Zahlreich sind die Schwarzlotmalereien nach
Ridingers „Darstellung verschiedener Thiere.
Nach ibren Arten in mannigfaltigen Bewegun-
gen nach der Natur gezeichnet und in Kupfer
gestochen von jobann Elias Ridinger. Augs-
burg" (Porz. Man. Kat. Cf50, ÖMAK C II]13).
In diesen Kupferstichen werden die Tiere
meist einzeln wiedergegeben, selten zu Grup-
pen zusammengestellt. Das landschaftliche
Ambiente ist charakterisiert durch immer
wiederkehrende Motive 7 die Diagonale von
Bäumen und Baumstriinken, die Höhle, die
den Tierkörper umschließt, Felsblöcke und
lirdmassen in stufenförmiger Anordnung als
willkommene Mittel der Präsentation mehrerer
Tiere. Auch Architektonisches (Portale, Ge-
wölbeausschnitte) kehrt immer wieder.
Für den Schwarzlotmaler ergab sich i wie
bei jeder Übertragung einer Vorlage auf eine
Gefäßform i das Problem der Anpassung,
hier der Anpassung einer bochformatigen
Komposition an runde oder querrechteckige
bzw. querovale Flächen. Mehrhgurige Kom-
Positionen des Stiches werden in die Breite
gezogen; bei einem vorgegebenen Rund
(Schüssel) werden die Tiere wie Steine eines
Mosaiks zusammengesetzt, wobei das Additive
dieser Komposition oft spürbar bleibt. Ver-
satzstiickartig, wie der Scbwarzlotmaler die
einzelnen Tiere immer wieder verwendet, ge-
braucht sie schon Ridinger, etwa bei den nieder-
brechenden Hirschen in den bereits erwähnten
Stichen "Das umstellte Jagen" und „Das
Brunft Schiessen" aus dem Kupferstichwerk
„Vorstellungen der vortreflichcn Fürsten
Lust . . ."
Das landschaftliche Ambiente, bei Ridinger
den ganzen Bildraum ausfüllend, wird re-
duziert zu einer Insel, die großformatige Blatt-
büschel und Steine nach unten abschließen.
Zwischen Schwarzlotmalerei des Spiegels und
Laub- und Bandelxßwerk des Randes entsteht
eine neutrale Zone, da der durch das Hoch-
rechteck gegebene Abschluß des Kupfer-
stiches fehlt. Die Beziehung Bild-Rahmung
wird in der Schwarzlotmalerei ganz unter-
schiedlich behandelt. Manchmal korrespon-
diert das Laub-, Bandel- und Gitterwerk der
Innen- und Außenrahmung durch Punktreihen
miteinander 34, manchmal ist das Laub- und
Bandelwerk des Tellerrandes einer
relativ durchgehenden Linie nach innen zu
abgeschlossen und erzielt den optischen Effekt
einer Umrahmungß. Häuiig jedoch, wie bei
den Umrahmungen der Ticrdarstellungen
(Abb. 34, 37), sind Komposition nach außen
und Ornament des Randes nach innen zu
„offenf während eine durchgehende Linie das
Laub- und Bandelwerk nach außen zu, den
Schwüngen des Tellerrandes folgend, ab-
schließt. In manchen Fällen scheinen sich
Randornamcnt und Abschluß der Darstellung
über die undekorierte Zone hinweg ineinander
zu verzahnen. Besonders deutlich wird dies
an den unteren Abschlüssen der „Inseln":
Steine, Gras- und Blattwerk drehen sich
allmählich in Aufsicht, wachsen manchmal
sogar hinab und werden fast schon selbst
Ornament, sind zwar unregelmäßiger, jedoch
der ebenfalls in ParallelschraHur gegebenen
gesprengten Palmette des umgebenden Or-
naments angenähert (Abb. 34, 37).
mittels
38
Eine ganze Serie von Schwarzlotmaleteien,
umrahmt von dem immer gleichbleibenden
Laub- und Bandelxiverk, sind auf die „Dar-
stellung verschiedener Thiere . . ." zurückzu-
führen:
N. 5 Englische par force und Teutsche
jagt-Hunde
ÖMAK Inv. Ke 6680
Sau-Rüden (Abb. 33)
ÖMAK Inv. Ke 6688 (Abb. 34)
Kleine Wild Englische Hasen- und
Stoeber Hunde
Slg. Liechtenstein, Wien, PIN 1705
Dachs-Schließer, Dachs-Würger
Slg. Liechtenstein, Wien, PIN 1709
Daenischer, und zerschidene Budel-
Hunde
Slg. Liechtenstein, Wien, PIN 1706
. 37 Ruhender Löwe (Abb. 35)
. 40 Alte Löwen (Abb. 36)
ÖMAK Inv. K: 6671 (Abb. 37)
47 Eine nach Raub eilende Löwin
ÖÄIAK Inv. Ke 6679
49 Faelschlich schmeichlender Tiger
(Abb. 39)
50 Ein laurender Tiger (Abb. 40)
S2 Ein den Raub verzehrender Tiger
(Abb. 38)
ÖMAK Inv. Ke 6672 (Abb. 41)
. 54 Ein den Raub verzebrender Baehr
(Abb. 43)
Der Baehr erschreckt (Abb. 42)
ÖMAK Inv. Kc 6678 (Abb. 44)
N. 12
N. 15
N. 18
zzz
Z
N. 71
Ridingets Werke sind oflensichtlich bald nach
Erscheinen von der Wiener Manufaktur auf-
gekauft und verwendet worden. Neben den
schon erwähnten Einzelblättern Ridingers und
der „Darstellung verschiedener Thiere" ge-
langte auch dic „Betrachtung der wilden
Thiere. Mit beygefügter vortrefflichen Poesie
des hoch-berühmten Herrn, Barthold Heinrich
Brockes, etc. Augsburg 1736" in die Barock-
bibliothek des Österreichischen Museums für
angewandte Kunst (Kat. C[85 der Porzellan-
manufaktur, Barockbibliothek C II 12). jedoch
I .1 4.1,". 4l.-,..1.-,-
.14"
3B . 3.. 111 den Raub verzehrcnder Tiger
3') . 49 sthlich w! hlender Tiger
40 N 50 111 laurender 11 r
41 Srhusstl, Wiener Porztllan. um 1750 475a, Bunde-x
blau 1111te1'gl:1sur, cingcpreßt: o und .-1 n, NIAICYHHITIYY
1) ra. 42m1. ÜMAK, Inv. K: m12. vu1. Abb. 3x-
ANMERKUNUhN a4 so
M Haywnrd, 111. 2 y TCllCf. um 112a
v HJYXYIIILI, 1.411,1; "Teller. 11m 17m.
M s. I)LXKYCK. Fnntcubergcr Porzellan, Braunschweig
BcLIll, Figuren. s. 1:, Abbn Aucrochsc, große s
Modell Nr. 140 u Simon Feilner nach dem Slic
- Elias Ilinliugtr "Auswuchs im Zome" (Abb. 2
sutb von Ridinger. 173a. aus „Enrwurffl
Augsburg 1m. Ouginnlsiich Stuttgart,
1735.
37 Herbert Drcycr. Der Porlcllannnler August O. E. v0
Busch m11 11711. Hildesheim 11131, 8.6, T1), Abb.
Ridmgcr-Stich (Th.67), Untertasse, Kunstgt-werlwem
Hilflcsllcinl.
w 1mm, T.1l, Abbiv. Teller smu. Porzellansani
Dresden. Abb. 111 Ridilurrr-St 111;).
.11 s. llucret, Augsburger lla11x111.1l1-1', in: um Wcltkunsl
um 19, s. s b, Abb. 1, 2.