A Künstlerprofile
Robert Schmitt
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Shoreham by Sea, 1967, Aquarell
Kreideküste, 1966
Poisened glen (Irland), 1967,
Aquarell
Roter Berg [Irland], 1967, Aquarell
Haus in den Feldern,
Niederösterreich, 1970
Uta um-
Robert Schmitt
Zu den A uarellen des Malers
in den sec ziger Jahren
1924 in Wien geboren, lernte Robert Schmitt auf
der Wiener Akademie für bildende Künste bei
Professor R. C. Andersen. Zuerst scheint er von
Picasso und den Kubisten beeinflußt. Seine Olbilder
und Collagen gehen ganz in diese Richtung,
und besonders letztere, mit dem Einsatz ver-
sdiiedener Materialien, verfolgen einen eher
analytischen Weg.
Freilich, bereits in den späten fünfziger Jahren
finden wir Aquarelle, die eine andere Entwicklung
andeuten. Sicher sind diese Arbeiten noch eher
gedeckt gearbeitet und verraten in manchem fast
architektonischen Aufbau die Andersen-Schule,
doch zeigt sich bereits bei etlichen Blättern
eine Lockerung im Gefüge, eine Sprengung des
Rasters.
Ein Aufenthalt in England im Jahre 1962 brachte
eindeutig in Schmitts Aquarellierkunst den
Durchbruch. Plötzlich wird ietzt der Farbauftrag
lockerer, die Komposition ist ein auch in Nuancen
viel reiner abgewogenes Ganzes. Mit Blättern
von Dünkirchen gelingen Schmitt in ienem Jahr
einige Vorgriffe auf die besten Arbeiten der
späten sechziger Jahre.
Es ist interessant zu sehen, wie Schmitt zwei Jahre
später, 1964, in Norditalien wieder am Aquarell
weiterarbeitet, aber offenbar noch zu keiner
Klärung kommt. Auch im folgenden Jahr folgte eine
große Anzahl von Übungen in dieser Disziplin
und, hier schon sehr bewußt eingesetzt, Arbeiten
mit dem farbfreien Platz. Die Möglichkeit der
Intensität, die Aufnahme der verschiedenen Papiere,
die Dichte des Pinselstriches, die Bindung und
Lösung des Wassers, all das wird von Schmitt
immer wieder durchexerziert, erprobt und für sich
registriert.
Im Jahre 1966 finden wir den Künstler wieder in
England. Die Lichtverhältnisse auf der Insel haben
es ihm besonders angetan. Er sieht hier viel mehr
Farben als in dem von einem satten Grün
beherrschten kontinentalen Europa. Die Küsten
werden von ihm in immer neuen Abwandlungen
mit wenigen Pinselstrichen festgehalten. Das
Flimmern und Flirren eines solchen Grenzbereiches
ist faszinierend. Die in sich getönten Farbflächen
der hier entstehenden Aquarelle geben Tiefen und
Höhen. Eines der schönsten Blätter, die
„Kreideküste", zeigt uns, wie weit Schmitts
Zurücknahme der eingesetzten Mittel gehen kann
und doch alle Nuancen bewahrt. ln seiner
Sparsamkeit erinnert diese Gestaltung ein wenig
an fernöstliche, iaponische Pinselzeichnungen;
wir denken da im besonderen an Sengai. Hier
freilich kommt nach ein ausgewogenes Farb-
empfinden dazu. Die verblassenden Töne eines
Blaugraus schaffen eine Durchsiditigkeit des
Himmels, der sich in zarten Abstufungen im Meer
widerspiegelt. Schatten zeichnen einen Kontur,
der sich verdichtet oder auflöst.
1967 werden die Farbkontraste stärker. Der
Pinselstrich ist heftiger, die kraftvollen Schwünge
nähern sich immer mehr und mehr einem action
painting, ohne iedoch iemals die konkreten Bezüge
zu verleugnen. lmmer noch ist die englische
Landschaft erkenntlich. Weit mehr als früher wird
das Gerinnen der Farben ausgenützt.
Im selben Jahr entstehen noch Stilleben,
und wir können schon aus der Wahl der Themen
sehen, daß es dem Künstler allein um die
Farbe ging. Auch 1968 malt Schmitt noch eine ganze
Anzahl solcher Arbeiten. Natürlich kehrt der
Aquarellist auch wieder zur Landschaft zurück.
Die Beherrschung der farblichen Möglichkeiten ist
perfekt.
Alois Vage