ten seine Gültigkeit behalten. Mit der zuneh-
menden Emanzipation der Photographie von
der Technik, das heißt mit der völligen Beherr-
schung aller optisch-mechanisch-chemischen Vor-
gänge, erfolgte auch gleichzeitig die Emanzipa-
tion der Photographie von der Natur, von der
wissenschaftlichen und Liebhaberphotographie.
Diese Situation erhielt durch die Möglichkeit,
auch die Farbe miteinzubeziehen, eine neue
Dimension. Wenn Photographieren mehr sein
sollte als Wiedergabe der Realität, als inhalt-
liche Gebundenheit an den Gegenstand, dann
war der Zeitpunkt gekommen, wo auch der
Photograph in das Gebiet des bildenden und
formenden Schaffens verstoßen konnte und das
Wie entscheidender war als das Was. Jetzt gab
es kein Hindernis mehr für den Photographen,
Selbständiges zu schaffen und eine autonome
Photographie anzustreben, deren Bilder das
Ergebnis eines schöpferischen Prozesses dar-
stellen.
Von den Photographen, die in Österreich dieser
befreiten Photographie zum Durchbruch verhal-
fen und sich einer „künstlerischen", d. h. experi-
4 W. Narbutt-Lieven, Galoktische Blume, 19H,
60 x 46 cm '
5 W. Narbutt-Lieven, Geisterstunde, 1972,
83x56cm
6 W. NarbutI-Lieven bei der Arbeit
7 W. Narbutt-Lieven, Kraftfeld, 1972, 59,5 x 45 cm