7 Sch
wnlCk bci Lienz. dit Rcsidmz der (
rafcn v0!
zur Lösung in der Hand gehalten hätte, ihn aber, vielleicht aus Flüchtigkeit, nicht
verwertet hat, war Paul Schubring: er verrät die Kenntnis des gesamten Brief-
inhalts (aus dem Buch Braghirollis, dessen Namen er allerdings so falsch wieder-
gibt ---' Borghirolli! i daß daraufhin das Buch niemand hätte wiederfinden können)
und weiß auch von der Existenz der Truhenreliefs Z5). Die späteren Bearbeiter
des Stoffes haben, wie es scheint, den Brief Zoppos wieder aus den Augen ver-
loren.
Man darf nicht erwarten, daß eine lückenlose Beweisführung für die Autor-
schaft Zoppos an den Truhen vielleicht durch Stilvergleich mit den gesicherten
Gemälden des bolognesischen Meisters erbracht werden könne. Durch die Um.
setzung eines malerischen Entwurfs in die Technik des Stuckreliefs sind nicht
nur, was die Untersuchungen über die Klagenfurter Museumsstück: immer wieder
betonen, die Spuren des Stiles Mantegnas verwischt, sondern auch Zoppo konnte
sich hier nicht so entfalten, daß seine Art sogleich erkannt werden müßte. Zoppos
Aufgabe war es ja, wie allgemein angenommen wird, einen Entwurf Mantegnas
in Relief durchzuführen. Da wir andere Arbeiten solcher Art von der Hand Zoppos
nicht besitzen, läßt sich von seiner Malweise her keinerlei Rückschluß auf die Rich-
tigkeit dieser versuchten Zuweisung ziehen. Dennoch darf man mit aller gebotenen
Vorsicht vermuten, daß der Zoppo mündlich gestellte Termin, die Cassoni zu
Weihnachten 1462 zu liefern, wohl keine conditio sine qua non gewesen sein wird.
Aus der Familiengeschichte des markgräflichen Hauses wissen wir für diese Zeit
keine wesentlichen Ereignisse, welche die plötzliche Anschaffung der Truhen
erforderlich gemacht hätten. Man wird daher in Mantua zugewartet haben, denn
Meister, die kunstgewerblich hochwertige Möbel herzustellen verstanden, werden
damals wohl auch nicht allzu dicht gesät gewesen sein. Mantegna vor allem wird
darauf gedrungen haben, die praktische Durchführung seiner Vorlagen einem
Manne überantworten zu können, von dessen Leistungsfähigkeit er überzeugt
sein durfte. Aber auch von Zoppo kann vorausgesetzt werden, daß er die ihm win-
kende Verbindung mit einem der vornehmsten Häuser Oberitaliens nicht mehr
abreißen lassen wollte. Eine ehrenvolle Berufung mit der Aussicht auf gut bezahlte
Arbeit f man denke an die im Brief geschickt eingeflochtene Preisandeutung! --
muß damals jedem Künstler willkommen gewesen sein. Es ist demnach nicht
unmöglich, daß Zoppo im Frühjahr 1463 i zufällig das Geburtsjahr Paolas! --
die nötigen Förmlichkeiten in Mantua abschloß, an die Arbeit ging und die Truhen
vielleicht noch im gleichen Jahre vollendet hat.
Sollte die hier angestellte Verbindung der Klagenfurter Reliefs mit dem Namen
des Marco Zoppo einer späteren Kritik vielleicht auch nicht standhalten, so wäre
doch der Umstand, daß wir hier diese kostbarsten und wahrhaft international
bedeutsamen Gegenstände des Kärntner Landesmuseums wieder einmal in den
Vordergrund des Interesses zu rücken versucht haben, an sich wertvoll genug.
Könnte doch dieser Beitrag dazu anregen, den Reliefs innerhalb der Schauräume
des Museums endlich eine ihrem hohen Wert entsprechende Aufstellung zu gönnen
und vielleicht die Denkmalpflege ermuntern, die noch in Millstatt befindliche
Truhe vor gänzlichem Verfall dadurch zu retten, daß sie dem Museum übergeben
würde, wodurch die Hoffnung berechtigt wäre, daß eines der Reliefs wieder mit
dem Möbel vereinigt werden könnte, für dessen Zier es geschaffen wurde.
20
1) Milcsi. Richard: Mantcgna und die Reliefs der ßraultruhcn Paula
Gonzagas. Klagenfurt. 1954 (Kirntncr Museumxwhrihcn. um 1).
3) Eislcr. Robert: D11: Hnchzcilstruhcn dcr lctzlcn (Irälin von Görz.
111: 1111111. 11. k. k. 21111111-111111111111111111 m1 1211111111111"; 11. 51111111111;
d. Kunsl- hismr. DChklhiliC. N. F. 3 (Wien W05). Sp. 65KI76.
1) 1211m, 1. .1. 1151110011.
01:11:11.11. 1. o. 51166-141
ß)1-:1111.-1,1. 1. 0. Sp. 1427153.
ß) A. 1. o. s. 1.
7) Fioccn. (liuscppt: Mantegna. Mihno 1937. S. 97 lUl.
ß)A.1. o. s 1a.
v) A. 1. o. p. 1491., 152.
Mkristcllcr. P1111: Andrea Mantegm. Berlin-Leipzig 1902.
II) Knapp. Fritz: Andrea Manlcgna. 2. Aurl. Sxuxxgan o. _y_ (Klassiker
d. Kuns: Bd. 16) S. XXVlllH.
'1)Tiezze-Conrat, Erika: Manregna. London 1955. S. 248.
13) Cipriani. R.: Tun: l: pillun dcl Mamegna. l. cdiz. Milano 1956
(Biblimcc: d'art: Rizzoli. Bd. 22- 23).
") Billo. Luisa: L: nozz: di Paula Gonzaga z Bolzano. In: Sludi Trcnrini
di sncnz: slorich: 15 (Tnnm 1934) S. 5. 1B.
15) Hann, Franz: Die Stuckrclieii der Hochzcitslruhcn der letzten Gräün
von Görz und die Kunst Andrea Mantcgnas. ln: Calinlhia l. 98 (Kla-
gcnfun 1908) S. 11.
10511111, 1.1. 0. Sp. 101.
V) Eislcr. a. a. O. Sp. 128i
H) 2 (11111111 11199) s. 25a.
W) Für wertvolle Übersetzungshilfe hab: ich Hrnn Prvf. Dr. Viktor
Münster zu danken!
1").,Amü egli 111111111 011111 111 11111111 1 111111111 711111111 1101111111111, P11
csnrsi allcvnro con csso loro sann la dixiplina dcllo Squurcion
(in der vix: di Andrca Mantegnz). zu. nach: Vmn (1.; b: V11: . ..
Trinke, 111112. s. 390.
ll)K1iclc.l.le-r, 1. a. 0. S. 521, Dokumcnlc 26: .. E 1111m: io voria"
1111 . .non dcsprixizndo 1111".
13) Eislcr, a. n. O. Sp. 141.
73) Schubring. P2 2 Cassoni. Truhen u. Truhcnbildcr d. iral. Früh-
renzisszmce. Leipzig 1915. s. 151.