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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 98)

BUCHBESPRECHUNGEN 
Oldrich J. Blaxicek. Barackkunst in Böhmen. 
Prag (Artia) 1967. 
Die Arbeit des Kunsthistorikers scheint dia- 
tektisch vorzugehen. Jede Gegenwart fordert 
ihre Gesamtdarstellungen vergangener 
Epochen. diese machen wiederum die noch 
fehlende Detailarbeit. die Monographien van 
Künstlern und Kunstgattungen sichtbar. deren 
Ergebnisse später verbesserte. meist kunst- 
geographisch fixierte Dorsteliungen eines 
Zeitabschnittes ermöglichen. So geht es 
schon seil dem letzten Drittel des vorigen 
Jahrhunderts. als man in Mitteleuropa den 
heimatlichen Barock zu entdecken begonn. 
so ist auch die vorliegende Arbeit ein Meilen- 
stein auf dem fortschreitenden weg der 
Forschung. 
Ein sehr wichtiger allerdings. denn der Ver- 
fosser. heute an der Nationalgalerie in Prag 
und vorher iohrelong in der Denkmoipftege 
tdtig. Autor einschlägiger Arbeiten (vgl. 
besonders sein Buch über die Barockplastik 
in Böhmen. Prag 195a) und Organisator 
der großen Ausstellung böhmischer Barock- 
kunst in Mailand 1966. baut auf einer aus- 
gedehnten Literatur von Detailuntersuchun- 
gen auf. Sie ist in Auswahl in einer Biblio- 
grophie vereinigt. die dem Leser einen 
Ubcrblick über die Forschungslage ermög- 
licht. Für uns ist es besonders wertvoll. daß 
in dieses Buch auch oiie von der jüngeren 
Generation der tschechischen Kunsthistoriker 
erarbeiteten Kenntnisse eingingen. die in 
tschechischen kunsthistorischen Zeitschriften 
erschienen und leider durch Resumees in 
onderen Sprachen nur zum Teil zugänglich 
sind. Es handelt sich vor allem um Arbeiten 
über Plastik und Moierei. wogegen an der 
Erforschung der Architektur die deutschen. 
österreichischen und englischen Kurtsthlsto- 
riker stärkeren Anteil haben. ln der neueren 
tschechischen Literatur zur böhmischen 
Barockkunst sind alle iinlodernen" Strömun- 
gen im Ansatz und in der Richtung der Kunst- 
geschichtsschreiburlg des Barocks vertreten: 
die Typenforschung. die lkonographie und 
lkonologie. doch kommt auch das Heraus- 
orbeilen von Werkstattzusammenhängen auf 
Grund des erarbeiteten biographischen und 
geneologisehen Moteriols nicht zu kurz. 
Der Verfasser nützt alle diese Erkenntnisse 
und stellt sie in überzeugender Weise zu- 
sammenfassend dar. Von der üblichen Art 
der Gliederung nach Kunstgaltungen ab- 
gehend. wird eine Darstellung nach histo- 
rischen Phasen. man könnte auch sagen nach 
Generationen. versucht. Das hat den rollen 
Vorteil der Anschaulichkeit und den ewinn 
der historischen Treue. Außerdem scheint 
diese Methode dem übernationalen Charakter 
der Barockkunst besonders gerecht zu wer- 
den. weil dos Instrument der Dorslellung - 
Berücksichtigung der Phasenabfolge, Ver- 
quickung alitischer. ethnischer und künstle- 
rischer Fa ten. Beachtung des Funktionellen 
und lkonologischen - empfindlicher reagiert 
und differenziertere Feststellungen ermög- 
licht. Und der Fortgang vom ..Auftakt" bis 
zum "Barockausklang" war kompliziert 
genug 
Dos uch ist aber nicht nur wegen dieses 
methodischen Weges interessant. Es ist wegen 
der vielfachen Verbindungen und Ahnlich- 
keiten zur Entwicklung in Österreich und 
besonders auch wegen der Herausarbeitung 
der Eigenart des böhmischen Barocks wichtig. 
Da es für weite Gebiete Böhmens keine 
moderne Kunsttopographie gibt. bieten seine 
157 Abbildungen (davon viele farbig). die 
Grundrisse und Stichwiedergaben dem Kunst- 
historlker wie dem Kunstfreund viele An- 
regungen, Es sind zum großen Teil neue 
photographische und Bauaufnahmen ver- 
wendet worden. Die Buchgestalturlg ver- 
sucht. Brauchbarkeit und ästhetische Absicht 
miteinander zu verbinden. 
Blazlceks Buch ist wohl auch als Antwort auf 
das von K. M. Swoboda herausgegebene. 
von mehreren Autoren bearbeitete und nach 
Kunstgattungen eingeteilte Werk ..Barock 
in Böhmen". München 1964. gedacht. mit 
dem es sich vielfach kritisch auseinander- 
setzt. Jeder an dieser Epoche Interessierte 
muß dafür dankbar sein. daß die Forschung 
für Böhmen nun so fruchtbar in Fluß ge- 
kommen ist. und wird ähnliche Studien 
über den Barock in Mohren und in der 
Slowakei mit Ungeduld erwarten. 
Hans Aurenhammer 
Walther Buctlowiecki. Handbuch dar Kirchen 
Raml. 1. Band. Verlag Brüder Hollinek. 
Wien 1967. 
"Der römische Sakralbau in Geschichte und 
Kunst von der altchristlichen Zeit bis zur 
Gegenwart" lautet der Untertitel dieses 
B00 Seiten umfassenden Werkes, dem noch 
zwei weitere folgen sollen. Damit ist schon 
gesa t. aal] hier alle Kirchen und Kapellen 
der tadt Rom behandelt werden und nicht 
nur jene. die kulturgeschichtlich besonders 
interessant sind. In seinem Vorwort weist 
Buchowiecki daraufhin. daft er ursprünglich 
ein "dehio-artiges" Werk schaffen wollte. 
doch dieses auf Grund verschiedener Fakten 
nicht vorteilhaft schien. Sowohl die genauere 
Schilderung der Baugschichte. ols auch das 
weglossen der oftübermäßigen Abkürzungen. 
wie sie im Dehiohandbuch üblich sind und 
ein zusammenhängends Betrachten des 
obiektes erschweren. machen das Buch über 
die Kirchen Roms sofort sympathisch. Eine 
ollgemeine Betrachtung über die religiäse 
und politische situotion vom spdlonliken Rom 
bis zur Barockzeit und die damit zusammen- 
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hängende Bautätigkeit geht dem Band 
voran. Besonders die Universalität und 
Katholizitäl auf Grund der im Altertum als 
Mittelpunkt der bekannten wett. des Im- 
pcriums. eingenommene sleilung dieser 
Stadt und ihre heute noch weltoffene Atmo- 
sphäre wird oufgezeigt, Einige Erklärungen. 
so über die Titelkirchen. ein Papstkatalog 
sowie die Abbildungen der Papstwappen 
folgen, 
Der Hauptteil beginnt mit den vier Patriar- 
chalbasiliken S. Giavanni in Laterano. 
S. Pietro in Vaticano. S. Paola fuori le Mura. 
s. Maria Moggiore. In alphabetischer Reihen- 
folge ihrer Titelheiligen schließen die an- 
deren Kirchen innerhalb Roms an. Bei der 
ausführlichen Behondlung der Gründungs- 
und Baugeschichte und der eingehenden 
Schilderung aller Stilmerkmale. wobei man 
auf kleine bzw. kleinste sehrlfttvpen ge- 
griffen hat. um möglichst viel Text unterzu- 
bringen. werden in diesem Band erst die 
Kirchen von S. Agata dei Goti bis S. Francesco 
soverio besprochen. Die Erläuterungen der 
vier Patriarchalsbasitikcn allein reichen schon 
bis auf die Seite 276. was schon anzeigt. mit 
welcher Sorgfalt hier von Buchowiecki 
vorgegangen wird. Grund- und z. T. auch 
Aufrisse der Kirchen. Bau- und Lagepläne 
ergänzen ieweiis, wenn erforderlich, den 
Text. 
Mit welchem Feingefühl und welcher Weite. 
trotz einer persönlichen Stellungnahme. der 
Autor die Materie behandelt. wird uns be- 
sonders bei der Beschreibung des Inneren 
von St. Peter bewußt. Bei der Aufzählung 
und Schilderung des Details muß Buchowiecki 
sich dann zwar ganz an die Fakten halten. 
durch die bougesontehtliehe Begründung und 
Erläuterung gewinnt die Materie aber so 
große Plaslizilüt. daü nicht nur der Fach- 
gelehrte. sondern auch ein großer Kreis 
der kunstinterssierten Laien und Rom- 
fohrer von diesem Buch angesprochen 
wird. 
Ein Verzeichnis der Ortsnamen. ein Ver- 
zeichnis der Petsonennamen und ein Her- 
kunftsnachweis der Abbildungen beschließt 
den Band und ermöglicht ein einwandfreies 
Arbeiten. 
Don der Verlag ein solch großes und um- 
fassendes Werk in Angriff nahm und es 
druck- und satztechnisch so sorgfältig und 
übersichtlich herausbrachte. ist eine Leistung. 
die von vielen weitaus ttnanzkraftigercn 
Editionen nicht erreicht wird und als ein 
besonderes verdienst gelten kann. 
Alois Vogel 
Hans Eckstein. Hanx lt hold Lichtenberger. 
Verlag Karl Thiemlg KG München 
1966.19Textseiten. Strichzeichnungen 
und Tafeln im Text. Z5 zum Teil 
farbige Bildtafeln hors texte, Ln. 
H. R. Lichtenberger (1876-1957) wor ein 
Münchner Maler. der sich mit Vorliebe mit 
Nacht-. Ballett- und Figurenszenen herum- 
schlug. Als Schüler von Knirr kannte er sogar 
noch den alten Menzel und wurde von 
sievogl und Corinth sehr geschätzt. Be- 
ziehungen zu den Malern des "Blauen 
Reiter" sind nachweisbar. 
Sicher ist er kein Maler der ersten Garnitur. 
es fehlte ihm unserer Meinung nach vor allem 
on psychologischer Einfühlun sgabe und ieg- 
licher Kraft zur seelischen urchdringung. 
Was er betrieb. war "bonne peinture". 
..schänes Handwerk". Einer Monographie 
ist er sicherlich würdig gewesen. 
Leider ist das vorliegende Elaborat allzu 
flüchtig und oberflächlich. Bezeichnend ist 
schon die Tatsache. daß die dem Textteil 
beigegebenen Tafeln nicht einmal benummerl. 
geschweige denn betitelt sind und auch im 
Bildverzeichnis nicht aufscheinen. Und die 
Tafeln des Abbildungsteiles zeigen nicht 
einmal ansatzweise Versuche einer chrono- 
logischen Anordnung und Dotierung. 
Ernst Köller 
Kurt Herbarn. Offenbarungen in dar Malerei 
de! 1D. Jahrhunderts. Econ-Verlag. Düs- 
seIdorf-Wien 1966. 362 Seiten. 142 
Farbtafeln. Ln. 
Dieses sehr schon ausgestattete Kunstbuch 
ist ganz offensichtlich als eine Einführung in 
die Gcstaltungswell der heutigen Molerei 
gedacht und will sich somit an den Laien 
und den noch unerfahrenen Kunstbetrachler 
wenden. Ein. gerade heute, wo wieder die 
Stimmen gewisser Kreise für das Edle. Schöne 
und Gute laut werden. worunter sie aller- 
dings nur das Simple verstehen. sehr dankens- 
wertes Unternehmen. Herberts bemüht sich 
mit viel Schwung. auf verseniedenen wegen 
und mit verschiedenen Mitteln den mit der 
Materie nicht vertrauten Leser die reinen 
Bemühungen der Künstler sowi die echte 
Wertigkeit und die tieferen Schönheiten auch 
vollkommen abstrakter Bilder ndherzu- 
bringen. Seine einleitenden Kapiteln, u. a, 
"Ursprungssträme des Künstlerischen" und 
..Historische Entwicklung dieser Gestaltungs- 
lmpulse", zwar allgemein gehalten. sind 
nun nicht gerode die stärksten (in der Be- 
weisführung leider einseitig!) und werden. 
besonders einem mit der Materie nicht Ver- 
traütert Leser nicht zur Sache geh 'rend 
erscheinen. Auch das verkürzte Auf ten 
und Schildern moderner Stilarten ist nicht 
prozise genug. wenn dabei auch verschiedene 
Kapiteln mit einfachen Erläuterungen der 
Zusammenhänge. etwa .Ein realistischer 
Formenschatz". gelungen nd. Einschübe wie 
 
 
 
..Sponnweite der heutigen Malerei" sind 
Wiederholungen. die übersichtlich gedacht 
sind. ober in ihrer simplitizierenden und 
unkomoletlen Aufstellung wenig wert haben. 
Was dos "Postulat eines iungen Malers". 
nach dazu als formlicher Widerspruch zu 
vielem vom Autor Gesagten. in dem Buch 
zu suchen hol, ist nicht ersichtlich. Durch 
viele Zitate der "nstler - Klee. Kandinsky, 
lawlensky u. a. - belegt. zeigt Herberts in 
den späteren Kapiteln dos Ringen um einen 
unserer zeit. dem modernen Leben mit 
seinen Errungenschaften der Technik und 
Wissenschaften. adäquaten Ausdruck in der 
modernen Molerei auf. Er stößt dobei zu 
elementaren Fragen unseres Seins vor und 
es gelingt ihm aufzuzeigen. daß den wirklich 
großen Schöofern auch in unseren Tagen 
jede Scharlatanerie fernliegt. daß sie auf 
Grund echter existenzieller Fragen zu eben 
diesen Gestaltungen kommen. zu einer 
Form- und Farbgebung die gleichsam ein 
viel tieferes Erfassen und Durchdringen der 
Wahrheit tSl. als olle oberflächliche Beschau- 
lichkeit und somit letzten Endes zu einer 
seinserheliung beilriigt. 
 
Alais Vogel 
Robert Waislenberger. Arnulf Neuwirth 
Malerei und Collage. Monographie Verlag 
für Jugend und Volk. Wien-München 
1967. 103 Seiten. 
Der verlog. der in letzter zeit mit einigen 
interessanten Neuerscheinungen auf dem 
Sektor des Kunstbuches aufflcl. hat sich hier 
viel Mühe gegeben eine formschöne und 
womöglich auch allgemeinverständlich: 
Monographie herauszubringen. Eingeleitet 
wird das Buch durch den 32 Seiten langen 
Text Robert Waissenbergers. in den ver- 
schiedene Kinderzeichrtungen des Künstlers 
eingestreut sind. die. ebenso wie die anderen 
Graphikwiedergaben. hauptsächlich einen 
den Lebensgong illustrierenden Charakter 
haben. Waissenberger beschreibt sehr be- 
schaulich das Herkommen des Malers. zeich- 
net Familienidylle und Lettrer-Schüler-Span- 
nungen beim Studium in der Akademie. er 
schildert dos suehen des Jünglings nach einer 
ihm gemäßen Aussage. Das Leben und das 
Werk wird nun Seite um Seite. von der 
"Algeristchen Landschaft" bis zu den letzten 
Waldviertler Aquarellen aufgerollt. wenn 
man auch nicht mit allen Folgerungen. 
Schlüssen und Deutungen einverstonden ist. 
so muß man feststellen. daß diese Schilderung 
mit viel persönlichem Einfühlen, mit Phantasie 
und vielleicht mit zu viel Sentiment geschrie- 
ben wurde. 
Die 4B Abbildungen. viele in Farben. bringen 
Beispiele aus allen Schaffensepochen des 
Malers. Die Auswahl legt das Schwergewicht 
mit Berechtigung auf die colloge und ist 
sehr subjektiv. Bedauerlich ist. doü die 
Reihung der Bilder nicht chronologisch 
vorgenommen wurde und auch nicht 
sogleieh bei der Abbildung die Größe. dos 
Entstehungsjahr usw. steht. Das erschwert 
das Arbeiten mit dem Buch. Mon muß erst 
im Anlnong unter demBilderverzeichnis nach- 
sehen und von dort wieder einige Seiten vor 
zum Werkverzeichnis blättern. bis man dos 
Gesuchte findet. Ein Literaturverzeichnis und 
Kurzlexte in englischer und französischer 
Sprache vervollständigen die Monographie. 
Alois vogel 
"Ein kleine: Farbwundlr".Die gotischen Glas- 
gemätde der Kirche auf dem Staufberg. 
Aldus Manutius Verlag Zürich-Stutt- 
gart-Wierl. in der Reihe "Kleine 
Kostbarkeiten". 36 Selten. 
Das kleine Büchlein bringt 9 Vierfarben- 
drucke von Glasfenstern der otischen 
Kirche St, Nikolaus im Aargau (Schweiz). 
Worte über die Kunst. von bekannten Philo- 
sophen. Dichtern und Künstlern. werden den 
schönen. in einer sehr sorgsamen und aus- 
geprägten Wiedergabe gebrachten Glas- 
malereien gegenübergestellt. Die Auswahl 
der zitote erfolgt nach zeitnahen Gesichts- 
punkten. Eln kleiner kunslgeschichtlicher 
Hinweis und zwei Schwarzweißtotos vom 
inneren der Kirche und von ihrer Lage 
in der Landschaft schließen sich an. Evange- 
lientexie nach Lukas und Matthaus. die auf 
die Dorsteiiungen in den Fenstern weisen. 
beschließen das Bändchen. Die Leuchtkraft 
der Farben und die Zeichnungen der Details 
kommen dank der drucktechnischen Qualität 
gut zur Geltung. Wie im Vorwort betont. 
werden hier keine kunstgeschichtlichen 
Ambitionen verfolgt. es soll vielmehr mit 
dieser Gegenüberstellung des worles und 
des Bildes zur Besinnung und Meditation 
dngeregt werden. Ein Bemühen. dem man 
viel Erfolg wünschen konn. auch donn. 
wenn. wie wir glauben. dieses Ziel auf diese 
Weise nur selten erreicht wird. 
Alois Vagel 
Rudolf List. Kunst und Künstler in der Steier- 
mark. E Nachschlagewerk. oo. Londes- 
verlag. Ried im lnnkrois 1967. 1. Lie- 
ferung. 40 Seiten. 15 Abb. auf Bild- 
tafeln. 
Der i Graz lebende Kulturkritiker und 
Journalist Prof, Rudolf List hat ein Nach- 
schlagewerk verfaßt. das in Lieferungen 
erscheint und in Kürze abgeschlossen sein 
sotl. Es hat sich zur Aulgobe gesetzt. mehr zu 
sein als ein bloßes Kiinstlerlexikon eines 
  
 
eng umschriebenen geographischen Raumes: 
praktisch alle Künstler. die jemals in oder mit 
der Steiermark zu tun gehabt haben, also 
vor allem auch jene. die ihre Werke in letzter 
Zeit in Großausstellungen und aus Antalt 
von Kulturtagungen. Malerwochen usw. 
präsentierten - Ausländer nicht ousge- 
nommen r- wurden berücksichtigt und 
darüber hinaus ebenso alle Kunstwissen- 
schafter. Kritiker. Sammler und Mäzene. die 
sich um das Kunsllcben in der Steiermark 
Verdienste erwarben. Ein wahrhaft um- 
fossendes. durchaus unorthodoxes Programm, 
dessen Erfüllung nur möglich war. weil List 
ein Leben lang entsprechendes lnrormotions- 
material mit großer Konsequenz zusammen- 
trug. 
Die lexikalischen Eintragungen unterscheiden 
sich äußerst positiv von denen anderer ston- 
dardwerke: sie sind mit Liebe und Tempera- 
mertt geschrieben und stellen bei aller 
Objektivität dennoch durchaus persönliche 
Stellungnahmen dar. Wo es ums interpre- 
tieren geht. überläüt List gerne und mit 
Recht das Wort anderen Fachkollegen und 
Kritikern in Form ausführlicher Zitate. Das 
reichlich eingestreute Bildmaterial. das sich 
auf Werke aller Epochen bezieht. verleiht 
dem Lexikon ein hohes Maß von Anschau- 
lichkeit. 
Selbstverständlich sind bei einem Werk wie 
diesem Unschärfen und Ungenauigkeiten 
nicht zu vermeiden: so tst uns bei flüchtigem 
Durchblättern aufgefallen. daß in der Bio- 
graphie des verstorbenen Albertina-Direktors 
Urtiv.-Prof. Dr. Otto Benesch das Todesdatum 
fehlt und daß bei einigen Künstlern. so etwa 
bei E. Tony Angerer (p. 21). der Grund der 
Einschaltung in das Werk (Beziehung zur 
Steiermark!) doch ein wenig zu faden- 
scheinig, wenn nicht gar unerkennbar ist. 
Auch bei den Literaturangaben wurden 
außer den Standardwerken (ThB. dessen 
Erscheinungsdatum übrigens nicht ganz 
richtig ongegeben ist) zumeist nur Presse- 
kritiken genannt. während so manche Fach- 
zeitschrift (darunter auch ..Alte und moderne 
Kunst") unberücksichtigt blieb. 
Aber alles in allem: der große Wurf ist 
gelungen. die Gefahr provinziellen Ein- 
geengtseins scheint gebannt. der Horizont 
ist so weit gesteckt wie nur irgend möglich. 
Kleine "Schönheitsfehler" lassen sich bei den 
kommenden Lieferungen sicherlich noch 
eliminieren. 
Ernst Köller 
Gottfried Hohenaulr. Ernte und Nachlese. 
Ein Lesebuch für Tiroler und Nichttiroler, 
Band Nr. 249 der SchIerll-Schriften. Uni- 
versitatsverlag Wagner. Innsbruck- 
München 1967. 
Es ist ein sehr persönlich geprogtes Buch, 
Eine Sammlung von Reden. Aufsätzen. 
Rezensionen und Berichten. Erinnerungen 
eines Menschen. der Jahrzehnte immer mit 
den Künstlern seines Londes irt engstem 
Kontakt war. eines Mannes. der an einer 
wichtigen Stelle im Unterrichtsministerium 
stand. Doch vieles. allzuvieles hat nur be- 
schrankten Wert. ist weder in sprachlicher 
noch gedanklicher Hinsicht. aber auch nicht 
durch die Einmaligkeit des Erlebnisses zur 
Uberlieferung pradßtiniert. Vieles war auch 
nur für den Tog gedacht. wie etwo verschie- 
dene Gedenkreden anläßlich siebzigster. 
achtzlgster. neunzigster usw. Geburtstage. 
Manches davon hat ober auch mehr, ia fast 
dokumentarischen Wert. Wir denken da 
besonders an die ..Musikbriefe" aus dem 
Jahre 1926 und die .,Hommage o Herbert 
Boeckl". bei der Betrachtung über die 
Pflanzennamert werden wir an Ferdinand 
Ebner erinnert. wie wir bei der Rede zu 
Ludwig von Fickers so. Geburtstag an Georg 
Trakl denken. 
Man könnte vielleicht an Wilhelm von Kü- 
gelgen denken. In manchen Aufsätzen. 
Begegnungen mit Zeitgenossen. kommen die 
vorliegenden Zeilen diesem einst gerne 
gelesenen. stillen Buch nahe. Doch dazu 
sind die einzelnen Beiträge zu offiziell, 
meist auch nicht verbindlich. Man spürt 
zwar den Menschen und nimmt seine Mensch- 
lichkeit gerne zur Kenntnis, hält aber letzten 
Endes meist nur dürres Konzept in den 
Händen. 
Es gibt heute fast kein Werk ohne Druck- 
fehler. eine solche Häufung wie in der vor- 
liegenden Schrift ist dem Rezensenten aber 
noch in keinem der Offentlichkeit über- 
gebenen Buch begegnet (sogar bei der 
Poginlerungl). 
Alois Vogel 
EINGELANGTE BÜCHER: 
Giuseppe Marchiori. Matisse. 135 Seilen. 119 
Abb. davon 16 Farbtafeln. Leinen 1967. 
w. Kohlharvlrvter Verlag. Stuttgart. DM 4a.- 
Fritz Löffler. Otto Dix 7 Leben und Werk. 
131 Seiten Text mit Illustrationen. 227 Bild- 
tafeln. Leinen 1967. Anton Schroll Verlag. 
Wien. S 390.- 
Anton Sailer, Das private Kunstkabinett - 
Klassik und Nladerne. Kontraste und Ver- 
gleiche. 100 seilen mit 117 einforbigen und 
a7 mehrfarbigen. zum Teil ganzseitigen Ge- 
mäldewiedergaben und Abb.. Leinen 1967. 
Verlag Karl Thiemig K.G..München. 0Min.- 
Antonio Rodegruez. Der Mensch in Flammen, 
Wandmalereien in Mexiko von den Anfängen 
bis zur Gegenwart. 255 Seiten. 279 Abb.. Lei- 
nen 18967. VEB Verlag der Kunst. Dresden, 
DM 7 .-
	        
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