7 Jan Prcislcr. Plakat Für die Ausstellung „worpswcdlW,
1x. Ausstellung svu Mänes, Farhlilhographie, 71x
1m cm, 1903
8 Jan Preisler, Plakat für die Ausstellung L. v. HofTmann,
XXV.Austcllun svu Minus, F blilhogrzphic,
122x845 cm. 1508 a!
9 Vojtöch 11mm? mm Gir irigcnc Ausslcllung, Farb-
linolschuilt. 12 X905 cm, 1907
ANMERKUNGEN 4- 5
4 Prtisig widmet: sich praktisch und theoretisch verschü-
dencn graphischen Techniken: eine: der Rexukate seiner
Tätigkeit war zum Beispiel die Einführung du Linol-
schniltcs in die Plakanechnik.
5 Die Rczcnsiou von Mudus Auslrllun in „Volnä smöry"
aus dem jahr 1897 und die Studie km1 Hliväöeks in
„Modem! revue" aus dem Jahr 1898.
Künstler auch als fähiger Organisator und
kluger Kritiker regen Anteil nahm. Preislers
Plakate verraten, daß ihr Autor ein Voll-
blutmaler war, der dabei aber auch einen
ausgeprägten Sinn für die spezifische Eigen-
art des graphischen Genres besaß. Seine
Bilder und Plakate weisen die gleiche Lyrik
und leidenschaftliche Symbolik in dezenten
Pastelltönen auf. Vielleicht kein anderer
tschechischer Künstler verstand es so souve-
rän wie er, das eigene künstlerische Konzept
mit den Anforderungen des Plakates, wie
sie sich allmählich herausbildeten, zu ver-
einen; außerdem bewies er auch einen
ausgeprägten Sinn für die Verwendung der
sezessionistisch geformten Schrift in der
Bildkomposition. Seine Plakate können als
ein früher Höhepunkt dieses jungen Genres
auf tschechischem Boden gelten. Sie be-
sitzen fundamentalen Wert und stehen auf
europäischem Niveau. Obwohl er nicht
viele Plakate schuf, bilden sie doch einen
bedeutenden Teil seines reichen künstle-
rischen (Euvres. Nennen wir wenigstens
drei von ihnen. Das Plakat für die Aus-
stellung moderner französischer Kunst
(1902) steht im Einklang mit den zeit-
genössischen künstlerischen Tendenzen, die
die dekorative Meisterschaft des Künstlers
in reifer Form zum Ausdruck bringt. Sein
vielleicht schönstes und zugleich bestes
Plakat ist die für die Ausstellung „Worps-
wede" (1903) bestimmte Lithographie,
worin sich die poetische Meditation des
Künstlers mit dem charakteristischen nor-
dischen Symbolismus zu einer dramatisch
und farbig für Preisler ungewöhnlichen
Wirkung verbinden. Das Plakat, das im
Jahre 1908 sein Schaffen auf diesem Gebiet
abschloß, war ebenso wie die vorher-
gehenden Arbeiten der Gruppe „Manes" ge-
widmet (Ausstellung L.v. Hoffmann). Diese
letzte derartige Arbeit knüpft vielleicht am
engsten an das freie Schaffen des Autors,
motivisch und künstlerisch vor allem an
die dekorative Gestaltung des Theaters in
Prostejov, an.
Wenn sich Hofbauer und vor allem Preisler
in ihren Plakaten mehr auf den reifen
sezessionistischen Stil mit seinen male-
rischen Qualitäten festlegten und in der
Gebrauchsgraphik nicht das Ziel ihres
Trachtens sahen, so erwuchs in Vojtech
Preissig (1873-1944) der tschechischen
Kunst ein Meister mit außerordentlicher
graphischer und typographischer Begabung.
Sein bedeutender, fortschrittlicher Beitrag
für die Entwicklung der tschechischen
Sezession wird erst in der Gegenwart
richtig erkannt und gewertet. Unter anderem
galt sein Interesse diversen Gattungen der
freien und angewandten Graphik4. Die
angelsächsischen und japanischen Einflüsse
fanden in Preissig einen individuellen Inter-
preten von ausgesprochen europäischem
Format. Zum Schaden für die moderne
tschechische Kunst war sein Einfluß jedoch
gering, da seinem Beitrag nur wenig Ver-
ständnis in der Heimat entgegengebracht
wurde; mehr Anerkennung fand er im
Ausland, zumal in den USA, wo sich der
Künstler aufhielt. Zu diesen drei Haupt-
Vertretern der Sezession in Böhmen und
der sich allmählich durchsetzenden Plakat-
kunst gesellten sich noch weitere junge
Künstler, Mitglieder des „Manes", die es
nicht versäumten, ihr Interesse auch dem
Plakat zuzuwenden. Ihre Bedeutung lag
weniger darin, daß sie die Entwicklung
vorantrieben, als eher in der Auswertung
und individuellen Interpretation der hei-
mischen Leistungen (Preisler) sowie mancher
fremden Impulse. Ihre Arbeiten erreichten
jedoch ein bemerkenswertes qualitatives
Niveau und vervollständigten in nicht zu
übersehender Weise das Bild.
Unter ihnen ist an erster Stelle Vladimir
Zupanskv (1869-1928) zu nennen, der
neben einer Reihe qualitativ nicht sehr aus-
geglichener Blätter hauptsächlich durch
das Plakat für die legendäre Prager Aus-
stellung Auguste Rodins (1902) berühmt
wurde, worin die raffinierte sezessionistische
Dekorationskunst, wenn auch etwas äußer-
lich, so doch effektvoll zur Geltung kommt.
Ähnliche, wenn auch eher auf einen sen-
sitiven Sensualismus gerichtete Ergebnisse
erreichten Max Svabinskv (1873-1962)
und Karel Spillar (1871-1939), deren
Plakate die Problematik ihrer künstlerischen
Orientierung widerspiegelten. Sie schufen
sie übrigens neben ihrer Maler- und Gra-
phikertätigkeit, weshalb wir nur einige von
ihnen in den engeren Rahmen unserer
Betrachtung einbeziehen können. Die in-
ternen Wettbewerbe des „Manes" für
Plakate eigener Ausstellungen riefen offen-
bar ein großes Interesse unter den Mit-
gliedern hervor und halfen damit in hohem
Maße der Entwicklung dieses Genres. Oft
entstanden so Plakate, deren künstlerische
Qualität weit über dem Durchschnitt steht,
und das nicht nur nach nationalen Maß-
stäben gemessen. Mit seinem Werk trug
auch Frantiäek Kysela (1881-1941) dazu
bei, vielen Gebieten der angewandten Kunst
den Weg in die Zukunft zu bahnen. Zu
ihm gesellte sich jaroslav Honzik (1870 bis
1954) und Vratislav Nechleba (1885-1965);
letzterer geht bei seinen Arbeiten von der
sezessionistischen Auffassung ab und kehrt
zu bereits abgeschlossenen Traditionen
zurück. Sein Plakat für die Ausstellung
„Les Independents" (1910) wirkt durch
seine „iin de siecle"-Symbolik überaus
suggestiv.
Ausgeglichenheit der künstlerischen Auf-
fassung ist typisch für die ganze junge Gene-
ration des „Manes". Daher kann man die
Aufnahme Alfons Muchas (1860-1939) in
seiner Heimat begreifen, der, obwohl er
am Pariser Himmel als ein Stern erster Größe
galt, bei den jungen tschechischen Künst-
lern keinen größeren Anklang fand und in
der böhmischen Kunst ein Außenseiter
blieb 5.
Muchas außerordentliches Talent, welches
sich in erstaunlichen, aber einseitig dekora-
tiven Kompositionen verschwendete, fand
in den Künstlerkreisen Böhmens, die sich
um den „Mänes" gruppierten und pro-
grammatisch von Mucha ganz verschieden
und progressiv orientiert waren, eine
kritische Aufnahme. Übrigens verfiel Mucha
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