aufgesetzt. Die meisten Darstellungen sind auf den
Münzen im Profil (meist rechts) gegeben, En-face-
Darstellung ist selten. Man muß sich daher zur
Kenntnis der ganzen Krone jeweils etwa die zweite
Hälfte dazudenken. Da in der Profildarstellung nicht
selten die Schwierigkeit entsteht, ein frontal gut
sichtbares Emblem, wie etwa Mondsichel oder ein
Flügelpaar, dem seitlichen Beschauer erkenntlich zu
machen, werden solche Embleme nicht selten im
Widerspruch zur dreidimensionalen Form einfach
um 90 Grad gedreht (vgl. dazu Abb. 8712), was
gelegentlich zu Streitfragen führte, im allgemeinen
aber jetzt durch die Erkenntnis dieses Darstellungs-
prinzips als bewiesen angesehen werden kann.
Der Großkönig trägt eine komplizierte Frisur, näm-
lich einen Teil des Haares in einem dem Beschauer
rund erscheinenden Lockenballen im Nacken (sel-
tener lang frisierte Bahnen, Abb. 1-3, S) und einen
globusartig frisierten Haarballen auf dem Vorder-
haupte. Dieser obere Haupthaarballen war noch
bei einer frühen Krone des ersten Sasaniden, Arde-
schir 1. (mit Mauerkrone, Abb. 1) unverhüllt, in
der letzten Kronenform dieses Herrschers und ab
da bleibend mit einem dünnen, wohl seidenen Flor
verhüllt, was am Stolfzug noch gut an deutlichen
Darstellungen kenntlich ist (Abb. 2-10). Dieser
Flor ist oHenbar mit Perlen bestickt. Das kommt
nicht nur in der Konturgestaltung zum Ausdruck,
sondern auch durch eine oft sichtbare und mehr-
mals angebrachte Gruppe von je drei Perlen (Abb. 3,
5, 6, 7, 9, 10). Die Umständlichkeit der Prozedur
bei der Herstellung dieser Kronenfrisur dürfte sehr
rasch dazu geführt haben, daß der obere Haarballen
durch eine Art Perücke gebildet, dadurch aber auch
zu einem unmittelbaren Kronenbestandteil wurde.
Die Embleme sind, wie eingangs bereits gesagt, den
Götterkronen entnommen. Die Zinnenkrone ist jene
des Gottes Ahura Mazdah, aber auch der Göttin
Anahit, mit der speziell die ersten Sasaniden eng
verbunden waren. Wir sehen sie in einer frühen
Krone Ardeschirs 1., aber auch in den beiden hier
dargestellten Kronenvarianten Schapurs 1. und
Schapurs 11. (Abb. 1, 3, 4, 7). Dem Sonnengott
Mithra ist die Strahlenkrone eigen, die Bahram I.
trägt (Abb. 5), dem Gott Verthragna (: Bahram,
der iranische Herakles) das Flügelpaar, wie es
Bahram 11. (Abb. 6, mit Königin und Prinz) trägt
und Peroz in seiner letzten Krone (Abb. 9). Sobald
die Formen dieser Haupt-Götterkronen erschöpft
sind, setzt Kombination aus Elementen verschie-
dener Götterkronen ein, zum ersten Mal unter
Bahram lV., der in der Kronenfrnnt die Zinne und
an den Seiten die Flügel des Siegesgottes trägt (hier
nicht dargestellt). Die Mondsichel erscheint zuerst
in der Krone Yezdegerds l. und ist ab hier in fast
allen folgenden Kronen zu finden, später sogar
mehrfach (Abb. 8 i Bahram V., Abb. 9 - Peroz,
zweimal, Abb. 10 - Zamasp, zweimal, usw.). Die
unter dem oberen Haarballen liegende Scheitel-
kappe, einst farbig, gewinnt, als mit zunehmenden
Variierungsschwierigkeiten die Notwendigkeit ein-
tritt, als bestimmendes Kronenelement an Bedeutung
und wird zeitweilig sehr hoch gebaut (Hormizd lV.,
hier nicht dargestellt) oder aber modisch abgeflacht
(Chusro ll., Abb. 11, 12 und Ardeschir 111., Abb. 13).
Der obere Haarballen hingegen schrumpft größen-
mäßig immer mehr zusammen (vgl. etwa die Größen-
verhältnisse auf den Abb. 147 mit jenen von
Abb. 8710) und wird unter Chusro I1. durch einen
Stern ersetzt, der natürlich nicht etwa um der
Übereinstimmung mit den Symbolkombinationen
MondsichelfStern am Münzrand wegen in die Krone
kommt, sondern ein reales Emblem wie die Mond-
sichel seit Yezdegerd 1. war (vgl. Abb. 11, 12 -
Chusro 11.), wie die Rückbildung zum kleinen
Globus unter Ardeschir 111. (Abb. 13) nachweist.
Damit ist Aufbau und Entwicklung der sasanidischen
Krone grob skizziert. Ein eingehendes Studium aller
Kronenformen und ihrer durch das Lokalkolorit
der Prägestätte und die oft recht verschiedene Qualität
der Stempelschneider bedingten Varianten ergibt ein
weit differenziertes Bild, aber im Prinzip läßt sich
sagen, daß die Kronengestalt aus den Münzen mit er-
staunlicher Sicherheit ablesbar ist, wenn aus allen
erhaltenen Zeugnissen die beste Qualität ausgewählt
und deren wesentliche Züge ermittelt sind. lnferiorer
Stempelschnitt ist nicht eben selten, aber wirklich
verdorbene Darstellungen ungeeigneter (iraveure,
wie sie z. B. Abb. 14 zeigt (Schaput 111. 7 bei klar
lesbarer Münzinschrift! - die Normalformen, die
hier nicht dargestellt sind, zeigen eine Folge von
meist drei Arkaden, mit Zweigen darinnen, aus der
Anahitkrone) sind Einzelerscheinungen, die leicht
ausgeklammert werden können und keinerlei Zeug-
niswert besitzen.
Mit einem derart gesicherten Datierungsmittel hat
kaum eine andere Kunst aufzuwarten. Wenn Schwie-
rigkeiten in der Anwendung des Vergleiches mit
den Kronenformen der Münzen bestehen, so handelt
es sich zumeist entweder um inferiore provinzielle
oder aber - in den meisten Fällen 7 um spätere
Erzeugnisse aus Zeiten nach dem Sturz des über
vierhundertjährigen Sasaniclenreiches, dessen Kunst
nicht nur eine enorme räumliche Breitenwirkung,
sondern auch eine lange zeitliche Fetnwirkung ent-
wickelte. Eine Fülle postsasanidischer Erzeugnisse
der Toreutik, vor allem Schalen, und mittelasiatischer
Wandmalereien w um nur zwei bedeutende Bei-
spiele zu nennen - legen dawron beredtes Zeugnis
ab. Die verschiedenen Formen sasanidischer Kronen
werden dabei willkürlich, aber oft nicht ungeschickt
und interessant kombiniert und abgewandelt 4
Paraphrasen eines in der Kunstgeschichte des alten
Iran einzigartigen Themas.
ERGÄNZUNGEN ZUM THEMA:
l. Die Schreibweise der Namen wurde aus drucktcchnischen Gründen vereinfacht, wo es zuläsiig schien.
An hauptsächlich" Linerzlur seien erwähnt:
Erdmann, K.. Die Entwicklung der sasanidischen Krone. Ar: lslzmica 1951. S. 87K.
Göbl. R" Aufbau der Münzprlgung des Sasanidenslaales, in: Allheim und R. Stich], Ein asiatischer Staat 1., Wiesbaden 1954, S. 51m, Göbl. IL,
Die Münzen der Szsaniden im königlichen Münzkabixiett, Haag, s Gmvmhage 1962.
3. Die lkegierungszeiten der in diesem Aufsilz erwähnten sasanidischcn Herrscher sind:
5-3
Ardeschir I. E47 241 Schzpur III. 383 7388 Pcroz 457159 7 434
Schapur I. 241 7 272 lhhram IV. 388 7399 Hormizd lV. 579 7 591
Bahnrn I. H37 276 Yczdegerd I. 3997420 Chusro II. 591 7 628
Bahrain II. 276 7 293 Uzhnm V. ÄZI- 438 Ardcschir III. 62H 7 630.
Schapur II. 3107 379
4. Die abgebildeten Münzen entstammen folgenden Sammlungen: 179, 11. 13 Slg. d. VcrlZ; 10 Münzhandel 1959160; 12 Kunsrhisrurisclm Museum.
Orientalische Abteilung, Wien; I4 Slg. Azizbeglou, Teheran.