Von allen Mitteln, die wir zur Datierung der sasa-
nidischen Kunst besitzen, stehen die Münzen zwei-
fellos an erster Stelle. Eine stattliche Reihe von
29 Großkönigen hat uns in den Münzen ihre Kronen
bewahrt. Durch die absolut sichere Chronologie und
durch die auf den Münzen gegebene Verbindung
des Namens mit dem Bild haben wir einen festen
Halt in den zahllosen Fragen, die die Kunstdenk-
mäler des Iran in sasanidischer Zeit aufwerfen. Die
Werke der Plastik, 'l"oreutik, Malerei und Keramik
sind fast immer anepigraph, weisen aber oft genug
Darstellungen von Großkönigen in deren Ornat
und mit ihren Kronen auf. Dadurch haben wir
zeitliche Fixpunkte entweder durch direkte Kronen-
identität oder indem wir an verschiedenen Kom-
ponenten sehen können, ab wann eine vorkommende
Kronenform überhaupt erst möglich ist (lerminur
port quem).
Die sasanidische Krone ist ein persönliches Requisit
zur Kennzeichnung der herrscherlichen Einzel-
person. Jeder König hat seine eigene, speziell für
ihn komponierte Krone. Nie vorher und nie nachher
sehen wir ein Kronengesetz so streng angewendet,
was zusätzlich durch die Beobachtung beleuchtet
wird, daß wir bei manchen Königen narlninander
verschiedene Kronen in Gebrauch sehen. Offenbar
war es so, daß ein König eine neue Krone annehmen
mußte, wenn seine Herrschaft vorübergehend unter-
brochen wurde. In einigen Fällen liegen parallele
literarische Nachrichten vor, die uns diese Unter-
brechungen bestätigen. Wir sind daher ohne weiteres
ermächtigt, die Tatsache einer solchen Unterbre-
chung, durch einen Gegenkönig etwa, dort anzu-
nehmen, wo uns der literarische Beleg fehlt, wir
aber das Zeugnis der Münzen haben. Die ldee der
persönlichen Krone scheint im iranischen Raum
entstanden zu sein. Wir finden Vorläufer dieses
Gebrauches bereits in arsakidischer Zeit. Die Strenge
der Regel erklärt sich wohl zunächst daraus, daß
die Krone oder zumindest einer ihrer Bestandteile
Träger des Clmarmzb, des himmlischen Lichtglanzes
und Symboles der königlichen Macht, ist. Durch
die Machtergreifung eines Rivalen erlischt das
Chmrnal), seine VUietiergexvinnung schließt die Wie-
derannahme der alten Form aus.
Die Elemente der sasanidischen Krone sind den
Götterkronen entnommen, und zwar jener Götter,
denen der Herrscher seine Herrschaft verdankt und
von denen er sich mit der Herrschaft belehnt fühlt.
Die Investiturszenen der sasanidischen Fclsreliefs
geben davon ein anschauliches Bild. Zuzätzlich ist
es bereits gelungen, auch auf Münzen verkürzte
Investiturszenen nachzuweisen, die den Befund be-
stätigen (Abb. 10 i Zamasp, von Ahura Niazdah
belehnt).
Die Entwicklung der sasanidischen Krone liegt
heute mehr oder minder klar vor uns. Wir über-
blicken den Fortschritt von den einfachen zu den
am Schluß recht komplizierten Formen und wir
sehen, wie am Anfang regelrechte Versuche statt-
finden, eine gültige, allen Erfordernissen entspre-
chende Form zu finden, und wie die Variations-
möglichkeiten sich allmählich an den Regierungen
von über 40 Herrschern erschöpfen. Die Münzen
und sämtliche nicht kolorierten Objekte des sasa-
nidischen Kunstschaffens lassen uns denn auch
gegen den Schluß der Sasanidenzeit öfters im Stich,
denn als zusätzliches Kriterium wurde, bei sonst
gleicher Form, die Farbe der Stoffteile der Kronen
verwendet. Dazu gibt es eine interessante Quelle,
die im Original allerdings verloren ist, deren Nach-
richten aber zum Teil in der Brechung arabischer
und persischer Autoren späterer Zeit, denen sie
noch vorgelegen haben muß, erhalten ist, das soge-
nannte „Buch der Kronen" (Tadjnamelz), in dem die
Farben der Kronen nebst Beschreibungen enthalten
waren und in das nach dem Tode jedes Königs seine
Krone eingetragen wurde.
Im Prinzip besteht die sasanidische Krone aus einem
Kronreif als Emblemtriiger. Die Embleme: Zinnen,
Strahlen, Flügel, Monde, sind auf den Reif, der oft
genug verziert ist (meistens durch Perlensäume),