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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 98)

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Reitzeuge stellen eine zusätzliche Bereiche- 
rung dar. Diese Vormachtstellung Wiens 
insbesondere auf dem Gebiet der Schutz- 
waffe ist, trotz mehrerer gewaltsamer Ein- 
bußen, erhalten geblieben. Unter Napoleon 
verlor die kaiserliche Sammlung auf Schloß 
Ambras zehn, das Wiener kaiserliche Zeug- 
haus 20 unersetzliche Harnische. Nach dem 
ersten Weltkrieg waren wir gezwungen, aus 
der Wiener Komponente der Walfen- 
Sammlung an Budapest ein weiteres Dutzend 
Hatnische abzugeben, die zu allcrmeist mit 
Ungarn gar nichts zu tun hatten. Von den 
Verlusten an Einzelwaffen in den beiden 
genannten Fällen und anläßlieh der Plünde- 
rung des Kaiserlichen Zeughauscs 1848 
nicht zu reden. Ein Bildband „Ehemals 
kaiserliche Rüstkammern" ergäbe die über- 
raschende Vorstellung von einer großarti- 
gen Sammlung, die sich überall als eigenes 
Museum sehen lassen könnte. 
In den neun Sälen IiIX und den drei 
Galerien AsC des Ringstraßentraktes be- 
herrschen die Schutzwaöcn (und das zuge- 
hörige Kostüm) zweifellos das Bild. Der 
Harnisch, in seiner Frühzeit des 13. und 
14. Jahrhunderts gegen die Armbrust ent- 
wickelt, ist schon im 15. und 16. jahr- 
hundert zum Schauobjekt, zum ritterlichen 
Standesabzeichen geworden. Die Wirkung 
der Feuerwaffe hat seine Stellung bereits 
untergraben. Der geschwärzte und ge- 
bläute Nutzharnisch der schweren Reiter, 
der „Kürisser", vor und nach 1600 bis in 
den 30jährigen Krieg hinein, ist ein letzter 
Versuch zur Abwehr der immer durch- 
schlagskräftigeren Angriffswaffen. 
Vom Frühmittelalter (mit seinen Boden- 
funden, die die Wissenschaft des Sparens 
im 19. und 20. Jahrhundert vor die frü- 
hesten habsburgischen Sammelgegenständc 
gesetzt hat) bis etwa 1620 umschließen 
jene zwölf Säle die zusammengefaßten dyna- 
stischen Ißib- und Heldenrürtleammern des 
österreichischen Raumes. Rund um den 
tonangebenden, monumentalen Harnisch, 
der seinen individuellen Träger in seiner 
Gestalt und seiner äußeren Erscheinungs- 
weise vor Augen führt, der vom Geschmack 
seines Besitzers und der Würde seines Auf- 
tretens Zeugnis ablegt, stehen wie gesagt 
in chronologischer und inhaltlicher Zu- 
ordnung die übrigen Waffengattungen, die 
damaligen AngriEswal-"fen: Schwert und 
Degen, Säbel und Hirschfänger, Dolch und 
Messer; Streitkolben und Streitbeil; Stan- 
genwaffen in reichster Formenvielfalt, Arm- 
brust und frühe Handfeucrwaffe; Reit- und 
jagdgerät, Leibfahnen als Accessoires. Damit 
sind die historischen Gattungen von Waffe 
und Rüstzeug aufgezählt. 
Um 1620 ändert sich schlagartig das Bild. 
Die Zusammensetzung der Bestände erfährt 
einen grundlegenden Wandel. Der Harnisch 
tritt zurück. Er fehlt auf weite Strecken 
gänzlich. Im Krieg überholt, wird er auch 
zu: sportlichen Ertüchtigung unnötig. Das 
Turnier zu Pferde, ursprünglich harte Vor- 
schule für den Feldkampf, stirbt aus. Be-
	        
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