MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst VII (1962 / Heft 64 und 65)

lkiirkvup 
1898, Km 
am Ziir 
7 Svllwrhw 
WUÜ. 51.1: 
 
„Silvaplanasee" (1907, Abb. 3) wird in einer zweiachsig-symmetrischen Landschaftsdarstellung ein Maximum an Klarheit und 
Größenwirkung erreicht. Der Mensch fehlt in diesen Landschaften, die einer ferneren, viel größeren Welt anzugehören scheinen. 
Seine letzten Naturdarstellungen wie die „Landschaft bei Caux mit aufsteigenden Wolken" (1917, Abb. 1) nannte der Künstler selbst 
kosmische Landschaften (paysages planätaires), weil in ihnen die Weite des Alls verkörpert werden soll. Diese Intention gelingt in 
derart überzeugender Weise, weil Hodlers subjektives Prinzip des Parallelismus, welches in den Figurenkompositionen der neunziger 
jahre nicht ganz ohne Härten demonstriert werden konnte, nunmehr mit der objektiven Naturbeobachtung zwanglos zusammenfällt. 
Hier erst ist das konsequent angestrebte Lebensziel des Künstlers voll erreicht. 
Die Hodler-Ausstellung des Kulturamtes der Stadt Wien zeigt eine reiche Auswahl von Gemälden des Schweizer Künstlers, dessen 
Werke in dieser Stadt 1904 in der Secession mit großem Beifall aufgenommen wurden und besonders für die Weiterentwicklung 
österreichischer Künstler wie Egon Schiele oder Albin Egger-Lienz von größter Bedeutung waren. 
ANMERKUNGEN: 
I) m0 biographischen Daten smd der Monugraphi: von Wmlrcr Hugekhofcr: Ferdinand l-lodler, zum. 
z) Hugclshzxfcr m. 0.. Abb. s. w. 
w) Hugelshofcr .1. n. o 1' ss. 
I) Darüber Peter Dlcuchx Der Parzllelisxuus Ferdinand Hodlers. um" Sludizn zur Kunstgeschichte u. 
S) Hugclshhfer a.a.O., T. 31. 
v) Uhr: die Empündung bci Hodler s. Hermann Banken: Das neunzchnle Jahrhundert in der dcuzsch 
AN 
'h 1952, entnommen. 
.1. XVI. Basel 1957. 
an Kunst. München 1944.
	            		
Ein Künstler der Wiener Werkstätte EDUARD JOSEF WlMMER-WISGRILL 1882 geboren in Wien. 1901 Aufnahme in die Kunstgewerbeschule. Schüler Alfred Rollers und Josef Hoff- manns. 1907- 1922 Leiter der Modeabteilung der Wiener Werkstätte. 1912 Assistent Kolo Mosers. 1918 Leiter der Klasse für Mode und Textil an der Kunstgewerbeschule Wien. 1921A 1924 Lehrer am ..Art instilul of Chicago". 1925 Mitarbeiter an der Ausstellung ..Les arts decoralifs" Paris. 1930 71939 Ständiger Mitarbeiter der "Neuen Freien Presse" fiir Mode. 1918 1938 Einrichtung von ca. 12 kompletten Wohnungen wohlhabender Privatleute in Wien. 1938 Innendekoration des österreichischen Pavillons der Weltausstellung Paris, "Grund prix" der Weltausstellung Paris. 1953 Ehrenjahr. dann Pensionierung. 1955 Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. In den letzten 9 Lebensjahren entstanden i-una 64 Olbilder und 30 Aquarelle. 1961 gestorben. Eduard Josef Wimmer-Wisgrill. 1882 in Wien geboren. gehörte der Generation von Künstlern an. die zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihre entscheidenden Eindrücke und Impulse von den großen Wegbereitern der Moderne, Gustav Klimt. Josef Hoffmann und Kolo Moser. empfangen haben. Seine Lehrer an der Wiener Kunstgewerbeschule, in die er im Jahre 1901 eintrat. waren Alfred Roller und Josef Hoffmann. der ihn im Jahre 1907 mit der Leitung der Madeabteilung an der Wiener Werk- stätte betraute. Seit dieser Zeit war Wimmer-Wisgrill auf dem Gebiete der Mode tätig, seit 1912 zunächst als Assistent Kolo Mosers. seit 1918 als Leiter der Klasse für Mode und Textil an der Kunstgewerbeschule in Wien. Hier hat er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1953 Generationen von Mode- schöpfern herangebildet. Eduard Josef Wimmer-Wisgrill war sein ganzes Leben lang der Mode und ihren Erscheinungen verpflichtet. Gerade we- gen ihrer Flüchtigkeit. wegen ihres ständigen Wandels erschien ihm die Made mehr als jedes andere Gebiet dem Leben verwandt zu sein und. wie dieses. nach Gestaltung. nach Formung zu verlangen. Die Mode war ihm mehr als eine Alltagserscheinung. als ein Ausflufi kommerzieller Interessen, der Modeschöpfer mehr als ein Tätiger auf dem Felde der ,.angewandten Kunst". Die Mode erschien ihm Ausdruck des Eros und Spiegel der Schönheit zu sein. Jener lebensbestimmenden Kräfte. die seit Urzeiten dem weiblichen Wesen zugehören. Ausdieser Gesinnung heraus blieb sein Schaffen und waren seine Schöpfungen für die Mode, so extra- vagant sie auch waren. immer nahe am Leben. war Eduard Josef Wimmer- Wisgrill ein echter Vertreter jener Künstlerschar. die zu Beginn unseres Jahrhunderts der Moderne zum Durch- bruch und zur Weltgeltung verhalf. Im folgenden bringen wir aus dem Nach- lgß einen Vortrag von Eduard Josef Wimmer-Wisgrill, den er vor einem Damerifarum in den späten zwanziger Jahren gehalten hat. Seine Ausführungen erscheinen uns so wesentlich und sympto- matisch. daß wir sie unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Über das Wesen der Mode Es war um das Jahr 1925 nach der Pariser Ausstellung ..Les arts decoratifs". Es war die Zeit des ersten kulturellen Besinnens nach der Kriegszeit. des ersten offiziellen Wiederciufatmens. Da- mals konnte man wieder noch Paris reisen ohne Kränkung des National- stolzes. hier und dort. Damals zeigte sich zum ersten Male deutlicher, was Le Carbusier. der moderne Architekt Frankreichs und sogar der moderne Architekt unserer Zeit. für diese be- deutet. Und damais war es auch. daß die "Haute couture" von Paris die üppigste Auslage ihrer Leistungen der ganzen Welt zeigte und das bis dahin und auch nachher wieder streng ge- hütete Geheimnis ihrer Schöpfung lüf- tete. Damals und nur bei dieser Ge- legenheit konnte sich jedermann mit eigenem. staunendem Auge überzeu- gen, wie weit die Mode vorgedrungen war f und wie sie festgefahren war! Es war die Zeit. da das Hemd- oder Mantelkleid der Frauen in unzähligen Variationen abgewandelt wurde. von kurz zum kürzer und zum kürzesten abgeschnitten wurde und nicht mehr weiter gekürzt werden konnte. An- sonsten waren diese Kleidchen meist ohne Ärmel und wie sehr kleine Mäd- chenhemden geschnitten. Um aus diesem letzten Rest von Bedeckung gar Abendkleider zu machen. rnußte der schwerste Brokat und die kosbarsten Stickereien mit Strass- und Halbedel- steinen herhalten. denn die Form. so glatt sie war. mußte beibehalten werden. Und nach immer sah das Ganze küm- merlich aus und nur auf sehr zarten Mädchenleibern erträglich. Es war eine bis zur äußersten. gefährlichsten Grenze geführte Tendenz. Ein .,bis hieher und nicht weiter"! Sie erinnern sich daran. daß damit zur gleichen Zeit der Eatenkopf mit ganz kurzen Haaren. die männliche Haartracht. getragen wurde. Es war der Zenith der Emanzipation in der Frauenkleidung. Noch ein Schritt wei- ter und die Frauen hätten die kurze Kniehose getragen. hätten sie zwangs- läufig tragen müssen. Aber. dazu kam es nicht. Vorläufig nicht! Denn der Vorhang tiel und ein neues Spiel begann. Aber das alte war es gewiß nicht mehr ganz genau. Das Frauenkleid und das Frauenhaar wurden wieder lang und Sie. die Sie dies erst gestern und vorgestern erlebt haben. waren so Zeuge eines "Wer- dens der Mode". Es war dieses Mal ganz besonders interessant. dabei zu sein. wenn sich ein so gewaltiger Vorgang vollzieht, den wir vielleicht in diesem Ausmaß nur einmal in unserem Leben beobachten können. ich glaube aber, es ging ihnen als Miterlebende und Selbst-Agierende so. wie es uns allen als Zeitgenossen der großen Revolution nach dem Kriege erging: Sie waren zu nahe dabei, zu sehr subjektiv be- 43
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.