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Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Heft 141)

Das Österreichische Museum für angewandte Kunst, 
Wien, plant für Herbst 1976 eine Ausstellung 
„Wiener Porzellan - echt oder gefölscht?", die sich 
vor allem auf Leihgaben aus Privatbesitz stützt. 
In einer gleichzeitig erscheinenden Publikation soll 
das gesamte Spezialgebiet wissenschaftlich 
erfaßt und mit exakten Hinweisen zum Erkennen 
gefälschten Wiener Porzellans versehen werden. 
Besitzer von offensichtlich imitiertem Porzellan 
mit dem Bindenschild oder dubiosen Stücken werden 
um Mitarbeit gebeten. 
Außerdem werden für das ebenfalls in 
Vorbereitung befindliche Lexikon der europäischen 
Porzellanmaler 1840-1914 signierte Porzellan- 
rnalereien aus dem genannten Zeitraum gesucht. 
Zur Beratung steht Frau Dr. Waltraud Neuwirth 
im Museum ieden Mittwoch von 10 bis 12 Uhr, 
gegen Vereinbarung auch zu anderen Zeiten, 
zur Verfügung. 
 
Zu verstehen ist diese Konstellation folgender- 
maßen: das Porzellan stammte aus der Berliner 
Manufaktur, es wurde von einem Dresdener 
Porzellanmaler dekoriert, und der Wiener 
Bindenschild bezeichnete das „Genre Alt-Wien" 
oder wurde eventuell erst später hinzugefügt. 
Der sehr bekannte Wiener Porzellanmaler 
F. Wagner (Abb. 6) bezog sein Porzellan, wie viele 
Wiener Maler, zum größten Teil aus Böhmen 
und versah seine Malereien immer mit seiner 
Signatur, häufig auch mit dem Wiener Bindenschild. 
Die Menge des dekorierten Porzellans mit dem 
posthumen Bindenschild ist nicht zu unterschätzen, 
wurde doch allein aus Österreich „farbiges" 
Porzellan tonnenweise und im Wert von mehreren 
Millionen Gulden iährlich vor allem nach Amerika 
ausgeführt. Diese Porzellanmalereien, entstanden 
in der Zeit des Historismus als Fälschungen oder 
Imitationen, häufig aber auch als hochwertige, 
künstlerisch selbständige Arbeiten, sind heute 
bereits zum begehrten Sammelgebiet geworden. 
Sie werden von allen großen Londoner 
Auktionshäusern verkauft. Eine Zweigstelle 
des großen Londoner Auktionshauses, Sotheby's 
Belgravia in der Matcomb Street, führt besonders 
seit den siebziger Jahren regelmäßig Porzellan- 
malereien des späten 19. Jahrhunderts, darunter 
viele mit dem posthumen Wiener Bindenschild. 
Wiewohl völlig korrekt als spätes Porzellan 
deklariert, erzielen diese Obiekte Preise bis zu 
1000 Pfund. 
Literatur zu obigem Thema von W. Neuwirt 
Wiener Porzellan im spalen 19. Jahrhundert, 
Porzellan GUS Wien, Wien 1974, s. w-ve. 
Die Situation der Wiener Keramik im Später! w. Jahr- 
hundert, mit einer Liste der Wiener Porzellanmaler, 
m: Wiener Keramik Historismus, Jugendstil, Art deco, 
Braunschweig 1974. Wiener Porzellan - EChY oder 
gefalscht, lrr Weltkunst 911975, s. wem. 
 
 
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