun 1908) S. 11. 
10511111, 1.1. 0. Sp. 101. 
V) Eislcr. a. a. O. Sp. 128i 
H) 2 (11111111 11199) s. 25a. 
W) Für wertvolle Übersetzungshilfe hab: ich Hrnn Prvf. Dr. Viktor 
Münster zu danken! 
1").,Amü egli 111111111 011111 111 11111111 1 111111111 711111111 1101111111111, P11 
csnrsi allcvnro con csso loro sann la dixiplina dcllo Squurcion 
(in der vix: di Andrca Mantegnz). zu. nach: Vmn (1.; b: V11: . .. 
Trinke, 111112. s. 390. 
ll)K1iclc.l.le-r, 1. a. 0. S. 521, Dokumcnlc 26:  .. E 1111m: io voria" 
1111  . .non dcsprixizndo 1111". 
13) Eislcr, a. n. O. Sp. 141. 
73) Schubring. P2 2 Cassoni. Truhen u. Truhcnbildcr d. iral. Früh- 
renzisszmce. Leipzig 1915. s. 151. 
 
 

	        
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