MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XV (1970 / Heft 110)

Zahlreich sind die Schwarzlotmalereien nach 
Ridingers „Darstellung verschiedener Thiere. 
Nach ibren Arten in mannigfaltigen Bewegun- 
gen nach der Natur gezeichnet und in Kupfer 
gestochen von jobann Elias Ridinger. Augs- 
burg" (Porz. Man. Kat. Cf50, ÖMAK C II]13). 
In diesen Kupferstichen werden die Tiere 
meist einzeln wiedergegeben, selten zu Grup- 
pen zusammengestellt. Das landschaftliche 
Ambiente ist charakterisiert durch immer 
wiederkehrende Motive 7 die Diagonale von 
Bäumen und Baumstriinken, die Höhle, die 
den Tierkörper umschließt, Felsblöcke und 
lirdmassen in stufenförmiger Anordnung als 
willkommene Mittel der Präsentation mehrerer 
Tiere. Auch Architektonisches (Portale, Ge- 
wölbeausschnitte) kehrt immer wieder. 
Für den Schwarzlotmaler ergab sich i wie 
bei jeder Übertragung einer Vorlage auf eine 
Gefäßform i das Problem der Anpassung, 
hier der Anpassung einer bochformatigen 
Komposition an runde oder querrechteckige 
bzw. querovale Flächen. Mehrhgurige Kom- 
Positionen des Stiches werden in die Breite 
gezogen; bei einem vorgegebenen Rund 
(Schüssel) werden die Tiere wie Steine eines 
Mosaiks zusammengesetzt, wobei das Additive 
dieser Komposition oft spürbar bleibt. Ver- 
satzstiickartig, wie der Scbwarzlotmaler die 
einzelnen Tiere immer wieder verwendet, ge- 
braucht sie schon Ridinger, etwa bei den nieder- 
brechenden Hirschen in den bereits erwähnten 
Stichen "Das umstellte Jagen" und „Das 
Brunft Schiessen" aus dem Kupferstichwerk 
„Vorstellungen der vortreflichcn Fürsten 
Lust . . ." 
Das landschaftliche Ambiente, bei Ridinger 
den ganzen Bildraum ausfüllend, wird re- 
duziert zu einer Insel, die großformatige Blatt- 
büschel und Steine nach unten abschließen. 
Zwischen Schwarzlotmalerei des Spiegels und 
Laub- und Bandelxßwerk des Randes entsteht 
eine neutrale Zone, da der durch das Hoch- 
rechteck gegebene Abschluß des Kupfer- 
stiches fehlt. Die Beziehung Bild-Rahmung 
wird in der Schwarzlotmalerei ganz unter- 
schiedlich behandelt. Manchmal korrespon- 
diert das Laub-, Bandel- und Gitterwerk der 
Innen- und Außenrahmung durch Punktreihen 
miteinander 34, manchmal ist das Laub- und 
Bandelwerk des Tellerrandes einer 
relativ durchgehenden Linie nach innen zu 
abgeschlossen und erzielt den optischen Effekt 
einer Umrahmungß. Häuiig jedoch, wie bei 
den Umrahmungen der Ticrdarstellungen 
(Abb. 34, 37), sind Komposition nach außen 
und Ornament des Randes nach innen zu 
„offenf während eine durchgehende Linie das 
Laub- und Bandelwerk nach außen zu, den 
Schwüngen des Tellerrandes folgend, ab- 
schließt. In manchen Fällen scheinen sich 
Randornamcnt und Abschluß der Darstellung 
über die undekorierte Zone hinweg ineinander 
zu verzahnen. Besonders deutlich wird dies 
an den unteren Abschlüssen der „Inseln": 
Steine, Gras- und Blattwerk drehen sich 
allmählich in Aufsicht, wachsen manchmal 
sogar hinab und werden fast schon selbst 
Ornament, sind zwar unregelmäßiger, jedoch 
der ebenfalls in ParallelschraHur gegebenen 
gesprengten Palmette des umgebenden Or- 
naments angenähert (Abb. 34, 37). 
mittels 
 
38 
Eine ganze Serie von Schwarzlotmaleteien, 
umrahmt von dem immer gleichbleibenden 
Laub- und Bandelxiverk, sind auf die „Dar- 
stellung verschiedener Thiere . . ." zurückzu- 
führen: 
N. 5 Englische par force und Teutsche 
jagt-Hunde 
ÖMAK Inv. Ke 6680 
Sau-Rüden (Abb. 33) 
ÖMAK Inv. Ke 6688 (Abb. 34) 
Kleine Wild Englische Hasen- und 
Stoeber Hunde 
Slg. Liechtenstein, Wien, PIN 1705 
Dachs-Schließer, Dachs-Würger 
Slg. Liechtenstein, Wien, PIN 1709 
Daenischer, und zerschidene Budel- 
Hunde 
Slg. Liechtenstein, Wien, PIN 1706 
. 37 Ruhender Löwe (Abb. 35) 
. 40 Alte Löwen (Abb. 36) 
ÖMAK Inv. K: 6671 (Abb. 37) 
47 Eine nach Raub eilende Löwin 
ÖÄIAK Inv. Ke 6679 
49 Faelschlich schmeichlender Tiger 
(Abb. 39) 
50 Ein laurender Tiger (Abb. 40) 
S2 Ein den Raub verzehrender Tiger 
(Abb. 38) 
ÖMAK Inv. Ke 6672 (Abb. 41) 
. 54 Ein den Raub verzebrender Baehr 
(Abb. 43) 
Der Baehr erschreckt (Abb. 42) 
ÖMAK Inv. Kc 6678 (Abb. 44) 
N. 12 
N. 15 
N. 18 
zzz 
Z  
N. 71 
Ridingets Werke sind oflensichtlich bald nach 
Erscheinen von der Wiener Manufaktur auf- 
gekauft und verwendet worden. Neben den 
schon erwähnten Einzelblättern Ridingers und 
der „Darstellung verschiedener Thiere" ge- 
langte auch dic „Betrachtung der wilden 
Thiere. Mit beygefügter vortrefflichen Poesie 
des hoch-berühmten Herrn, Barthold Heinrich 
Brockes, etc. Augsburg 1736" in die Barock- 
bibliothek des Österreichischen Museums für 
angewandte Kunst (Kat. C[85 der Porzellan- 
manufaktur, Barockbibliothek C II 12). jedoch 
I .1  4.1,". 4l.-,..1.-,- 
.14" 
   
3B . 3.. 111 den Raub verzehrcnder Tiger 
3') . 49 sthlich w! hlender Tiger 
40 N 50 111 laurender 11 r 
41 Srhusstl, Wiener Porztllan. um 1750 475a, Bunde-x 
blau 1111te1'gl:1sur, cingcpreßt: o und .-1 n, NIAICYHHITIYY 
1) ra. 42m1. ÜMAK, Inv. K: m12. vu1. Abb. 3x- 
ANMERKUNUhN a4 so 
M Haywnrd, 111. 2 y TCllCf. um 112a 
v HJYXYIIILI, 1.411,1; "Teller. 11m 17m. 
M s. I)LXKYCK. Fnntcubergcr Porzellan, Braunschweig 
BcLIll, Figuren. s. 1:, Abbn Aucrochsc, große s 
Modell Nr. 140 u Simon Feilner nach dem Slic 
- Elias Ilinliugtr "Auswuchs im Zome" (Abb. 2 
sutb von Ridinger. 173a. aus „Enrwurffl 
 Augsburg 1m. Ouginnlsiich Stuttgart, 
 
1735. 
 
   
 
 
37 Herbert Drcycr. Der Porlcllannnler August O. E. v0 
Busch m11 11711. Hildesheim 11131, 8.6, T1), Abb. 
Ridmgcr-Stich (Th.67), Untertasse, Kunstgt-werlwem 
Hilflcsllcinl. 
w 1mm, T.1l, Abbiv. Teller smu. Porzellansani 
Dresden. Abb. 111 Ridilurrr-St 111;). 
.11 s. llucret, Augsburger lla11x111.1l1-1', in: um Wcltkunsl 
um 19, s. s b, Abb. 1, 2. 
  
 

	        
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