BUCHBESPRECHUNGEN
Oldrich J. Blaxicek. Barackkunst in Böhmen.
Prag (Artia) 1967.
Die Arbeit des Kunsthistorikers scheint dia-
tektisch vorzugehen. Jede Gegenwart fordert
ihre Gesamtdarstellungen vergangener
Epochen. diese machen wiederum die noch
fehlende Detailarbeit. die Monographien van
Künstlern und Kunstgattungen sichtbar. deren
Ergebnisse später verbesserte. meist kunst-
geographisch fixierte Dorsteliungen eines
Zeitabschnittes ermöglichen. So geht es
schon seil dem letzten Drittel des vorigen
Jahrhunderts. als man in Mitteleuropa den
heimatlichen Barock zu entdecken begonn.
so ist auch die vorliegende Arbeit ein Meilen-
stein auf dem fortschreitenden weg der
Forschung.
Ein sehr wichtiger allerdings. denn der Ver-
fosser. heute an der Nationalgalerie in Prag
und vorher iohrelong in der Denkmoipftege
tdtig. Autor einschlägiger Arbeiten (vgl.
besonders sein Buch über die Barockplastik
in Böhmen. Prag 195a) und Organisator
der großen Ausstellung böhmischer Barock-
kunst in Mailand 1966. baut auf einer aus-
gedehnten Literatur von Detailuntersuchun-
gen auf. Sie ist in Auswahl in einer Biblio-
grophie vereinigt. die dem Leser einen
Ubcrblick über die Forschungslage ermög-
licht. Für uns ist es besonders wertvoll. daß
in dieses Buch auch oiie von der jüngeren
Generation der tschechischen Kunsthistoriker
erarbeiteten Kenntnisse eingingen. die in
tschechischen kunsthistorischen Zeitschriften
erschienen und leider durch Resumees in
onderen Sprachen nur zum Teil zugänglich
sind. Es handelt sich vor allem um Arbeiten
über Plastik und Moierei. wogegen an der
Erforschung der Architektur die deutschen.
österreichischen und englischen Kurtsthlsto-
riker stärkeren Anteil haben. ln der neueren
tschechischen Literatur zur böhmischen
Barockkunst sind alle iinlodernen" Strömun-
gen im Ansatz und in der Richtung der Kunst-
geschichtsschreiburlg des Barocks vertreten:
die Typenforschung. die lkonographie und
lkonologie. doch kommt auch das Heraus-
orbeilen von Werkstattzusammenhängen auf
Grund des erarbeiteten biographischen und
geneologisehen Moteriols nicht zu kurz.
Der Verfasser nützt alle diese Erkenntnisse
und stellt sie in überzeugender Weise zu-
sammenfassend dar. Von der üblichen Art
der Gliederung nach Kunstgaltungen ab-
gehend. wird eine Darstellung nach histo-
rischen Phasen. man könnte auch sagen nach
Generationen. versucht. Das hat den rollen
Vorteil der Anschaulichkeit und den ewinn
der historischen Treue. Außerdem scheint
diese Methode dem übernationalen Charakter
der Barockkunst besonders gerecht zu wer-
den. weil dos Instrument der Dorslellung -
Berücksichtigung der Phasenabfolge, Ver-
quickung alitischer. ethnischer und künstle-
rischer Fa ten. Beachtung des Funktionellen
und lkonologischen - empfindlicher reagiert
und differenziertere Feststellungen ermög-
licht. Und der Fortgang vom ..Auftakt" bis
zum "Barockausklang" war kompliziert
genug
Dos uch ist aber nicht nur wegen dieses
methodischen Weges interessant. Es ist wegen
der vielfachen Verbindungen und Ahnlich-
keiten zur Entwicklung in Österreich und
besonders auch wegen der Herausarbeitung
der Eigenart des böhmischen Barocks wichtig.
Da es für weite Gebiete Böhmens keine
moderne Kunsttopographie gibt. bieten seine
157 Abbildungen (davon viele farbig). die
Grundrisse und Stichwiedergaben dem Kunst-
historlker wie dem Kunstfreund viele An-
regungen, Es sind zum großen Teil neue
photographische und Bauaufnahmen ver-
wendet worden. Die Buchgestalturlg ver-
sucht. Brauchbarkeit und ästhetische Absicht
miteinander zu verbinden.
Blazlceks Buch ist wohl auch als Antwort auf
das von K. M. Swoboda herausgegebene.
von mehreren Autoren bearbeitete und nach
Kunstgattungen eingeteilte Werk ..Barock
in Böhmen". München 1964. gedacht. mit
dem es sich vielfach kritisch auseinander-
setzt. Jeder an dieser Epoche Interessierte
muß dafür dankbar sein. daß die Forschung
für Böhmen nun so fruchtbar in Fluß ge-
kommen ist. und wird ähnliche Studien
über den Barock in Mohren und in der
Slowakei mit Ungeduld erwarten.
Hans Aurenhammer
Walther Buctlowiecki. Handbuch dar Kirchen
Raml. 1. Band. Verlag Brüder Hollinek.
Wien 1967.
"Der römische Sakralbau in Geschichte und
Kunst von der altchristlichen Zeit bis zur
Gegenwart" lautet der Untertitel dieses
B00 Seiten umfassenden Werkes, dem noch
zwei weitere folgen sollen. Damit ist schon
gesa t. aal] hier alle Kirchen und Kapellen
der tadt Rom behandelt werden und nicht
nur jene. die kulturgeschichtlich besonders
interessant sind. In seinem Vorwort weist
Buchowiecki daraufhin. daft er ursprünglich
ein "dehio-artiges" Werk schaffen wollte.
doch dieses auf Grund verschiedener Fakten
nicht vorteilhaft schien. Sowohl die genauere
Schilderung der Baugschichte. ols auch das
weglossen der oftübermäßigen Abkürzungen.
wie sie im Dehiohandbuch üblich sind und
ein zusammenhängends Betrachten des
obiektes erschweren. machen das Buch über
die Kirchen Roms sofort sympathisch. Eine
ollgemeine Betrachtung über die religiäse
und politische situotion vom spdlonliken Rom
bis zur Barockzeit und die damit zusammen-
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hängende Bautätigkeit geht dem Band
voran. Besonders die Universalität und
Katholizitäl auf Grund der im Altertum als
Mittelpunkt der bekannten wett. des Im-
pcriums. eingenommene sleilung dieser
Stadt und ihre heute noch weltoffene Atmo-
sphäre wird oufgezeigt, Einige Erklärungen.
so über die Titelkirchen. ein Papstkatalog
sowie die Abbildungen der Papstwappen
folgen,
Der Hauptteil beginnt mit den vier Patriar-
chalbasiliken S. Giavanni in Laterano.
S. Pietro in Vaticano. S. Paola fuori le Mura.
s. Maria Moggiore. In alphabetischer Reihen-
folge ihrer Titelheiligen schließen die an-
deren Kirchen innerhalb Roms an. Bei der
ausführlichen Behondlung der Gründungs-
und Baugeschichte und der eingehenden
Schilderung aller Stilmerkmale. wobei man
auf kleine bzw. kleinste sehrlfttvpen ge-
griffen hat. um möglichst viel Text unterzu-
bringen. werden in diesem Band erst die
Kirchen von S. Agata dei Goti bis S. Francesco
soverio besprochen. Die Erläuterungen der
vier Patriarchalsbasitikcn allein reichen schon
bis auf die Seite 276. was schon anzeigt. mit
welcher Sorgfalt hier von Buchowiecki
vorgegangen wird. Grund- und z. T. auch
Aufrisse der Kirchen. Bau- und Lagepläne
ergänzen ieweiis, wenn erforderlich, den
Text.
Mit welchem Feingefühl und welcher Weite.
trotz einer persönlichen Stellungnahme. der
Autor die Materie behandelt. wird uns be-
sonders bei der Beschreibung des Inneren
von St. Peter bewußt. Bei der Aufzählung
und Schilderung des Details muß Buchowiecki
sich dann zwar ganz an die Fakten halten.
durch die bougesontehtliehe Begründung und
Erläuterung gewinnt die Materie aber so
große Plaslizilüt. daü nicht nur der Fach-
gelehrte. sondern auch ein großer Kreis
der kunstinterssierten Laien und Rom-
fohrer von diesem Buch angesprochen
wird.
Ein Verzeichnis der Ortsnamen. ein Ver-
zeichnis der Petsonennamen und ein Her-
kunftsnachweis der Abbildungen beschließt
den Band und ermöglicht ein einwandfreies
Arbeiten.
Don der Verlag ein solch großes und um-
fassendes Werk in Angriff nahm und es
druck- und satztechnisch so sorgfältig und
übersichtlich herausbrachte. ist eine Leistung.
die von vielen weitaus ttnanzkraftigercn
Editionen nicht erreicht wird und als ein
besonderes verdienst gelten kann.
Alois Vogel
Hans Eckstein. Hanx lt hold Lichtenberger.
Verlag Karl Thiemlg KG München
1966.19Textseiten. Strichzeichnungen
und Tafeln im Text. Z5 zum Teil
farbige Bildtafeln hors texte, Ln.
H. R. Lichtenberger (1876-1957) wor ein
Münchner Maler. der sich mit Vorliebe mit
Nacht-. Ballett- und Figurenszenen herum-
schlug. Als Schüler von Knirr kannte er sogar
noch den alten Menzel und wurde von
sievogl und Corinth sehr geschätzt. Be-
ziehungen zu den Malern des "Blauen
Reiter" sind nachweisbar.
Sicher ist er kein Maler der ersten Garnitur.
es fehlte ihm unserer Meinung nach vor allem
on psychologischer Einfühlun sgabe und ieg-
licher Kraft zur seelischen urchdringung.
Was er betrieb. war "bonne peinture".
..schänes Handwerk". Einer Monographie
ist er sicherlich würdig gewesen.
Leider ist das vorliegende Elaborat allzu
flüchtig und oberflächlich. Bezeichnend ist
schon die Tatsache. daß die dem Textteil
beigegebenen Tafeln nicht einmal benummerl.
geschweige denn betitelt sind und auch im
Bildverzeichnis nicht aufscheinen. Und die
Tafeln des Abbildungsteiles zeigen nicht
einmal ansatzweise Versuche einer chrono-
logischen Anordnung und Dotierung.
Ernst Köller
Kurt Herbarn. Offenbarungen in dar Malerei
de! 1D. Jahrhunderts. Econ-Verlag. Düs-
seIdorf-Wien 1966. 362 Seiten. 142
Farbtafeln. Ln.
Dieses sehr schon ausgestattete Kunstbuch
ist ganz offensichtlich als eine Einführung in
die Gcstaltungswell der heutigen Molerei
gedacht und will sich somit an den Laien
und den noch unerfahrenen Kunstbetrachler
wenden. Ein. gerade heute, wo wieder die
Stimmen gewisser Kreise für das Edle. Schöne
und Gute laut werden. worunter sie aller-
dings nur das Simple verstehen. sehr dankens-
wertes Unternehmen. Herberts bemüht sich
mit viel Schwung. auf verseniedenen wegen
und mit verschiedenen Mitteln den mit der
Materie nicht vertrauten Leser die reinen
Bemühungen der Künstler sowi die echte
Wertigkeit und die tieferen Schönheiten auch
vollkommen abstrakter Bilder ndherzu-
bringen. Seine einleitenden Kapiteln, u. a,
"Ursprungssträme des Künstlerischen" und
..Historische Entwicklung dieser Gestaltungs-
lmpulse", zwar allgemein gehalten. sind
nun nicht gerode die stärksten (in der Be-
weisführung leider einseitig!) und werden.
besonders einem mit der Materie nicht Ver-
traütert Leser nicht zur Sache geh 'rend
erscheinen. Auch das verkürzte Auf ten
und Schildern moderner Stilarten ist nicht
prozise genug. wenn dabei auch verschiedene
Kapiteln mit einfachen Erläuterungen der
Zusammenhänge. etwa .Ein realistischer
Formenschatz". gelungen nd. Einschübe wie
..Sponnweite der heutigen Malerei" sind
Wiederholungen. die übersichtlich gedacht
sind. ober in ihrer simplitizierenden und
unkomoletlen Aufstellung wenig wert haben.
Was dos "Postulat eines iungen Malers".
nach dazu als formlicher Widerspruch zu
vielem vom Autor Gesagten. in dem Buch
zu suchen hol, ist nicht ersichtlich. Durch
viele Zitate der "nstler - Klee. Kandinsky,
lawlensky u. a. - belegt. zeigt Herberts in
den späteren Kapiteln dos Ringen um einen
unserer zeit. dem modernen Leben mit
seinen Errungenschaften der Technik und
Wissenschaften. adäquaten Ausdruck in der
modernen Molerei auf. Er stößt dobei zu
elementaren Fragen unseres Seins vor und
es gelingt ihm aufzuzeigen. daß den wirklich
großen Schöofern auch in unseren Tagen
jede Scharlatanerie fernliegt. daß sie auf
Grund echter existenzieller Fragen zu eben
diesen Gestaltungen kommen. zu einer
Form- und Farbgebung die gleichsam ein
viel tieferes Erfassen und Durchdringen der
Wahrheit tSl. als olle oberflächliche Beschau-
lichkeit und somit letzten Endes zu einer
seinserheliung beilriigt.
Alais Vogel
Robert Waislenberger. Arnulf Neuwirth
Malerei und Collage. Monographie Verlag
für Jugend und Volk. Wien-München
1967. 103 Seiten.
Der verlog. der in letzter zeit mit einigen
interessanten Neuerscheinungen auf dem
Sektor des Kunstbuches aufflcl. hat sich hier
viel Mühe gegeben eine formschöne und
womöglich auch allgemeinverständlich:
Monographie herauszubringen. Eingeleitet
wird das Buch durch den 32 Seiten langen
Text Robert Waissenbergers. in den ver-
schiedene Kinderzeichrtungen des Künstlers
eingestreut sind. die. ebenso wie die anderen
Graphikwiedergaben. hauptsächlich einen
den Lebensgong illustrierenden Charakter
haben. Waissenberger beschreibt sehr be-
schaulich das Herkommen des Malers. zeich-
net Familienidylle und Lettrer-Schüler-Span-
nungen beim Studium in der Akademie. er
schildert dos suehen des Jünglings nach einer
ihm gemäßen Aussage. Das Leben und das
Werk wird nun Seite um Seite. von der
"Algeristchen Landschaft" bis zu den letzten
Waldviertler Aquarellen aufgerollt. wenn
man auch nicht mit allen Folgerungen.
Schlüssen und Deutungen einverstonden ist.
so muß man feststellen. daß diese Schilderung
mit viel persönlichem Einfühlen, mit Phantasie
und vielleicht mit zu viel Sentiment geschrie-
ben wurde.
Die 4B Abbildungen. viele in Farben. bringen
Beispiele aus allen Schaffensepochen des
Malers. Die Auswahl legt das Schwergewicht
mit Berechtigung auf die colloge und ist
sehr subjektiv. Bedauerlich ist. doü die
Reihung der Bilder nicht chronologisch
vorgenommen wurde und auch nicht
sogleieh bei der Abbildung die Größe. dos
Entstehungsjahr usw. steht. Das erschwert
das Arbeiten mit dem Buch. Mon muß erst
im Anlnong unter demBilderverzeichnis nach-
sehen und von dort wieder einige Seiten vor
zum Werkverzeichnis blättern. bis man dos
Gesuchte findet. Ein Literaturverzeichnis und
Kurzlexte in englischer und französischer
Sprache vervollständigen die Monographie.
Alois vogel
"Ein kleine: Farbwundlr".Die gotischen Glas-
gemätde der Kirche auf dem Staufberg.
Aldus Manutius Verlag Zürich-Stutt-
gart-Wierl. in der Reihe "Kleine
Kostbarkeiten". 36 Selten.
Das kleine Büchlein bringt 9 Vierfarben-
drucke von Glasfenstern der otischen
Kirche St, Nikolaus im Aargau (Schweiz).
Worte über die Kunst. von bekannten Philo-
sophen. Dichtern und Künstlern. werden den
schönen. in einer sehr sorgsamen und aus-
geprägten Wiedergabe gebrachten Glas-
malereien gegenübergestellt. Die Auswahl
der zitote erfolgt nach zeitnahen Gesichts-
punkten. Eln kleiner kunslgeschichtlicher
Hinweis und zwei Schwarzweißtotos vom
inneren der Kirche und von ihrer Lage
in der Landschaft schließen sich an. Evange-
lientexie nach Lukas und Matthaus. die auf
die Dorsteiiungen in den Fenstern weisen.
beschließen das Bändchen. Die Leuchtkraft
der Farben und die Zeichnungen der Details
kommen dank der drucktechnischen Qualität
gut zur Geltung. Wie im Vorwort betont.
werden hier keine kunstgeschichtlichen
Ambitionen verfolgt. es soll vielmehr mit
dieser Gegenüberstellung des worles und
des Bildes zur Besinnung und Meditation
dngeregt werden. Ein Bemühen. dem man
viel Erfolg wünschen konn. auch donn.
wenn. wie wir glauben. dieses Ziel auf diese
Weise nur selten erreicht wird.
Alois Vagel
Rudolf List. Kunst und Künstler in der Steier-
mark. E Nachschlagewerk. oo. Londes-
verlag. Ried im lnnkrois 1967. 1. Lie-
ferung. 40 Seiten. 15 Abb. auf Bild-
tafeln.
Der i Graz lebende Kulturkritiker und
Journalist Prof, Rudolf List hat ein Nach-
schlagewerk verfaßt. das in Lieferungen
erscheint und in Kürze abgeschlossen sein
sotl. Es hat sich zur Aulgobe gesetzt. mehr zu
sein als ein bloßes Kiinstlerlexikon eines
eng umschriebenen geographischen Raumes:
praktisch alle Künstler. die jemals in oder mit
der Steiermark zu tun gehabt haben, also
vor allem auch jene. die ihre Werke in letzter
Zeit in Großausstellungen und aus Antalt
von Kulturtagungen. Malerwochen usw.
präsentierten - Ausländer nicht ousge-
nommen r- wurden berücksichtigt und
darüber hinaus ebenso alle Kunstwissen-
schafter. Kritiker. Sammler und Mäzene. die
sich um das Kunsllcben in der Steiermark
Verdienste erwarben. Ein wahrhaft um-
fossendes. durchaus unorthodoxes Programm,
dessen Erfüllung nur möglich war. weil List
ein Leben lang entsprechendes lnrormotions-
material mit großer Konsequenz zusammen-
trug.
Die lexikalischen Eintragungen unterscheiden
sich äußerst positiv von denen anderer ston-
dardwerke: sie sind mit Liebe und Tempera-
mertt geschrieben und stellen bei aller
Objektivität dennoch durchaus persönliche
Stellungnahmen dar. Wo es ums interpre-
tieren geht. überläüt List gerne und mit
Recht das Wort anderen Fachkollegen und
Kritikern in Form ausführlicher Zitate. Das
reichlich eingestreute Bildmaterial. das sich
auf Werke aller Epochen bezieht. verleiht
dem Lexikon ein hohes Maß von Anschau-
lichkeit.
Selbstverständlich sind bei einem Werk wie
diesem Unschärfen und Ungenauigkeiten
nicht zu vermeiden: so tst uns bei flüchtigem
Durchblättern aufgefallen. daß in der Bio-
graphie des verstorbenen Albertina-Direktors
Urtiv.-Prof. Dr. Otto Benesch das Todesdatum
fehlt und daß bei einigen Künstlern. so etwa
bei E. Tony Angerer (p. 21). der Grund der
Einschaltung in das Werk (Beziehung zur
Steiermark!) doch ein wenig zu faden-
scheinig, wenn nicht gar unerkennbar ist.
Auch bei den Literaturangaben wurden
außer den Standardwerken (ThB. dessen
Erscheinungsdatum übrigens nicht ganz
richtig ongegeben ist) zumeist nur Presse-
kritiken genannt. während so manche Fach-
zeitschrift (darunter auch ..Alte und moderne
Kunst") unberücksichtigt blieb.
Aber alles in allem: der große Wurf ist
gelungen. die Gefahr provinziellen Ein-
geengtseins scheint gebannt. der Horizont
ist so weit gesteckt wie nur irgend möglich.
Kleine "Schönheitsfehler" lassen sich bei den
kommenden Lieferungen sicherlich noch
eliminieren.
Ernst Köller
Gottfried Hohenaulr. Ernte und Nachlese.
Ein Lesebuch für Tiroler und Nichttiroler,
Band Nr. 249 der SchIerll-Schriften. Uni-
versitatsverlag Wagner. Innsbruck-
München 1967.
Es ist ein sehr persönlich geprogtes Buch,
Eine Sammlung von Reden. Aufsätzen.
Rezensionen und Berichten. Erinnerungen
eines Menschen. der Jahrzehnte immer mit
den Künstlern seines Londes irt engstem
Kontakt war. eines Mannes. der an einer
wichtigen Stelle im Unterrichtsministerium
stand. Doch vieles. allzuvieles hat nur be-
schrankten Wert. ist weder in sprachlicher
noch gedanklicher Hinsicht. aber auch nicht
durch die Einmaligkeit des Erlebnisses zur
Uberlieferung pradßtiniert. Vieles war auch
nur für den Tog gedacht. wie etwo verschie-
dene Gedenkreden anläßlich siebzigster.
achtzlgster. neunzigster usw. Geburtstage.
Manches davon hat ober auch mehr, ia fast
dokumentarischen Wert. Wir denken da
besonders an die ..Musikbriefe" aus dem
Jahre 1926 und die .,Hommage o Herbert
Boeckl". bei der Betrachtung über die
Pflanzennamert werden wir an Ferdinand
Ebner erinnert. wie wir bei der Rede zu
Ludwig von Fickers so. Geburtstag an Georg
Trakl denken.
Man könnte vielleicht an Wilhelm von Kü-
gelgen denken. In manchen Aufsätzen.
Begegnungen mit Zeitgenossen. kommen die
vorliegenden Zeilen diesem einst gerne
gelesenen. stillen Buch nahe. Doch dazu
sind die einzelnen Beiträge zu offiziell,
meist auch nicht verbindlich. Man spürt
zwar den Menschen und nimmt seine Mensch-
lichkeit gerne zur Kenntnis, hält aber letzten
Endes meist nur dürres Konzept in den
Händen.
Es gibt heute fast kein Werk ohne Druck-
fehler. eine solche Häufung wie in der vor-
liegenden Schrift ist dem Rezensenten aber
noch in keinem der Offentlichkeit über-
gebenen Buch begegnet (sogar bei der
Poginlerungl).
Alois Vogel
EINGELANGTE BÜCHER:
Giuseppe Marchiori. Matisse. 135 Seilen. 119
Abb. davon 16 Farbtafeln. Leinen 1967.
w. Kohlharvlrvter Verlag. Stuttgart. DM 4a.-
Fritz Löffler. Otto Dix 7 Leben und Werk.
131 Seiten Text mit Illustrationen. 227 Bild-
tafeln. Leinen 1967. Anton Schroll Verlag.
Wien. S 390.-
Anton Sailer, Das private Kunstkabinett -
Klassik und Nladerne. Kontraste und Ver-
gleiche. 100 seilen mit 117 einforbigen und
a7 mehrfarbigen. zum Teil ganzseitigen Ge-
mäldewiedergaben und Abb.. Leinen 1967.
Verlag Karl Thiemig K.G..München. 0Min.-
Antonio Rodegruez. Der Mensch in Flammen,
Wandmalereien in Mexiko von den Anfängen
bis zur Gegenwart. 255 Seiten. 279 Abb.. Lei-
nen 18967. VEB Verlag der Kunst. Dresden,
DM 7 .-